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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nur noch eine andere Möglichkeit: Listig, wie der Dschinn war, hatte er den Korken selbst an sich gebracht.
    Daß rein zufällig William hier auftgetaucht und durch den glücklichen Umstand, nahe genug an das Objekt herangekommen zu sein, fündig geworden war, konnte Raffael sich beim besten Willen nicht vorstellen.
    Etwas niedergeschlagen verließ er das »Zauberzimmer« wieder. Wenn er jetzt noch etwas für Zamorra und seine Gefährtin tun wollte, mußte er sich etwas ganz anderes einfallen lassen.
    Vielleicht… die Flasche einfach zerschlagen?
    ***
    Zamorra rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. »Wir sitzen also fest?« vergewisserte er sich und deutete dabei nach oben, wo sich optisch nichts verändert hatte. Immer noch kam von dort das Licht, das zu tiefster Schwärze abblendete, wenn man ein paar Sekunden länger hinsah, und dabei doch nichts von seiner Helligkeit verlor.
    »Der Hadschi sagt es«, erwiderte Nicole. »Aber ich bin da anderer Ansicht. Wir sind keine Geister, sondern lebende Menschen. Also sollten die Gesetze, denen Geister unterworfen sind, für uns eigentlich nicht gelten. Andersherum ist es ja genauso.«
    »Schön, probieren wir es aus, ob wir auch nur in diese ominöse IMAGINÄRE WELT gelangen. Wenn es nicht funktioniert, sehe ich immerhin noch eine andere Möglichkeit.«
    »Und die wäre?«
    »Sie wird zumindest Hadschi Achmed gar nicht gefallen: Wir zertrümmern diese Flasche!«
    Der Dschinn fuhr auf. Seine Augen blitzten zornig. »Diese Möglichkeit gefällt nicht nur mir nicht! Sie wird auch euch nicht gefallen! Ihr habt anscheinend überhaupt nicht begriffen, wo ihr euch jetzt befindet!«
    »Dann wäre es recht nett von dir, wenn du es uns genau erklären würdest«, bat Zamorra.
    »Ich hatte euch für intelligenter und gebildeter gehalten!« fauchte der Dschinn. »Ihr seid nicht mehr dort draußen! Ihr seid jetzt in dieser Flasche. Sie ist eine Welt für sich, ein ganzes Universum, auch wenn sie nur recht klein geraten ist. Und durch den Korken ist diese Welt hermetisch von allen anderen abgeschlossen. Wer durch diese Türen geht«, er deutete hektisch auf die verschiedenen Bilder, »verläßt das Universum trotzdem nicht, auch wenn er diesen Raum verläßt! Effendi, wenn du in deiner Welt dein Haus verläßt, bleibst du dabei dennoch in deiner Welt. Das hier, diese Flasche, ist eine ganz andere Welt, eine in sich geschlossene Welt, die mit der da draußen überhaupt nichts zu tun hat. Verstehst du nun endlich?«
    »Ich versuch's«, überlegte Zamorra. »Du meinst also, ich kann diese Flasche nicht zerstören, diese Welt, so wie ich unser eigenes Universum nicht zerstören kann?«
    »Oh, du könntest es sicher, Effendi«, widersprach der Dschinn. »Aber kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn du dein Menschenuniversum zerstörst? Es würde dich nebst allem anderen ebenfalls vernichten.«
    »Das bedeutet: zerstören wir diese Flasche, zerstören wir auch zugleich alles, was sich darin befindet?«
    »Endlich begreifst du!« atmete der Dschinn auf. Er mußte früher einmal Mensch gewesen sein oder sich menschliche Angewohnheiten und Bewegungen intensiv verinnerlicht haben, um unter ihnen nicht aufzufallen - es war schon erstaunlich, einen Geist atmen und sogar aufatmen zu sehen…
    »Und wenn jemand von außen die Flasche zerdeppert?« warf Nicole unruhig ein. »Wenn das verflixte Ding vom Tisch fällt, weil einer aus Versehen dagegenstößt…?«
    »Zerstört ist zerstört. Ob von innen oder von außen, das spielt dabei keine Rolle. Ich muß allerdings zugeben, daß eine Zerstörung von außen wesentlich leichter fällt. Wäre die Flasche geöffnet, gäbe es kein Problem. Dann existierte der Durchgang in eure Welt, und wir könnten im Moment der Zerstörung einfach hinüberwechseln. Aber leider…«
    »Das klingt nicht gerade beruhigend«, stellte Nicole fest. »Ich wußte doch gleich, daß es mir hier drin nicht sonderlich gefällt. Wir hätten verschwinden sollen, als es noch ging. Aber auf mich hört ja keiner.«
    »He, du hast ja auch nichts gesagt!« protestierte Zamorra.
    »Konnte ich nicht. Ihr beide mußtet ja ständig reden. Und jetzt haben wir den Salat.«
    Zamorra griff nach einem der Bilder. Es zeigte eine orientalische Stadt mit weißen Gebäuden, die teilweise mit arabischen Ornamenten bemalt waren. Im Innern der Stadt erhob sich die golden glänzende Dachkuppel einer Moschee, und nicht weit davon entfernt ragte ein Minarett empor. Von dort, ahnte Zamorra, rief der

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