Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
052 - Großfuß

052 - Großfuß

Titel: 052 - Großfuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
antwortete. Er hatte sich wieder beruhigt.
    »Ich war lange Jahre Hannas Anwalt«, sagte er. »Sie hatte kein Geheimnis vor mir. Sie mag vielleicht eine Zuneigung zu einer bestimmten Person gefühlt haben, und ich habe manchmal die Möglichkeit einer Verheiratung erwogen; aber sie konnte sich nicht verheiraten ohne meine Einwilligung.«
    Selbst Super war starr vor Staunen.
    »Und warum?« fragte er.
    Cardew gab eine einfache Erklärung. Als seine Frau starb, hatte sie Hanna eine jährliche Rente ausgesetzt, die eine ziemlich beträchtliche Summe ausmachte - unter der Bedingung, daß sie sich ohne die Zustimmung ihres Mannes nicht verheiraten sollte.
    »Meine arme Frau konnte den Gedanken nicht ertragen, daß ich allein bleiben sollte, ohne einen Menschen, der für mich sorgte, und sie hat ihr deshalb das Legat unter der Bedingung vermacht, daß sie in meinen Diensten bliebe und sich nicht verheiratete, wie ich Ihnen schon vorher sagte.«
    »Wie hoch belief sich die jährliche Rente?«
    »Ungefähr zweihundert Pfund - das war für Hanna sehr viel Geld. Mit einer Ausnahme«, fuhr er nach einem kleinen Zögern fort, »hat mir Hanna alle ihre Geheimnisse erzählt. Und diese Ausnahme ereignete sich vor drei Jahren, als sie mir einen großen, versiegelten Briefumschlag übergab und mich bat, ihn für sie aufzuheben. Ich fragte sie natürlich, welche Dokumente sie mir zur Aufbewahrung einhändigte. Aber in diesem Punkt verweigerte sie energisch jede Auskunft. Natürlich bin ich nicht weiter in sie gedrungen, weil ihre Jugend sehr traurig war. Wir haben sie aus einem Waisenhaus geholt, und über ihrer Herkunft liegt ein Schleier. Ich habe niemals genauer nachgeforscht, aber sie hat sich dauernd bemüht, Licht in das Dunkel zu bringen. Ich habe die Vermutung, daß der Briefumschlag die Resultate ihrer Nachforschungen enthielt.«
    Super nickte.
    »Das ist sehr merkwürdig«, sagte er, »und ich muß natürlich diesen Briefumschlag haben. Wo bewahren Sie ihn auf?«
    »In meinen Büroräumen in King's Bench Walk«, sagte Cardew. »Wenn Sie sich die Mühe machen, heute dorthin zu schicken, so werden Sie ihn in einem kleinen japanischen Lackkasten finden, der auf dem Deckel die Buchstaben H. S. trägt. Es ist einer von den wenigen Aktenkästen, die in meinem Büro zurückgeblieben sind. Es liegen noch mehrere andere Papiere darin, die, wenn ich mich recht besinne, eine beglaubigte Abschrift des auf Hanna bezogenen Absatzes des Testaments meiner Frau enthalten, dann noch Briefe, die wir von dem Direktor des Waisenhauses erhielten, ihre Geburtsurkunde und ähnliche Schriftstücke, die aber mehr oder weniger unbedeutend sind.«
    Er griff nach seinen Kleidern, die auf einem Stuhl vor seinem Bett lagen, und überreichte dem Oberinspektor einen Schlüsselbund.
    »Hier sind die Büroschlüssel. - Haben Sie nichts Neues entdeckt?«
    »Nichts«, sagte Super. »Wie sie zurückkehrte und in das Haus ging, während Lattimer dort faktisch auf den Türstufen saß, grenzt fast an Zauberei. So etwas Ähnliches ist in keinem der bisherigen Mordfälle bekannt geworden.« »War Lattimer die ganze Zeit dort?« fragte Cardew schnell.
    »Ja«, sagte Super nachdrücklich.
    Mr. Cardew strich mit der Hand über sein unrasiertes Kinn.
    »Ich habe meine eigenen Gedanken, aber ich möchte sie nicht aussprechen, bevor ich sie nicht vollständig ausgearbeitet habe.«
    Er sah, wie sich Supers Lippen kräuselten, und lächelte, während jener mißmutig dreinschaute.
    »Sie glauben nicht recht an Theorien, und doch schwöre ich, daß meine Theorie, wie der Mörder aus der Küche entkam, genau stimmt.«
    »Dann erzählen Sie doch«, sagte Super etwas kühl.
    »Die beiden, nämlich Hanna und ihr Mörder, gingen zusammen in die Küche. Einer der beiden, entweder er oder sie, schloß von innen ab. Dann wurde sie ermordet und fiel gegen die Tür. Der Mann hatte nicht die Nervenkraft, ihren Körper aufzuheben, und entschloß sich, durch das kleine Fenster in der Wand zu fliehen. Der Schlüssel, der auf der Innenseite steckte, hat ihn wahrscheinlich dazu veranlaßt. Als er erst im Speisezimmer war, war es eine einfache Sache, den Rolladen herunterzuziehen, da es ein Schnappschloß ist...«
    Super schlug sich aufs Knie.
    »Das ist richtig, so war es«, stimmte er ohne Zurückhaltung zu. »Da haben Sie eine prachtvolle Theorie ausgearbeitet, und ich wäre nicht im mindesten überrascht, wenn sie richtig wäre. Aber wie ist er hinein- und herausgekommen, ohne daß Lattimer

Weitere Kostenlose Bücher