Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
weit voneinander getrennt worden!«
    »Jedenfalls haben wir es geschafft«, frohlockte Zamorra. Nicole schmiegte sich kurz an ihn und küßte ihn. Er fuhr fort: »Wir sollten uns die Stellen sehr genau merken, an denen wir hier aufgetaucht sind, für den Fall, daß doch noch etwas schiefläuft, und dann sehen wir zu, daß wir ins Château kommen und diesen verflixten Korken aus der Flasche ziehen. Wenn das klappt, brauchen wir nicht mal mehr zurück…«
    ***
    Der Dschinn spürte, wie er den Berührungskontakt zu den beiden Menschen im gleichen Augenblick verlor, als er die widerstandslos gewordene Wand durchschritt. Er fand sich allein in der IMAGINÄREN WELT wieder. Sofort kehrte er zurück in die Flasche, aber die Menschen waren fort.
    Vielleicht hatten sie es wirklich geschafft, den Gesetzen der Flaschenmagie ein Schnippchen zu schlagen und in die reale Welt hinüberzuwechseln. Wahrscheinlicher war es aber, daß sie in andere IMAGINÄRE WELTEN geraten waren - jeder in seine eigene. Mit Bestimmtheit konnte der Dschinn es allerdings nicht sagen, weil dies das erste Mal war, daß er nicht allein hinübergegangen war, sondern mit zwei anderen Personen zusammen, die noch dazu keine Dschinns waren. Daher kannte er die möglichen Gesetzmäßigkeiten nicht.
    Er konnte jetzt nur hoffen, daß sie es wirklich geschafft hatten. In diesem Fall würde sich die Flasche wohl in Bälde wieder öffnen. Hadschi Halef Dawuhd schätzte Zamorra als einen Mann ein, der sein Wort hielt. Er war genau der Mann, den der Dschinn in all den Jahrhunderten immer zu finden gewünscht hatte.
    Aber seine eigenen Wünsche konnte er nur in sehr, sehr begrenztem Umfang erfüllen… Das Schicksal ließ sich nicht zwingen.
    Wenn die beiden Menschen aber in IMAGINÄREN WELTEN gelandet waren, würden sie höllisch aufpassen müsen, nichts Unbedachtes zu tun. Denn sie waren dann Sklaven ihrer eigenen Vorstellungen und Träume. Was sie erleben wollten, das erlebten sie auch. Doch Traum und Alptraum liegen dicht beieinander, und manchmal war es nicht leicht, den Weg zurück in die Flasche zu finden.
    Vielleicht würde es eines Tages geschehen, daß selbst er, Halef Dawuhd, den Weg zurück nie mehr fand.
    Doch im nächsten Augenblick zerplatzten all seine Träume und Hoffnungen. Ein abermaliger heftiger Ruck schleuderte alles, was nicht niet- und nagelfest war, in der Flasche durcheinander.
    Fast hätte der Dschinn es nicht mehr geschafft, sich rechtzeitig wieder durchlässig zu machen.
    Doch darauf kam es jetzt vermutlich auch nicht mehr an. Denn obgleich er diese Erfahrung logischerweise nie zuvor gemacht hatte, verriet ihm der heftige Auf- und Abschwung der Flaschenbewegung allein durch seine ungewohnte Heftigkeit, was geschah: Jemand war dabei, die Flasche zu zerschmettern.
    Und wenn Zamorra und Duval nicht doch in die reale Welt hinübergewechselt waren, war das auch ihr Ende…
    ***
    Mit Nicole an seiner Seite erreichte Zamorra das Château bereits nach wenigen Minuten. Die etwa
    500 Meter leichter Bergstrecke waren nicht sonderlich anstrengend. Auf dem Weg zum Kaminzimmer lief ihnen Lady Patricia über den Weg. Sie runzelte etwas unwillig die Stirn; die unbefangene Art, in der Nicole mit ihrer Nacktheit umzugehen pflegte, gefiel ihr nicht recht, aber sie hatte gelernt, das einfach so hinzunehmen. »Ihr habt's ja verflixt eilig«, rief sie den beiden nach.
    Zamorra erreichte das Kaminzimmer als erster und stieß die Tür auf. Der Raum war leer; die Flasche stand noch da, wo sie sich zuletzt befunden hatte. Zamorra sah, daß der Korken tatsächlich im Flaschenhals steckte. Sofort packte er zu, hob die Flasche an und griff nach dem Korken.
    »Paß auf!« schrie Nicole. Da erinnerte er sich an die Reaktion des Flascheninhaltes auf jede äußere Manipulation. Drinnen mußte mal wieder alles gewaltig durcheinanderfliegen.
    Aber jetzt war es sowieso zu spät. Zamorra rupfte den Korken aus der Flasche und stellte letztere wieder auf den kleinen Tisch, diesmal mit erhöhter Sorgsamkeit, um das angerichtete Chaos nicht zu wiederholen und zu vergrößern.
    »Geschafft«, sagte er und beugte sich über den Flaschenhals. »Kannst 'rauskommen, Hadschi - und extra für dich zieht sich Nicole sogar wieder an…«
    Was er an der ganzen Sache als am Bedauerlichsten empfand.
    ***
    Derweil hatte Lady Patricia allen Grund, sich zu wundern. Rhett war soeben eingeschlafen, und sie wollte die frühen Abendstunden genießen und noch ein wenig im Freien flanieren. Jetzt war

Weitere Kostenlose Bücher