0529 - Der Dschinn
Fluch gebrochen werden kann.«
»Ich benötige dazu einen neuen Herrn, der mich freiwillig anerkennt, weil er meine Hilfe annehmen will. Du aber, Effendi, bist selbst ein Zauberer. Als solcher, noch dazu in diesem Château wohnend, fühlte ich mich zwanghaft zu dir gezogen und brachte deinen Diener Raffael dazu, den Kontakt herzustellen. Wozu aber, Zauberer, solltest du mich benötigen? Die anderen indessen haben nicht die Macht, den Fluch zu brechen - sonst wäre es diesmal endlich geschehen.«
Zamorra lächelte.
»Ich nehme dich in meinen Dienst«, sagte er.
»Um das zu bekräftigen, mußt du es dreimal sagen«, verlangte der Dschinn.
Zamorra nickte. Er tat ihm den Gefallen, und Hadschi Achmed atmete erneut erleichtert auf.
Zamorra fuhr gelassen fort: »Und da ein Wesen wie du nicht Diener oder Sklave eines anderen sein sollte, sage ich dir: Fortan bist du dein eigener Herr und frei.« Auch das wiederholte er.
Achmed starrte ihn entgeistert an. »Effendi… Sidhi… warum tust du das?«
»Weil du ein lebendes, denkendes Wesen bist. Und lebende, denkende Wesen sollten nie in Knechtschaft leben. Du solltest den Korken deiner Flasche verbrennen, Hadschi.«
Der Dschinn schrie auf.
»Ich werde dir bis ans Ende aller Tage dankbar und ein treuer Freund sein!« rief er begeistert.
»Wohin auch immer meine Wege mich je führen werden…«
Zamorra lächelte. »Vielleicht, Hadschi, wirst du mir eines Tages von diesen Wegen und Abenteuern erzählen…«
***
Ein paar Stunden und ein paar Geschichten später befragte Zamorra Merlins Stern . »Eines begreife ich noch nicht. Wieso war es möglich, daß die verschiedenen Realitäten sich plötzlich vermischten, so daß ich aus der einen in die andere greifen und alles retten konnte, obgleich es eine Unmöglichkeit in sich darstellte? Hattest du da etwa erfreulicherweise deine Finger im Spiel?«
Er rechnete nicht wirklich mit einer Antwort und war fast überrascht, als er sie dennoch bekam.
Selbstverständlich - was hattest du denn gedacht? Und, habe ich es nicht gut gemacht?
Dem ließ sich nicht widersprechen.
Plötzlich rupfte sich Nicole den Hausmantel vom Leib, knüllte ihn zusammen und warf ihn ins Kaminfeuer. Die Seide flammte auf. »He, bist du jetzt durchgedreht?« fuhr Zamorra auf. »Was soll das?«
Nicole zuckte mit den Schultern. »Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, daß dieser Mantel mich zu oft an einen unangenehmen Aufenthalt in einer Flasche und in einer falschen Wirklichkeit erinnern würde. Also weg damit. Außerdem… jetzt schick den Dschinn weg, damit ich endlich ungestört über dich herfallen kann.«
»Bevor ich gehe, noch eine Frage«, wandte Hadschi Achmed mit einem schon durchaus bedauernden Blick auf die nackte Nicole ein. »Welche natürlichen Feinde haben eigentlich Maulwürfe?«
»Menschen«, erwiderte Nicole spontan, die sich angesprochen fühlte. »Und Katzen. So seltsam es auch klingt: Katzen fangen Maulwürfe.«
»Danke«, sagte der Dschinn und löste sich in eine weiße Rauchwolke ein, um zu verschwinden.
»Endlich allein«, flüsterte Nicole und glitt in Zamorras Arme.
***
Am nächsten Morgen, als Curd in seinen kleinen Garten trat, starrte er fassungslos auf die Armee von Katzen, die zwischen den Maulwurfshügeln hockten und auf jede mögliche Bewegung lauerten.
Katzen - mindestens ein halbes Hundert…
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 528 »Der blaue Tod«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 474 »Metro-Phantome«, und folgende
[3] Siehe Professor Zamorra Nr. 414 »Satanische Bilder«, und folgende
[4] Siehe Professor Zamorra Nr. 500 »Die Quelle des Lebens«
[5] Siehe Professor Zamorra Nr. 350 »Wo der Teufel lacht«
[6] Siehe Professor Zamorra Nr. 500 »Die Quelle des Lebens«, Professor Zamorra Nr. 501 »Der Biß der Kobra«
[7] Siehe Professor Zamorra Nr. 495 »Die Schlucht der Echsen«, Professor Zamorra Nr. 496 »Die Stadt der Toten«
[8] Siehe Professor Zamorra Nr. 455 »Der Zeit-Zauberer«
[9] Siehe Professor Zamorra Nr. 515 »Der mordende Wald«, und folgende
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