0527 - Die Insel der Glücklichen
darüber die Hälfte der unheimlich glühenden Augen des Thoen.
Langsam hob er die Waffe.
„Vorsichtig!" flüsterte er und hielt den Ast hoch.
Mit einem Sprung war No auf den Beinen und kam von der Seite heran.
„Was ist los?" rief er und zielte mit seiner Waffe auf den Stein.
Dann sah auch er die verwitterte Inschrift. Einer der Füße des Thoen baumelte über die Glyphen.
Tahonka-No senkte die Waffe wieder und sagte leise: „Nicht schießen. Dies ist ein verspieltes Tier, das uns nichts tun wird. Es belästigt uns höchstens mit seiner Neugierde."
In der gleichen Sekunde bewegte das Thoen seinen einzigen Arm und warf ein Bündel von Coryd-Früchten durch die Luft. Es landete genau Vor Sandals nackten Zehen. Sandal grinste erleichtert, hob die Früchte auf, und der Bann war gebrochen.
„Was ist dies für ein Stein, Freund Tahonka?" fragte er und ging näher heran.
Die Sprache seines Freundes verstand er, aber nicht die Lettern, die diese vielen Völker im Schwarm verwendeten.
„Ich weiß es nicht", sagte No.
„Kannst du die Schrift lesen? Die Bilder entziffern?" fragte Sandal gespannt und aufgeregt.
„Ja. Aber nicht in der Dunkelheit. Morgen früh werde ich sie übersetzen, mein Freund!"
„Ausgezeichnet. Bist du ebenso erschöpft wie ich?"
„Ich fürchte", sagte No, „noch viel erschöpfter, als ich es zugeben will."
Sandal versprach: „Ich werde uns einen vorzüglichen Braten schießen."
Er besaß noch genau zweieinhalb Hundert Pfeile in drei Köchern. Auf der langen, nun schon rund sechzig Tage dauernden Wanderschaft vom Plateau der feurigen Berge bis hierher in die Wälder des Südens, vorbei an vielen durchsichtigen Kuppeln voller erregenden Inhalts, hatte er aus Pfeilgras einige neue Pfeile anfertigen können, mit denen er die Schüsse wagte, bei denen der Pfeil unwiderruflich verlorenging.
„Wir haben ihn sicher nötig", meinte Tahonka-No.
Als Sandal, nur mit Badehose und Stiefeln bekleidet, dem fast unsichtbaren Tierpfad folgte, der nach Tierkot, Fäulnis und Aas stank und im letzten Licht des Tages lag, stellte sich dem jungen Krieger eine dunkle, unheimlich reglose Gestalt entgegen, halb so groß wie Sandal.
Sandal zog den Bogen aus, fauchte einen Lockruf und feuerte.
Die heißglühenden, roten Augen schlossen sich, als das Tier den Todesschrei ausstieß. Als ob er Sandal wiedererkennen würde, warf sich der gedrungene, kleine Bulle vorwärts, ein schneidendes Geräusch kam aus den Nüstern. Furchtbare Hörner blitzten auf, als das Tier heranstürmte. Sandal warf seinen Bogen in die Äste über sich, als der Boden des Pfades unter den Hufen des Tieres zu beben begann.
Sandal sprang wie ein Raubtier hoch und machte, als seine Hand einen Ast zu fassen bekam, eine halbe Drehung in der Luft.
Er hing an einem dicken Ast, zog sich hoch, und im selben Augenblick donnerte die mörderische, dunkle Masse des Tieres unter ihm vorbei. Sandal roch den Hauch des wilden, urhaften Körpers. Der Bulle brach seitwärts aus der Biegung des Pfades aus, rammte eine breite Gasse in das Dickicht und verendete zehn Schritt vom weißglühenden Feuer entfernt.
Sandal fiel auf den Pfad herunter, holte seinen Bogen aus dem Geäst und nickte zufrieden. Aus dem Fell des Tieres konnten sie zwei Satteldecken machen, um die Rücken der Lycamber zu schonen.
Was aber bedeuteten die Lettern und Bilder auf dem Stein?
1.
Leicht verdrossen - es war kurz nach Sonnenaufgang, und die Dschungelvögel hatten ihr ohrenbetäubendes Konzert schon beendet - betrachtete der weißhaarige Jäger mit den goldfarbenen Augen und den weißen Augenbrauen sein stählernes Armband, das eine Kombination vieler Geräte darstellte.
Der Januar des Jahres 3442 war zu Ende gegangen, ohne daß Sandal mit den Frauen und Männern der GOOD HOPE II Kontakt hatte aufnehmen können. Die einzigen Funksprüche, die er aufgefangen hatte, kamen aus einem Gebiet jenseits der Linie, die den Planeten Vetrahoon in zwei Teile zerschnitt.
Teilweise Funksprüche mit unentzifferbarem Text, teilweise konnte sie der Translator an seinem Oberarm entziffern, teilweise hatte Tahonka-No mitgehört und übersetzt. Dort, jenseits der hohen Berge in der Ferne, schien ein reges Kommen und Gehen zu herrschen.
„Und von dorther kommen vermutlich auch die fliegenden Tropfen, die uns ununterbrochen ärgern!" sagte flüsternd der Jäger und hob den Kopf.
Sandal lag bequem in der straff gespannten Hängematte unter zwei Bäumen. Sein Gesicht lag
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