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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aufgetaucht war - an der Straße neben den Brombeersträuchern oder an der Markierung auf dem freien Feld, die er sich eingeprägt hatte. Ihm war, als würden zwei Erinnerungen sich überlappen. Aber dann entschied er sich für den Fleck auf dem Feld und wußte plötzlich, daß diese Entscheidung richtig war.
    Vorhin, als er sich nach seiner Ankunft umwandte, hatte er hinter sich kein Tor mehr gesehen, aber von anderen Weltentoren wußte er, daß die oft nur aus einer ganz bestimmten Perspektive zu erkennen waren, und zusätzlich mußte man auch nahe genug dran sein. Deshalb war es fast unmöglich, durch Zufall ein natürliches Weltentor zu entdecken - wenn man es fand, war man meistens schon auf der anderen Seite. Und auf der Erde gab es einen neuen Eintrag in der Vermißtenstatistik.
    Einer mehr, der »mal eben nur Zigaretten holen gegangen« war…
    Entschlossen stürmte er vorwärts, in der Hoffnung, »sein« Tor in die Flaschenwelt nicht zu verfehlen.
    Und prallte mit dem Dschinn zusammen…
    ***
    Fassungslos starrten Raffael und William sich an. »Was… was war denn das?«
    So wie William eben die Empfindung erlebt hatte, daß sich in dem Sessel, in welchen er fiel, schon jemand befand und er sich in jenen anderen setzte, war jetzt vor ihren Augen die Flasche einfach verschwunden, und plötzlich gab es auch die Schatten nicht mehr, an die beide Männer sich undeutlich erinnern konnten. »William, wenn wir beide über diese Erinnerung verfügen, muß sie real sein, und dann hat einmal mehr dieser verflixte Flaschengeist seine Hand im Spiel und hat selbst eingegriffen, um seine Flasche vor der Zerstörung zu retten…«
    William schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich versteh's zwar nicht«, sagte er leise und ging um den Tisch herum, wobei er den Eindruck hatte, als sei der zweite Sessel umgekippt - doch er stand auf den zweiten Blick ganz normal da!
    Aber als William nach der Lehne greifen wollte, griff er erst ins Leere, und erst, als er verwirrt nachfaßte, knallte seine Hand schmerzhaft gegen hartes Material, von dem er schon gar nicht mehr geglaubt hatte, daß es dort war, wo er hin griff. »Aber…«
    »Was - aber?« wollte Raffael wissen.
    »Sie waren doch vor mir in diesem Raum«, sagte William. »Können Sie sich daran erinnern, daß Zamorras Amulett da schon hier neben dem Tisch auf dem Boden gelegen hat? Könnte der Professor deshalb von dem Dschinn in die Flasche entführt worden sein, weil er plötzlich schutzlos war?«
    Raffael schüttelte den Kopf.
    »Unmöglich«, sagte er. »Da lag kein Amulett. Ich schwör's… bei meinem Leben…«
    William sog scharf die Luft ein. »Dann war Zamorra eben selbst hier«, behauptete er. »Dann war er für die Schatten verantwortlich, die wir gesehen haben, und er hat auch die Flasche in Sicherheit gebracht…«
    Raffael macht ihn auf eine andere, wesentlich unangenehmere Option aufmerksam.
    »Vielleicht ist er auch tot, und der Dschinn hat uns das Amulett nur hohnvoll vor die Füße geworfen…«
    ***
    Hadschi Achmed Dawuhd sah Zamorra entgeistert an. »Was… was ist das?«
    »Die Flasche«, erwiderte der Meister des Übersinnlichen. »Deine Flasche, Hadschi. Und wie du siehst, ist sie noch säuberlich verkorkt…«
    Seine Worte kamen immer langsamer, und er verstummte. Er erinnerte sich, daß er im Château den Korken herausgezogen hatte! Aber das war vielleicht in der falschen Welt geschehen, noch ehe sie beide vorübergehend miteinander verschmolzen.
    »Es ist unmöglich«, behauptete Achmed. »Das kann nicht diese Flasche sein. Wie sollte sie in sich selbst gelangen können?«
    Das konnte Zamorra ihm auch nicht erklären. Er konnte nur vermuten, daß das Amulett mit im Spiel war. Unwillkürlich faßte er nach seiner Brust - aber Merlins Stern war fort!
    Dennoch - hier war die Flasche in der Flasche.
    »Frage mich nicht, wie es möglich ist, Achmed«, bat er. »Vielleicht habe ich nur eine Illusion mitgebracht. Vielleicht bin ich selbst auch nur eine Illusion. Wo ist Nicole? Ist sie mittlerweile zurückgekehrt?«
    Der Dschinn schüttelte den Kopf.
    Zamorra preßte die Lippen zusammen. Konnte er es riskieren? Er entschied sich dafür. Die Realitäten waren mittlerweile dermaßen durcheinandergewürfelt, daß es entweder zum Erfolg oder zur Katastrophe kommen mußte - für sie alle, unabhängig davon, wo jeder von ihnen sich gerade befand.
    »Dann paß auf, was jetzt geschieht, mon ami.« Entschlossen zog er den Korken ein zweites Mal aus dem Flaschenhals.
    Und

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