052 - Großfuß
was ich brauche. Ich habe mich immer von Ihren Ideen und Mitteilungen ferngehalten, weil ich ein altmodischer Polizeibeamter mit altmodischen Methoden bin. Vergrößerungsgläser und Chopinsche Sonaten haben in meinem Leben nichts bedeutet. Aber ich bin ein aufgeschlossener Mann und habe niemals aufgehört weiterzulernen,«
Er machte eine Pause und schien zu warten, was Mr. Cardew darauf sagte.
»Gut, was soll ich tun?«
»Sie sind Anwalt«, sagte Super mürrisch. »Sie sind gewöhnt, mit solchen Burschen umzugehen und sie zu vernehmen ...«
»Sie wollen, daß ich ein Kreuzverhör mit ihm anstelle? Aber das ist doch sehr ungewöhnlich. Warum nehmen Sie nicht Mr. Ferraby?«
»Er klagte Sullivan an, und Sullivan wurde freigesprochen«, sagte Super verächtlich. »Natürlich brauchen Sie nicht zu kommen, es war nur ein Gedanke von mir. Er kam mir um Mitternacht«, fügte er hinzu. »Es ist sonderbar, wie einem die Gedanken mitten in der Nacht kommen.«
»Ganz richtig«, sagte Mr. Cardew eifrig. »Wenn Sie sich erinnern - ich fand meine Theorie über den Mord um zwei Uhr morgens.«
»Ich besinne mich nicht auf die genaue Zeit, aber es wird schon so gewesen sein.«
Mr. Cardew überlegte. »Gut«, sagte er dann. »Wenn Sie es nicht für unpassend halten, daß ich den Mann ausfrage, will ich kommen. Aber ich warne Sie, ich bin in der kriminellen Praxis nicht erfahren.«
Super machte kein Hehl aus seiner Erleichterung.
»Ich lag im Bett und ärgerte mich über diesen Sullivan - er ist ein richtiger Windhund. Manche mögen denken, ich würde mich nicht herablassen, um Rat zu fragen, aber ich gehöre nicht zu der Sorte. Man kann von jedem lernen!«
Er schien sich nicht bewußt zu sein, daß seine Worte nicht sehr dankbar klangen; aber Mr. Cardew war nicht beleidigt.
»Nun sagen Sie mir, warum der Mann verhaftet wurde und was Sie herausbringen wollen.«
»Versuchter Mord«, sagte Super. »Mitschuldig vor oder bei der Tat.« Als er die Überraschung in dem Gesicht des Anwalts sah, erklärte er ihm kurz den Fall.
»Dieser Sullivan nahm einen kleinen Kirschkuchen von einem Fremden am Themseufer. Er sollte ihn mit einem Brief zu dem Botenbüro am Trafalgar Square bringen, und alles sollte in einem Krankenhaus in Weymouth Street abgeliefert werden. In diesem Kuchen war Gift -Akonit. Sullivan sagt, daß er den Mann nicht kenne, der ihm das Paket gab, und er lügt wie ein Hund! Aber so geschickt ich auch bin, ich konnte nichts weiter aus ihm herausbringen.«
Mr. Cardew verzog die Lippen.
»Ein außergewöhnlicher Fall«, sagte er schließlich. »Sie meinen es ernst... Sie haben mich nicht - zum besten?«
»Ich wünschte, ich hätte Sie zum besten. Nicht, daß ich dazu fähig wäre, aber ich wünschte es wirklich!«
Der Rechtsanwalt stützte sein Kinn auf die Hand und schaute nachdenklich drein.
»Eine sonderbare Geschichte - sie scheint kaum glaublich im zwanzigsten Jahrhundert - mitten im Zentrum der Zivilisation ...«
»Und Kultur«, meinte Super, als Cardew eine Pause machte.
»Daß sich solche Dinge ereignen können! Nun gut, Super, ich will mit diesem Mann sprechen. Meine geringe Geschicklichkeit steht zu Ihrer Verfügung. Sie bringen ihn nicht irgendwie mit dem Mord in Zusammenhang?«
»Sicher und gewiß tue ich das«, sagte Super.
Er ging zur Wache zurück und weckte Sullivan auf.
»Wach auf, Mensch, deine letzte Stunde auf Erden ist da«, sagte er. »Mut, mein Junge!«
Sullivan setzte sich auf der harten Bank auf und rieb sich die Augen.
»Wieviel Uhr ist es denn?« fragte er schläfrig.
»Zeit ist nichts für dich, du Landstreicher - und wird bald noch weniger sein«, sagte Super ebenso. »Es kommt jetzt ein erstklassiger Anwalt, der wird dein Inneres nach außen kehren. Belüge ihn nicht, mein Junge! Er ist ein Genie an Psychologie und kann in dein schwarzes Herz sehen. Und dann wirst du ihm alles über den Mann sagen, dem du am Ufer begegnet bist ... und die Wahrheit!«
»Ich kann mich nicht auf den Mann besinnen!« sagte der erschrockene Sullivan. »Ich hätte es Ihnen gesagt, wenn ich mich an ihn erinnert hätte.«
Super schüttelte traurig den Kopf.
»Ich habe von Schwefel und Feuer gehört und was einem Burschen passiert, der nicht geradeheraus reden kann. Hast du keine Mutter gehabt, die dir etwas beigebracht hat?«
»Ich weiß nichts und kann Ihnen also auch nichts sagen«, schrie SulHvan beinahe. »Zum Teufel auch mit Ihrem Anwalt!«
»Warte!« warnte Super und drehte den Schlüssel
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