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052 - Großfuß

052 - Großfuß

Titel: 052 - Großfuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihn gesehen hat?«
    »Es gibt doch noch eine Hintertür ...«, begann Cardew.
    »Die war verriegelt und von innen zugeschlossen«, erwiderte Super prompt. »Alle Fenster sind mit Rolläden versehen und außerdem noch durch Eisenstangen gesichert. Niemand ist diesen Weg heraus- oder hineingekommen. Wenn der Mörder durch die Hintertüre ging, wie ist es ihm dann gelungen, die Tür wieder von innen zu schließen? Nein, Mr. Cardew, so war es nicht.«
    Cardew nickte bedächtig.
    »Da stimme ich mit Ihnen überein«, sagte er. »Und ich will auch zugeben, daß es nicht meine eigene Überzeugung ist. Vielleicht werde ich Ihnen eines Tages eine Hypothese mitteilen, die selbst Sie überzeugt, mein lieber Oberinspektor.«
    Als sie die Treppe hinuntergingen, sagte Super: »Hypothese? Das ist etwas ganz Neues für mich. Wenn diese Kerle anfangen, lateinisch zu reden, dann bin ich verloren. Aber er hat ganz bestimmt recht mit seiner Erklärung, wie der Mörder aus der Küche entkommen ist. Und daß er das herausgebracht hat, ist ganz gegen meine Erwartung. Ich dachte, er würde eine Theorie aufstellen von unterirdischen Gängen oder von Geheimtäfelungen und Geheimtüren in der Wand, die wie ein Bücherschrank von außen aussehen, der sich dreht, wenn man eine Feder oder auch zwei drückt. Dann wird eine lange Reihe von Stufen sichtbar, und aus dem Gang dringt Erdgeruch herauf.«
    »Super, ich glaube, Sie lesen Kriminalromane«, lachte Jim.
    »Ich lese immer alles in der Zeitung, mit Ausnahme der Börsenberichte. Und die würde ich auch lesen, wenn nicht so viele Zahlen darin ständen.«
    Merkwürdigerweise fühlte sich Jim nicht mehr müde. Er nahm seinen Platz am Steuer wieder ein und lenkte den Weg durch die belebten Straßen von Pawsey auf die offene Landstraße hinaus. Und selbst wenn er müde gewesen wäre, hätte ihn Super wachgehalten. Denn der alte Mann war außergewöhnlich gesprächig, und die ersten fünfundzwanzig Kilometer des Weges nach London hielt er ihm einen langen Vortrag über die Vorzüge und Nachteile der Schulbildung.
    »Als ich in die Polizeitruppe eintrat, mußte man nur lesen, rechnen und schreiben können. Wenn man mehr Einbrecher und Diebe dingfest machte als andere Detektive, wurde man befördert. Auch wenn man überhaupt nichts von Differenzenrechnung wußte... Wie heißt doch bloß das Wort richtig - es hat irgend etwas mit Kalkulation zu tun ...«
    »Sie meinen Differentialrechnung.«
    »Ja, das meine ich. Man brauchte auch nichts über Botanik oder Zoologie oder sonst etwas zu wissen. Das einzige, was man zu tun hatte, war, die Augen aufzuhalten und womöglich den Verbrecher bei der Tat zu fassen. Wenn man einen Kerl erwischte, der größer und stärker als man selbst war und der anfing, sich zur Wehr zu setzen, dann mußte man noch ein bißchen Anatomie verstehen, um ihn an der richtigen Stelle mit dem Stock zu treffen. Aber das war praktisch alle Wissenschaft, die man in früheren Tagen lernte. Ich habe niemals ein Mikroskop gebraucht, es sei denn, um mein kleines Gehalt damit zu betrachten. Auch keine chemischen Probiergläser. Die modernen Luxusdetektive brauchen solche Dinge, um herauszubekommen, ob der Fleck auf der Manschette Bier oder Blut war. All das hat man früher nicht auf einer Polizeistation gesehen. Persönlich will ich nichts gegen eine gute Erziehung sagen. Ich würde gerne sechs Sprachen sprechen, und es wäre mir angenehm, wenn ich mich gebildet in Suaheli unterhalten könnte. Aber ich bin auch ohne alle diese Vorzüge etwas geworden. - Jetzt gehe ich zu Cardews Büro, um den Briefumschlag von Hanna Shaw zu holen. Kommen Sie mit?«
    Die Andächtigen strömten aus der Kirche des Temple, als der schmutzbespritzte Wagen vor Cardews Büro hielt. Jim, der das Gebäude sehr gut kannte, führte ihn die Treppe hinauf bis zu der großen eisernen Außentür. Im Temple hat jede einzelne Flucht von Bürozimmern doppelte Türen. Wenn die äußere Tür geschlossen ist, zeigt das an, daß der Insasse nicht gestört werden will. Aber während der Bürostunden steht sie auf. Durch die innere Tür kann man eintreten, ob sie offensteht oder geschlossen ist. Nun war die äußere Tür aber nicht verschlossen, und als der Detektiv den großen Schlüssel in das Schloß steckte, fühlte er, daß sie unter seinem Druck nachgab.
    »Es ist nicht abgeschlossen«, sagte er und ging hinein. Sie kamen in einen engen Gang, an dessen rechtem hinterem Ende Elfa Leighs Büro lag, wie Jim wußte. Die Tür war

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