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052 - Großfuß

052 - Großfuß

Titel: 052 - Großfuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Mannes.
    »Kommen Sie, Elson«, sagte er sanft. »Sie haben mir etwas mitzuteilen. Erzählen Sie, alter Junge!«
    Der andere schüttelte den Kopf.
    »Ich habe nichts zu erzählen«, sagte er scharf. »Was ist mit Ihnen los? Sie wissen alles - warum fragen Sie mich?«
    »Wer tötete Hanna Shaw?«
    Elsons Augenlider fielen herunter.
    »Vielleicht wissen Sie nichts darüber«, grinste er höhnisch. »Vielleicht wissen Sie nicht, wo sie an dem Nachmittag war.«
    »Warum sollte ich auch?« fragte Lattimer gleichgültig.
    »Sie haben wohl Hanna Shaw niemals am Ende der Straße nach Einbruch der Dunkelheit getroffen? Und wenn sie in ihrem Wagen ausfuhr, begegneten Sie ihr da nicht und machten lange Fahrten mit ihr?« fragte Elson, während er Lattimers Gesicht aufmerksam beobachtete. »Ich glaube, Super weiß das nicht!«
    »Er weiß nicht alles«, war die kühle Antwort.
    »Ich möchte wetten, er weiß nichts! Hanna Shaw und Sie waren gute Bekannte. Sie kannten sie zu gut, als daß Sie jetzt zu mir kommen und mich ausfragen wollen. Sie hat mir ein oder zwei Dinge von Ihnen erzählt, die vor Gericht nicht gut klingen würden. Sie haben monatelang mit Hanna gespielt. Super weiß es nicht, und Cardew weiß es nicht. Ich habe heute morgen die Zeitungen gelesen - und anscheinend wurde kein Geld gefunden, als man Hannas Zimmer durchsuchte. Ich weiß« - er sprach langsam - »daß Hanna Shaw vierhunderttausend Dollar besaß, als sie verschwand. Ich weiß nicht, woher sie es hatte, aber ich weiß, daß sie es hatte. Wo ist dieses Geld geblieben?«
    Lattimer gab keine Antwort.
    »Es gibt nichts, was Sie nicht für Geld tun würden, Lattimer. Sie haben ihr noch vor einer Woche erzählt, daß Sie alles tun würden, wenn Sie zehntausend Dollar bekämen.«
    »Bestellen Sie noch eine Flasche Wein«, sagte Lattimer, »und lassen Sie uns von etwas anderem sprechen!«
    Mitternacht war vorbei, als Elsons Wagen vorsichtig die Straße entlangfuhr und vor seinem Haus hielt. Der Amerikaner stieg aus und schwankte zur Tür. Nach verschiedenen vergeblidien Versuchen gelang es ihm endlich, sie zu Öffnen. Er erreichte die Halle, stützte sich an der Wand und stieß die Tür auf. Als er die Treppe hinaufging, klammerte er sich krampfhaft an das Geländer. Schließlich kam er zu einer Couch, setzte sich und fiel sofort in Schlaf. Die scharfe Ecke seines Kragens hielt ihn aber bei halbem Bewußtsein. Er erwachte mit schmerzendem Kopf, und seine Beine waren so schwach, daß sie kaum das Gewicht seines Körpers tragen konnten, als er endlich auf den Füßen stand. Schläfrig zerrte er an dem Kragen, und nach vielen Versuchen riß er ihn ab. Alle Lichter brannten, und dunkel erinnerte er sich, daß er besser schlafen würde, wenn er sie auslöschte. Während er das Zimmer mit unsicheren Schritten durchquerte, zog er seinen Rock und das Oberhemd aus, und bevor er den Schalter umdrehte, lehnte er sich an die Wand und zog die Schuhe aus.
    Die geisterhafte Dämmerung ernüchterte ihn halb. Er ging zur Couch zurück, schenkte sich einen Whisky-Soda ein, goß ihn mit einem Zug hinunter und fühlte sich sofort wieder wach.
    Der Morgen war warm. Er ging zum Fenster, zog den Vorhang zurück, beugte sich hinaus und atmete in tiefen Zügen die kühle Morgenluft ein. Dann wurde ihm bewußt, daß sich beinahe unter ihm eine Gestalt an der Ecke des Blumenbeetes bewegte, die hier und da anhielt, um eine Blume zu pflücken. Ihre linke Hand hielt schon einen großen Strauß.
    Eine Sekunde lang dachte Elson, daß seine Augen ihm einen Streich spielten, denn der Garten lag noch im Dunkel der Nacht. Dann hörte er den Mann summen.
    »Hallo!« rief er. »Was machen Sie hier?«
    Der Mann bückte auf. Es war zu dunkel, um sein Gesicht zu erkennen.
    »Was machen Sie hier?« brüllte Elson zornig, als keine Antwort kam.
    Während Elson sprach, lief der Eindringling quer über die Beete schnell auf die Fahrstraße zu.
    »Ich werde dich schon kriegen!« schrie Elson in unsinniger Wut.
    Dann kam aus dem Dunkel der Bäume der Gesang:
    »Der maurische König reitet hin und wieder durch Granadas königliche Stadt, Ay de mi, Alhama!«
    Eine Weile stand Elson still und klammerte sich an das Fenster. Sein Gesicht war grau, und seine Augen starrten unbeweglich geradeaus.
    »Ay de mi, Alhama!« Der Refrain erstarb in der Ferne. Aber Elson hörte es nicht. Er lag zitternd auf dem Boden, er stieß demütige Bitten und wilde Verwünschungen aus - er schrie vor Entsetzen, denn er hatte eine

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