Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
052 - Die Schlangengrube

052 - Die Schlangengrube

Titel: 052 - Die Schlangengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Höhepunkt. Lucia, ein bildhübsches Mädchen von achtzehn Jahren, war von Geburt an stumm. Mit den Schlangen verstand sie sich aber, als sei sie eine von ihnen. Die geschuppten Reptilien reagierten auf jeden Blick und jeden Wink. Ein besonders schönes Exemplar einer Schwarzen Mamba war um Lucias Hals gewunden. Die Schlange hieß Sartana. Sie konnte Zähl- und Rechenkunststücke vollführen und in einem einfachen Morsecode klappern.
    »Lucia gibt ihr Zeichen. Das ist ganz klar«, sagte Dorian.
    »Wahrscheinlich«, antwortete Coco. »Aber es ist faszinierend. Ich hätte nie geglaubt, dass man eine Schlange derart abrichten kann.«
    Der Ansager fragte: »Wieviel ist fünf mal sechs, Sartana?«
    Die Schwarze Mamba züngelte dreißig Mal. Die Zuschauer zählten mit. Lauter Beifall erscholl. Zum Schluss wiegten alle sieben Schlangen zu den Klängen eines Wiener Walzers die Oberkörper.
    »Dass diese Schlangen ihre Giftzähne noch haben, glaube ich nicht«, sagte Dorian. »Da kann mir der Ansager viel erzählen.«
    Als hätte er diesen Einwand gehört, rief der Ansager mit Stentorstimme: »Und nun der Beweis, dass Lucias Schützlinge tatsächlich hochgiftig sind. Nur einmal in der Woche treten wir diesen Beweis an, aus naheliegenden Gründen, denn trotz unserer Vorliebe für Hammelfleisch wollen wir uns nicht ausschließlich davon ernähren. Hahahaha!«
    Ein blökender Hammel wurde von zwei jungen Zigeunern auf die Bühne gezerrt. Lucia deutete auf ihn. Ihre Augen loderten. Die Schlangen glitten auf den Hammel zu, richteten sich auf und ließen die Köpfe hin und her pendeln. Lucias Hand schlug nach unten. Die Schlangen stießen zu. Der Hammel blökte jämmerlich. Er begann zu zucken und fiel um.
    Tosender Beifall verabschiedete Lucia.
    »Na?«, fragte Coco.
    »Der Hammel war schon vorher vergiftet. Oder er wurde mit einer giftigen Nadel gestochen oder etwas Ähnliches«, sagte Dorian überzeugt.
    Der bärtige Muskelmann Herkules zerriss brüllend dicke Ketten und stemmte Zentnergewichte. Er hob zwei Männer aus dem Publikum hoch und trug sie ein paar Mal über die Bühne. Dann kamen Pancho Seguila und seine Liliputaner. Pancho Seguila war ein Nadelkopf. Auch seine Hände und Füße waren verkümmert; er konnte sich nur an Krücken fortbewegen. Sein Rumpf und die Arme und Beine waren normal entwickelt wie die eines durchschnittlichen Mannes. Der Kopf aber war nicht größer als ein Apfel, und an den sich verdünnenden Handgelenken saßen die Füßchen und Händchen eines dreijährigen Kindes.
    »Das ist ja ein Freak!«, sagte Coco erstaunt.
    Sie hatte Recht. Es war einer der furchtbar bestraften Ausgestoßenen der Schwarzen Familie, die es überall in der Welt gab. Sie waren früher Dämonen gewesen, die wegen eines Vergehens aus den Reihen der Schwarzblütigen verbannt und mit extremen körperlichen Mängeln bestraft worden waren.
    Der Freak ließ die Liliputaner tanzen und Späße machen.
    Nach diesem Auftritt kam der absolute Höhepunkt des Abends: Raffael Amalfi. Mehrere Tuschs begleiteten seinen Einzug. Er nahm den Applaus mit würdevollem Nicken entgegen.
    »Raffael Amalfi!«, rief der Ansager immer wieder.
    Amalfi ließ sich von ein paar Zuschauern mit Ketten und Lederriemen fesseln. Zwanzig Pfund sollten die Zuschauer erhalten, wenn es ihm nicht gelang, sich innerhalb von zehn Minuten zu befreien. Nach sieben Minuten hatte sich der Künstler befreit.
    »Will es noch jemand versuchen?«, rief Raffael Amalfi und sah sich im Publikum um.
    »Wollen mal sehen, ob er auch mit einem guten doppelten Seemannsknoten fertig wird«, sagte Dorian und erhob sich.
    Er trat auf die Bühne und ließ eine Zehn-Pfund-Note sehen. Lächelnd hielt ihm Raffael Amalfi die Hände hin. Er verriet mit keinem Zeichen, dass er Dorian bereits kannte. Dorian überzeugte sich zunächst einmal davon, dass der Strick nicht präpariert war. Dann fesselte er Raffaels Hände und Füße mit mehreren komplizierten Knoten.
    »Wollen Sie nicht meinen Körper auch noch verschnüren?«, fragte Amalfi.
    »Nicht nötig. Wenn Sie diese Fesseln innerhalb zehn Minuten abstreifen, können Sie die zehn Pfund haben.«
    Raffael Amalfi kam ins Schwitzen. Er schaffte es buchstäblich in letzter Sekunde. Jovial klopfte er Dorian Hunter auf die Schulter. »Mein Kompliment, Sir! So schwer hat es mir noch keiner gemacht. Wo haben Sie denn den Bertoni-Knoten gelernt?«
    »Ich komme viel herum«, sagte Dorian und kehrte auf seinen Platz zurück. Er hatte nicht geglaubt,

Weitere Kostenlose Bücher