052 - Großfuß
Kopf?« fragte Mr. Cardew ängstlich. »Das will ich nicht hoffen. Diese Zerrüttungen sind häufig erblich.«
»Er ist bei Verstand und auch wieder nicht bei Verstand«, war Supers wenig zufriedenstellende Erklärung. »Der Arzt glaubt, daß ein Druck auf seinem Gehirn liegt - vielleicht ein Schädelbruch -, er hat eine zehn Zentimeter lange Narbe am Kopf. Jemand gab ihm einen Schlag, den er nicht so schnell vergaß.«
Der Rechtsanwalt legte die Fingerspitzen zusammen und schaute an die Decke.
»Vielleicht war es ein Granatsplitter - ich habe von solchen Fällen gehört. Aber ich kann nicht verstehen, wie er dazu kam, ein Landstreicher zu werden. - Es muß eine sehr freudige Aufregung für Miss Leigh gewesen sein, als sie erfuhr, daß ihr Vater noch lebt. Ich hoffe, daß Sie ihr die Nachricht vorsichtig beigebracht haben, obwohl Freude ja nicht tötet.«
»Ja, ich brachte es ihr taktvoll bei«, nickte Super. »Ich rief sie an und erzählte ihr, daß ich nicht glaube, daß ihr Vater tot sei. Und das bereitete sie auf die Neuigkeit vor.«
Mr. Cardew zog die Lippen zweifelnd zusammen. Er war wirklich nicht an der bemerkenswerten Entdeckung interessiert, höchstens so weit, als Leighs Gegenwart in Pawsey ein neues Moment in den Fall brachte.
»Sie bringen diesen Mann in Zusammenhang mit dem Verbrechen?« fragte er. »Wenn ich mich recht erinnere, glaubten Sie, daß er dieser Großfuß sein könnte?«
»Das habe ich nie gedacht!« brummte Super, der nichts so übelnahm, als wenn man ihm falsche Ansichten unterschob, die er nie gehabt hatte. »Sie theoretisieren wieder, Mr. Cardew.« Er sah auf den Plan, der kreuz und quer mit Bleistiftlinien durchzogen war. »Ist die ganze Sache nun ausgearbeitet?« fragte er dann ironisch. »Mord, begangen von einem linksfüßigen Mann?«
Mr. Cardew lächelte nachsichtig.
»Das ist nicht das Resultat meiner Untersuchungen«, entgegnete er. »Aber ich habe etwas Wichtiges von dem Bauamt von Pawsey erfahren. Man sagte mir, daß das Haus an der Stelle eines früheren Gebäudes errichtet wurde. Zweifellos gibt es unter dem Boden der Küche Keller ...«
Super seufzte.
»Um Himmels willen«, sagte er sanft. »Vergessen Sie doch die Keller! Wie entkam denn der Bursche? Etwa durch ein Loch im Boden? Und sind nicht auch geheime Federn vorhanden, die man berühren muß, damit sich das ganze Haus umdreht?«
»Jedenfalls bin ich davon überzeugt, daß Nachforschen nicht schaden kann«, versicherte Mr. Cardew. »Ich bin bereit, meine Erlaubnis dazu zu geben. Da das Haus mein Eigentum ist, kann ich nicht einsehen, was man dagegen einwenden könnte - ich werde die Grabarbeiten sogar bezahlen.«
»Kennen Sie meinen Sergeanten?« unterbrach ihn Super in seiner sprunghaften Art.
»Lattimer? Ja, ich kenne ihn. Er ist bei verschiedenen Gelegenheiten hier gewesen«, erwiderte Cardew überrascht.
»Hat er jemals versucht, sich freundschaftlich mit Ihnen zu stellen?«
Mr. Cardew zögerte.
»Hm ... Ich möchte nicht zu seinem direkten Vorgesetzten über ihn sprechen, aber ...«
»Aber was?«
»Nun wohl, einmal deutete er mir vorsichtig an, daß er etwas Geld borgen möchte.«
»So«, brummte Super, »das tat er? Haben Sie ihm was geliehen?«
»Nein. Ich kann wohl sagen, daß ich sehr enttäuscht war. Man vermutet doch nicht, daß ein verantwortlicher Polizeibeamter derartige Sachen macht. Ich habe es Ihnen nie erzählt, weil ich den Mann nicht in Unannehmlichkeiten bringen möchte.«
Super grübelte nach, dann zeigte er wieder auf den Plan.
»Haben Sie Ihre Theorie nun gut ausgearbeitet?«
Cardew lachte laut.
»Ich nehme Ihnen Ihre Sticheleien nicht übel, Oberinspektor«, sagte er in guter Laune, »weil ich doch weiß, daß Sie es nicht böse meinen. Aber ich möchte wetten, daß ich der Wahrheit über den Mörder näher bin als Sie.«
Er ging mit Super zur Vordertür.
»Mr. Elson ist krank«, sagte Super. »Er hat einen Anfall, ich nehme an, daß das von seiner Trinkerei kommt. Der Kerl ist der schlimmste Säufer, den ich je kennengelernt habe. Ich fragte heute morgen den Arzt, ob er schon das Delirium habe; aber er antwortete mir nicht darauf. Diese Ärzte sind alle Geheimniskrämer.«
»Wo ist Ihr Landstreicher jetzt?« fragte Cardew.
»Mr. John Kenneth Leigh vom Schatzamt der Vereinigten Staaten«, sagte Super korrekt, »liegt in einem Krankenhaus und wird dort gepflegt.«
»Und seine Tochter?«
»Miss Elfa Henrietta Leigh ist bei ihm, und sie möchte ihn gern über seine
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