052 - Großfuß
denken, daß sie einen Burschen fangen könnte, der auf vertrautem Fuß mit Lombosse lebt - oder wie der Name dieses Italieners sein mag.«
Jim sah ihn mißtrauisch an. Er war niemals ganz sicher, wie nahe Super in seinen ernsten Momenten das Lachen war.
»Sagen Sie mir, was vorgefallen ist«, sagte er, und Super gab ihm eine genaue Beschreibung von Cardews unglücklichem Erlebnis. Auf die dringende Bitte des alten Mannes ging er in die Zelle und unterwarf den zornigen Landstreicher eine Stunde lang einem Kreuzverhör. Super überließ ihn seiner Aufgabe.
»Ich erwartete auch niemals, daß es Ihnen gelingen würde«, sagte er, als Jim über seinen Mißerfolg berichtete. »Natürlich fühlt sich dieser Bursche Ihnen überlegen. Er hat Sie einmal übervorteilt. Ich wußte, daß Sie ihn nicht zum Reden bringen könnten.«
»Aber Sullivan spricht die Wahrheit«, sagte Jim verärgert.
Super schloß gelangweilt die Augen.
»Es ist ein Elend.« Er schüttelte wieder den Kopf. »Wollten Sie nicht gehen, Mr. Ferraby?«
»Ja, ich gehe«, sagte Jim, »Wirklich, Super, ich weiß nicht, warum in aller Welt Sie mich hierhergeholt haben.«
Super sah auf die Uhr, die Zeiger deuteten auf zwei Minuten vor vier.
»Ich habe diesen ganzen Nachmittag mit mir selbst gekämpft und gerungen«, sagte er. »Gerechtigkeit gegen persönlichen Ehrgeiz. Und die Gerechtigkeit hat gesiegt.«
Er Öffnete sein Pult, nahm einen blauen Schein heraus und füllte ihn sorgsam aus. Jim beobachtete ihn und war neugierig, was das bedeuten sollte.
»Gehen Sie noch nicht. Sie sind Beamter der Staatsanwaltschaft, und ich glaube, Sie können dies unterzeichnen.«
Jim sah auf das Dokument, das er ihm reichte. Es war ein Haftbefehl gegen Elson wegen unrechtmäßigen Besitzes.
»Wollen Sie im Ernst, daß ich das unterzeichne?«
Super nickte.
»Ja. Meines Wissens sind Sie Friedensrichter.«
»Aber wegen unrechtmäßigen Besitzes?«
»Das weiß ich nicht, bis ich ihn habe«, sagte Super. »Mr. Ferraby, ich riskiere etwas. Ich werde Sie später informieren. Geben Sie mir jetzt den Haftbefehl.«
Jim zögerte eine Sekunde, griff dann nach der Feder und schrieb seinen Namen auf das Papier.
»Gut«, sagte Super, »die Gerechtigkeit hat gesiegt. Kommen Sie mit mir - Sie werden etwas erleben.«
Ein Dienstmädchen erschien auf das Klopfen und bat sie, in die Halle einzutreten, bevor es die Treppe hinaufging. Sie hörten ihr Klopfen an Elsons Tür. Sie kam sofort wieder herunter.
»Mr. Elson ist nicht im Haus«, sagte sie. »Er geht vielleicht im Garten spazieren. Wenn Sie hier warten wollen ... «
»Macht nichts, mein Fräulein«, sagte Super. »Wir werden ihn schon finden. Ich kenne mich hier aus.«
Es war nichts von Elson zu sehen. Das Dienstmädchen, das am Eingang auf ihre Rückkehr wartete, meinte, daß er vielleicht in der Wildnis sei, einem Streifen unkultivierten Landes, das einst einem singenden Landstreicher zur Flucht verholfen hatte. Die Wildnis, wie sie zutreffend hieß, lag am Fuß eines sanften Abhanges, außerhalb der roten Mauer. Von dieser Erhebung aus konnte man alles sehen, was sich bewegte; denn das Gebüsch war nicht sehr hoch.
»Ich will doch nicht annehmen, daß er entflohen ist«, sagte Super.
»Was ist denn eigentlich mit ihm los?«
»Ich brauche ihn - das ist alles«, sagte Super. »Ich habe den Verdacht, daß er heute morgen fort ist.« »Bringen Sie ihn mit dem Mord in Verbindung?«
Super nickte.
»Aber Sie wollen ihn nicht wegen Mordes verhaften - ist das richtig?«
»Das ist richtig. Sie vermuten stets das Richtige.«
Er beschattete seine Augen mit der Hand und überschaute das Gebüsch.
»Hier links läuft ein Pfad«, sagte er plötzlich. »Es wird nichts schaden, wenn wir bis zum Ende des Grundstücks gehen.«
Was Super einen Pfad nannte, war nicht mehr als eine fußbreite Spur, die sich verschlungen hin und her zog, manchmal durch Gräben hindurchging und gelegentlich parallel mit dem Zaun lief.
»Ich glaube nicht, daß er hier ist«, sagte Jim. »Denken Sie wirklich, daß er fort ist?«
Super fuhr ihn plötzlich zu seiner Verwunderung an.
»Was wollen Sie eigentlich mit Ihren Fragen?« rief er in heftiger Aufwallung. »Sehen Sie nicht, daß mich diese Sache aufregt?« Dann beherrschte er sich und zeigte grinsend seine Zähne. »Setzen Sie mir nur den Kopf zurecht, Mr. Ferraby, ich habe es verdient. Ich bin heute sehr temperamentvoll, so temperamentvoll wie seit Jahren nicht mehr.«
»Es tut mir leid, daß
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