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0528 - Der blaue Tod

0528 - Der blaue Tod

Titel: 0528 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wollte. Gewissermaßen gehörte dieser Teil des Châteaus ihr.
    Dann sah er das Bild.
    Es zeigte Mostaches Schankraum. Ein paar Gäste befanden sich sitzend an den Tischen und stehend am Tresen. Ihre Gesichter waren nur undeutlich gezeigt; sie waren unwichtig.
    Was Zamorras Blick auf sich zog, war eine ganz bestimmte Person.
    Sie war im Gegensatz zu den anderen Personen nicht plastisch dargestellt, sondern nur als Schattenriß, nur war dieser Schatten nicht schwarz oder grau gefüllt, sondern in einem strahlenden Blau…
    ***
    »Warum hast du diese Figur gemalt? Warum so?« fragte Zamorra.
    »Das wollte ich gerade von dir wissen«, erwiderte Patricia. »Ich kann es mir nicht erklären. Es war wie ein Zwang. Ich mußte es tun. Dabei stört diese Figur den Gesamteindruck des Bildes gewaltig.« Sie deckte die Figur mit beiden Händen ab, ohne dabei die noch nicht vollständig trockene Farbe zu berühren. In der Tat strahlte das Bild auf diese Weise Atmosphäre aus, die sofort verlorenging, als sie die Hände wieder zurückzog und der blaue Schattenriß sichtbar wurde.
    »Ein Zwang, sagtest du? Was hast du dabei empfunden?«
    Patricia wich ein paar Schritte zurück und ließ sich auf einem Schemel ihres sparsam eingerichteten Ateliers nieder. Sie sah zu Zamorra auf. »Ich kann es nicht beschreiben«, sagte sie. »Eigentlich habe ich gar nichts empfunden. Ich habe nur einfach gemalt. Ich glaube, ich hatte sogar eine ganz konkrete Vorstellung davon, wie diese Person aussehen müßte. Aber jedesmal, wenn ich mit einem frischen Pinsel eine andere Farbe wählen wollte, kam ich automatisch wieder zum Blau zurück, ohne etwas dagegen tun zu können.« Sie wies auf die Palette, die sie auf einen einfachen Holztisch gelegt und noch nicht ausgewaschen hatte. »Du siehst -ich habe das Blau nicht einmal abgetönt oder mit anderen Farben gemischt. Ich hab’s genommen, so wie es aus der Tube kam.«
    »Dasselbe Blau, das ich sah«, murmelte Zamorra. »Warte mal - du sagtest etwas von einer konkreten Vorstellung, wie die Person aussehen sollte. Kannst du sie mir beschreiben? Oder besser -beschreibe sie bitte Nicole. Ich rufe sie her, wenn es dir recht ist.«
    Patricia hatte nichts dagegen einzuwenden. Zamorra rief seine Gefährtin über die Sprechanlage, die alle bewohnten Räume des Châteaus miteinander verband. Als Nicole auftauchte und das Bild anschaute, stutzte sie. »Sag mal… Was soll das? Hast du dir die Szene jetzt von Patricia malen lassen, um sie besser vorführen zu können?«
    Patricia hob die Brauen. »Zamorra kannte diese Szene?« staunte sie.
    »Wir haben sie beide vor ein paar Stunden bei Mostache erlebt.«
    »Und ich habe sie gemalt, ehe ihr zurückgekommen seid.«
    »Dabei hast du diese Person als blauen Schattenriß dargestellt… Warum?«
    Patricia erklärte es auch ihr. »Zamorra bat mich, dir diese Person zu beschreiben. Also gut: ein Mann, vom Aussehen her etwa in Zamorras Alter, aber etwas fülliger, mit breiterem Gesicht und blauen Augen. Auch seine Kleidung ist blau; es sind verschiedene Blautöne. Sein Haar… könnte schwarz sein, aber ich tippe eher auf schwarzblau, mit sehr intensivem Farbstich. Warum ich die Gestalt als blauen Schattenriß gezeichnet habe, kann ich mir einfach nicht erklären.«
    »Die Beschreibung paßt«, murmelte Nicole. Sie sah Patricia an. »Könntest du versuchen, die Person noch einmal zu übermalen? Dem Gesicht Konturen zu geben, die Kleidung zu nuancieren?« Sie nickte. Die Farben auf der Palette mußten teilweise erneuert werden, weil sie nicht mehr ganz malfrisch waren. Patricias Hand mit dem Pinsel glitt auf Schwarz zu; sie wollte damit beginnen, ein paar Haarsträhnen zu ziehen. Aber unweigerlich irrte die Hand im letzten Moment ab, und der Pinsel berührte das Blau.
    »Unfaßbar«, sagte Nicole.
    Zamorra nickte. »Ich müßte mit dem Bild ein wenig herumexperimentieren«, sagte er. »Es magisch sondieren. Vielleicht finde ich dann mehr über diesen lebenden Farbklecks heraus. Patricia, darf ich? Immerhin ist es dein Bild, und vielleicht sieht es später nicht mehr ganz so aus wie jetzt…«
    Sie zuckte mit den Schultern. »An die Arbeit, Herr Professor. Allmählich interessiert’s mich selber, was es damit auf sich hat.«
    »Gut. Ich werde ein paar Vorbereitungen treffen. Kann etwas dauern.«
    Als er den Raum verließ, hörte er Nicole leise sagen: »Verflixt… Wenn ich es nicht absolut besser wüßte, würde ich ihn oder es für einen mutierten Meegh

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