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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte der Dschinn sie hereingelegt, oder sie waren doch nicht wirklich dort angekommen, wo sie zu sein vermuteten…
    Er wechselte einen schnellen Blick mit Nicole, die sich im anderen Sessel niedergelassen hatte und einen äußerst verführerischen Anblick bot, für den er gern alles andere liegen- und stehengelassen hätte.
    »Da stimmt was nicht…«
    »Aber was?«
    Im nächsten Moment schrie sie gellend auf. »Nein - nicht schon wieder…« , und er sah sie aufspringen und zur Seite wegkippen. Im gleichen Augenblick gewahrte er aber auch einen dunklen Schatten, der sich dort niedergelassen hatte, wo Nicole ihn überlagerte. Wie auf einem doppelt belichteten Foto…wie ein Schatten aus einer anderen Welt…
    In diesem Moment begriff er.
    Er hatte es nicht geschafft! Er befand sich in der IMAGINÄREN WELT, und als er in der gleichen Sekunde Nicole nicht mehr sehen konnte, wurde ihm klar, daß sie nur seiner eigenen Wunschvorstellung entsprungen war und sich in Wirklichkeit überhaupt nicht hier befand! Vielleicht war sie in einer anderen Welt, in ihrer eigenen?
    Schnellmerker! glaubte sein Amulett im gleichen Moment spöttisch kommentieren zu müssen.
    Selten so ahnungslos gestorben, wie?
    Da durchraste ihn ein fürchterlicher Schmerz.
    Für den Bruchteil einer Sekunde glitten IMAGINÄRE und reale Welt ineinander, überdeckten sich. Im Moment des Untergangs. Die Flasche stürzte. Niemand konnte sie mehr auffangen. Die beiden Männer Raffael und William waren nicht in Griffweite.
    Für den Tod gab es keine unterschiedlichen Wirklichkeiten.
    Er war absolut, immer und überall.
    ***
    Zamorra reagierte schneller als jeder andere.
    Er war in Griffnähe!
    Er brauchte sich bloß zur Seite aus dem Sessel fallen zu lassen, und er tat es! Er kippte mitsamt dem Sessel um, schaffte es, mit beiden Händen die Flasche zu erfassen und drehte sich stürzend so, daß sie auf seinem Bauch landete, als er neben Tisch und umgekipptem Sessel auf dem Teppich lag.
    Für ein paar Augenblicke stockte ihm der Atem. Er konnte es kaum glauben, es geschafft zu haben. Aber er hielt die Flasche fest, und sie war nicht am Boden zerschellt!
    Aber… war das nun echt?
    Oder gehörte es zu der Vorstellung, es müsse so und nicht anders sein, welche die IMAGINÄRE WELT ihm vorgaukelte?
    Ich verliere noch den Verstand! wollte er schreien, als sein Amulett sich wieder meldete. An dem Punkt, den Verstand verlieren zu wollen, warst du gestern auch schon einmal, aber willst du es dir wirklich so einfach machen?
    Langsam erhob er sich.
    Er glaubte Schatten zu sehen, aber wenn er genau hinsah, konnte er sie nicht mehr erkennen, wie er auch Nicole nicht mehr sah. Vielleicht war sie in einer anderen Wirklichkeit, so von ihm getrennt, wie sie es beide von der normalen Welt waren. Im Moment der Entscheidung war nur Zamorras Illusion einfach verschwunden, hatte sich in Nichts aufgelöst…
    Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er immer noch die Flasche in den Händen hielt. Ihm kam ein verrückter Gedanke.
    Eben noch hatte er Schatten gesehen… die Schatten von Raffael und William! Jetzt waren sie nicht mehr da. Sollten sich zwei Wirklichkeiten für wenige Sekunden überlappt haben? Und hatte Zamorra es dabei möglicherweise geschafft, hinüberzugreifen und die Flasche aus der wirklichen Welt, in der sie zerschellen mußte, zu retten?
    »Probier's aus!« rief er sich selbst zu. Zu verlieren hatte er nichts mehr, aber er konnte noch alles gewinnen. Wenn seine Vermutung nicht stimmte, war er ohnehin bereits tot, und mit ihm Nicole und der Dschinn. Dann lebten sie drei nur noch in einer Welt, deren Existenz-Wahrscheinlichkeit so gering gegenüber der wirklichen Welt war, daß sie über kurz oder lang von der Entropie verzehrt werden würden. Ähnlich, wie es der vor Jahrmillionen von der Erde abgespaltenen Echsenwelt geschehen war, in der die Saurier nicht ausgestorben, sondern zur dominierenden, intelligenten Lebensform anstelle der Menschheit geworden waren. [7]
    Sterben konnte er also so oder so! Aber vielleicht gab es doch noch eine winzige Chance.
    Er hielt die Flasche fest wie den kostbarsten Schatz, den er jemals in den Händen gehalten hatte, und stürmte aus dem Raum. Aus dem Château! Draußen rannte er bergab, so schnell es ging, ohne daß er Gefahr lief, zu stolpern und im Sturz die Flasche zu verlieren und zu zerbrechen.
    Einmal stoppte er kurz, um sich zu orientieren, und plötzlich glaubte er nicht mehr sicher sein zu können, an welcher Stelle er

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