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052 - Großfuß

052 - Großfuß

Titel: 052 - Großfuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Erlebnisse zum Reden bringen. Aber er singt nur immer das verrückte Lied von dem maurischen König, der auf und ab reitet. Es mag ja ein ganz schönes Lied sein, aber mir gefällt es nicht. Anscheinend war es seine Lieblingsmelodie. Ich sah sie auf dem Notenpult des Klaviers stehen, als ich sie besuchte. In der Bibliothek habe ich auch verschiedene Bücher über spanische Dichtkunst gefunden. Daraus habe ich dann meine Schlüsse gezogen. - Wenn Sie noch irgendwelche Vermutungen oder Theorien über den Mörder haben, dann wissen Sie ja meine Telefonnummer. Ich werde mich stets dafür interessieren. Die Londoner Polizei teilte mir mit, daß sie nichts über den Einbruch in Ihrem Büro herausgebracht hat.«
    »Das wundert mich«, sagte Mr. Cardew trocken. »Der Zusammenhang zwischen dem Mord und der Verbrennung der Dokumente der armen Hanna ist doch sehr augenfällig. Das müßte doch Scotland Yard auch einsehen.«
    »Nichts ist klar in Scotland Yard«, sagte Super freundlich.
    Mr. Leigh war in ein Krankenhaus in der Weymouth Street gebracht worden. Spät am Vormittag fand Super Zeit, dort einen Besuch abzustatten und sich nach seinem Patienten zu erkundigen. Elfa kam in den Empfangsraum herunter. Ihre Wangen waren frisch und rosig, und ihre Augen leuchteten, obgleich noch Tränen darin schimmerten.
    »Er schläft jetzt«, sagte sie.
    »Erkennt er Sie?« fragte Super.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Noch nicht ganz - ich muß mich aber auch in den letzten sechs Jahren sehr verändert haben. Er fragte mich, ob ich sein kleines Mädchen kenne.« Dabei zitterten ihre Lippen. »Wenn ich außer Fassung bin und weinen muß, so tadeln Sie mich, Super. Ist es nicht wunderbar, daß ich ihn wiedergefunden habe?«
    »Ich habe ihn gefunden«, sagte Super.
    Sie nahm seine rauhe Rechte zwischen ihre Hände und drückte sie.
    »Ja, das haben Sie getan«, sagte sie sanft. »Niemand außer Ihnen hätte den Gesang mit meinem lieben Vater in Zusammenhang gebracht. Das Seltsamste ist doch, daß ich ihn an dem Abend singen hörte, als ich auf der Klippe lag. Ich dachte damals, daß ich träumte.«
    »Wußten Sie denn überhaupt etwas von dem Vagabunden, der spanische Lieder sang?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich sicher gewesen, daß es mein lieber Vater war, obgleich ich längst annehmen mußte, daß er tot ist. Er hat auch all die Lebensmittel auf die Treppe in Edward Square gelegt. Er muß sich irgendwie an die Vergangenheit erinnert haben. Was ich nicht verstehen kann, ist nur, daß er niemals das Haus betrat oder sich zeigte. Er hat sich all die Jahre lang versteckt - ich möchte nur wissen, warum.«
    Super lachte breit.
    »Das hatte ich schon seit langer Zeit vermutet.«
    Ein paar Türen von dem Krankenhaus entfernt wohnte der berühmte Arzt, den Super auf eigene Verantwortung zu Rate gezogen und gebeten hatte, eine Untersuchung von Mr. Leigh vorzunehmen. Super hatte Glück. Er traf den Doktor zu Hause, und der Bericht klang sehr ermutigend.
    »Ich würde ihn nicht für geisteskrank halten, obgleich man ihn nicht für seine Handlungen verantwortlich machen kann. Alle Symptome weisen darauf hin, daß ein schwerer Druck auf seinem Gehirn lastet. Wenn man diesen Druck aufheben kann, besteht gute Aussicht, daß Mr. Leigh wieder vollkommen normal wird. Ich kann Ihnen natürlich nicht mit voller Gewißheit den Erfolg versprechen, aber eine Operation erscheint auf jeden Fall gerechtfertigt. Ein Beamter der amerikanischen Botschaft hat mich besucht und erklärt, daß keine Ausgaben gespart werden sollen.«
    »Wann wollen Sie die Operation vornehmen?« fragte Super.
    Der Arzt schüttelte den Kopf.
    »Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Im Augenblick ist der Patient noch nicht kräftig genug, um einen so schweren Eingriff zu überstehen. Wir müssen erst seine Lebenskräfte wieder aufbauen.«
    »Tun Sie es schnell, Doktor«, sagte Super. »Ich möchte diesen Fall vor meinen großen Ferien beenden. In sechs Wochen sind wieder Sitzungen des Gerichtshofes in Old Bailey. Es ist möglich, daß ich bis dahin alles soweit aufgeklärt habe.«
    Er nahm ein kleines Notizbuch aus seiner Westentasche und sah darin nach.
    »Ja, es stimmt. Voruntersuchung und Prozeß können im Juni abgeschlossen werden, und dann wird der Kerl im Juli aufgehängt. Das ist gerade die Zelt, wo ich in Urlaub gehen will - ich liebe es nicht, fortzugehen, bevor ich nicht meinen Verbrecher richtig tot habe. Bei all diesen

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