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0527 - Der Tag der Kobra

0527 - Der Tag der Kobra

Titel: 0527 - Der Tag der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dich behieltest«, sagte er. »Ich kann mich an diese Begegnung übrigens nicht erinnern.«
    »Wir sind auch nur aneinander vorbeiflaniert. Vermutlich hast du mich nicht mal gesehen«, sagte Zamorra.
    »Sonnenkönig?« fragte Shado. »Das ist… französische Geschichte, nicht wahr?«
    »Irgendwann um sechszehnhundertfilzpantoffel«, sagte Nicole. »Da sah unser Freund übrigens nicht älter aus als jetzt.«
    Shado atmete tief durch. »Deshalb also haben Sie den Schatten Kanaulas hinter mir sehen können, Tendyke«, sagte er. »Ich will Sie nicht weiter bedrängen.«
    »Wieso machst du eigentlich neuerdings wieder selbst Geschäfte?« brachte Zamorra das Gespräch in eine andere Richtung. »Traust du Riker nicht mehr über den Weg?«
    »Warum sollte ich ihm nicht trauen? Er ist ein gerissener Vogel, der richtige Mann für einen Job. Schön, er macht auch Geschäfte mit der DYNASTIE DER EWIGEN. Da ich das aber weiß, kann ich damit leben. Aber, wißt ihr, manchmal gibt es Dinge, um die kümmere ich mich trotzdem persönlich. Schließlich habe ich Tendyke Industries begründet.«
    Zamorra nickte. Wann, darüber hatte Tendyke nie etwas erzählt, aber warum: »Ich wollte nie wieder arm sein.«
    Es mochte Jahrhunderte gedauert haben. Aber er hatte es geschafft. So wie es aussah, würde er tatsächlich nie wieder arm sein müssen. Der Konzern war derart branchenübergreifend international verflochten, daß weder Kriege noch Wirtschaftskrisen ihn endgültig zu Fall bringen konnten. Irgend etwas lief immer irgendwo. Die Details interessierten Tendyke nicht. Dem Abenteurer genügte es, immer genau das Geld in der Tasche zu haben, das er gerade brauchte. Das war es, was er gewollt hatte. Nicht mehr und nicht weniger. Er war dadurch weder zum Verschwender geworden noch zum Geizkragen.
    »Und was ist diesmal das Persönliche?«
    Tendyke schmunzelte. »April Hedgeson und ihre Schiffe«, sagte er.
    »April?« Nicole horchte auf. Die Engländerin, die den größten Teil ihres Lebens in Italien, am Gardasee, zugebracht hatte und in den letzten Jahren zur Weltenbummlerin geworden war, war Nicoles Studienfreundin gewesen. Sie waren immer noch Freundinnen.
    »Was hat April vor? Ist sie auch hier? Warum hast du nichts davon gesagt?«
    »Sie ist heute früh abgereist«, gestand Tendyke. »Vermutlich schon auf hoher See. Aber ich will unter dem T.I.- Firmenzeichen in der Nähe von Sidney Yachten bauen lassen. Nach den Entwürfen von Bjern Grym. Ich weiß, daß die Schiffe sich verkaufen werden, weil es keine besseren gibt - selbst in zehn oder fünfzehn Jahren werden andere Konstrukteure den Vorsprung noch nicht aufgeholt haben, den Grym erarbeitete.« Bjern Grym war ein Genie gewesen. Er hatte mit Formen, Antrieben und Materialien experimentiert und es fertiggebracht, daß dank einer besonderen Oberflächenbeschichtung, die sein Patent war, seine Boote um ein Vielfaches leichter und reibungsfreier durchs Wasser glitten als alle anderen. Grym-Boote waren grundsätzlich zwanzig bis hundert Prozent schneller und beweglicher als vergleichbare andere Schiffe… Aber zu Lebzeiten hatte Grym in Italien nur wenige Yachten auf Bestellung entworfen und gebaut. April war seine Erbin. Sie versuchte jetzt, seine Patente auszuwerten. Warum auch nicht? Es gab immer Leute, die Geld genug besaßen, um es für superschnelle Boote aus dem Fenster zu werfen. Geldadel verpflichtet…
    »Schade«, sagte Nicole. »Ich hätte April gern wiedergesehen. Zuletzt sind wir uns ja in Florida bei der Geburtstagsfeier der Peters-Zwillinge über den Weg gelaufen… nach langen Jahren ihres Verschollenseins.«
    »Die Verträge sind schon unterzeichnet«, sagte Tendyke. »Still und heimlich. Es kann begonnen werden. Normalerweise wäre ich morgen auch abgereist, aber jetzt, da ihr hier auftaucht… haben wir uns vermutlich einiges zu erzählen.«
    Er sah Ted an. »Man hört Gerüchte. Etwas von einem Putsch gegen den ERHABENEN der Dynastie…«
    »Fehlgeschlagen. Freut dich meine Niederlage?« erkundigte sich Ted. Sie waren sich für eine Weile spinnefeind gewesen, weil Ted Julian Peters an den Kragen gewollt hatte, Rob Tendykes Sohn. Aber das lag lange zurück, Differenzen waren bereinigt. Nur Erinnerungen machten sich hin und wieder bemerkbar.
    »Sie freut mich nicht. Was ist passiert?«
    Zamorra, Nicole und Ted erzählten es. Zwischendurch erhoben sich die beiden Personen am Nebentisch. Zamorra sah der jungen Frau hinterher, die seines Erachtens eine Inderin war.

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