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0529 - Der Würgeadler

0529 - Der Würgeadler

Titel: 0529 - Der Würgeadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Pierre!«
    Als seine Mutter die beiden Worte sagte, senkte der Fünfzehnjährige den Kopf.
    »Noch einmal zu diesem Angriff«, nahm Paul den Faden wieder auf. »Du bist sicher, daß du dich nicht getäuscht hast, Vater?«
    »Völlig.« Jacques lachte auf. »Zählst du mich schon zum alten Eisen, mein Junge?«
    »Nein, das nicht, aber ich kann es mir schlecht vorstellen.«
    Jacques schaute auf die Glut in seiner Pfeife. »Tja«, sagte er, »dir geht es nicht allein so. Auch ich bin davon überrascht worden. Friedliche Tiere, die zu kleinen Bestien werden. Was ist der Grund?«
    »Ich kenne ihn nicht.«
    »Ich ebenfalls nicht«, sagte Eliette.
    Der Großvater lächelte. »Ich kannte ihn auch nicht. Aber mich hat jemand aufgeklärt.«
    »Wer?« fragte Eliette.
    »Der alte Piccé.«
    Paul mußte lachen. »Dieser Spinner und Geschichtenerzähler?«
    Jacques wiegte den Kopf. »So ähnlich habe ich auch gedacht, mein Junge, dann aber ließ ich mir die Dinge noch einmal durch den Kopf gehen und muß zugeben, daß er möglicherweise recht haben könnte. Ich sagte bewußt könnte , denn er hat mich auf die alte Sage hin angesprochen, die bei uns noch die Runde macht.«
    »Der… der Würgeadler?« schnappte Pierre.
    »So ist es.«
    Plötzlich rutschte der Junge unruhig auf seinem Platz hin und her.
    »Der liegt aber tief im Berg begraben, so erzählt man sich. Erst wenn bestimmte Dinge zusammenkommen, wird er wieder erscheinen.«
    Er blickte seine Verwandtschaft an. »Oder seht ihr das anders!«
    »Ja, ich«, meldete sich Paul. »Für mich ist das Spinnerei. Ein Riesenadler! Meine Güte, wer glaubt denn schon an so etwas? Ich jedenfalls nicht.«
    »Ich habe es auch nicht geglaubt«, sagte Jacques.
    »Und?«
    »Nach dem Gespräch mit Piccé machte ich mich auf den Rückweg. Ich hatte es eilig, hier herzukommen. Es gibt ja Stellen bei uns im Dorf, von denen du einen hervorragenden Blick auf die Hänge und die Berge hast. Ich schaute über einen Osthang hinweg und sah einen gewaltigen Schatten. Der sah aus wie gemalt.«
    »Ein Bergschatten, aber kein Adler!«
    »Irrtum, Paul, es war ein Adler. Wenn du ihn gesehen hättest, würdest du jetzt anders reden, Junge.«
    »Glaube ich nicht.« Paul Grenier blieb bei seiner Ansicht. »Nein, das glaube ich nicht. Ich kann mir dies doch einfach nicht vorstellen. Wo sollte denn ein Adler hergekommen sein?«
    »Aus dem Berg.«
    »Quatsch.«
    Jacques beugte sich zu seinem Sohn hinüber, während Eliette aufstand und Holz im Kamin nachlegte. Dennoch bekam sie das Gespräch der beiden Männer mit. »Ich hätte ebenso gesprochen wie du, mein Sohn. Nur bin ich zuvor von gewissen Tieren attackiert worden, die wirklich einmal als sehr harmlos galten.«
    »Zufall.«
    »Nein, Bestimmung.«
    Paul winkte ab. »Vater, das glaube ich dir einfach nicht. So etwas kann keine Bestimmung sein.«
    »Ein böses Omen. Erinnere dich an die alte Legende. Die Vögel werden sich anders benehmen, wenn die Zeit reif ist und das Böse mit dem neuen Bösen eine Verbindung schlägt. Ich an deiner Stelle wäre da sehr vorsichtig.«
    »Dann glaubst du also daran?«
    »Bestimmt.«
    Eliette war aufgestanden und hatte Pflaster besorgt. Sie verklebte die Wunde ihres Schwiegervaters, während Paul über die gehörten Worte nachdachte.
    »Wenn etwas Böses kommt«, murmelte er. »Was ist denn alles an Bösem gekommen?«
    »Der Schnee«, meinte Eliette.
    Paul winkte ab. »Das ist Natur, aber nichts Böses im Sinne der Legenden.«
    »Vielleicht ist es noch unterwegs«, sagte Jacques.
    »Dann muß es sich aber beeilen«, bemerkte sein Sohn sarkastisch.
    Der älteste Grenier atmete tief durch. »Junge«, sagte er, »ich werde einfach das Gefühl nicht los, daß du die Sache zu sehr auf die leichte Schulter nimmst.«
    Paul lachte. Es klang nicht echt. Er schlug noch mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Ich weiß nicht, Vater, aber ich bin eben ein anderer Mensch und eine andere Generation.«
    »So habe ich zu dem alten Piccé auch gesprochen, bis ich nachdenklich wurde.«
    Pierre meldete sich. »Braucht ihr mich noch?« fragte er. Er sah aus, als würde er auf dem Sprung stehen.
    »Wo willst du denn hin?« fragte seine Mutter.
    »Ich habe mich am Teich verabredet. Wir wollen dort Schlittschuhlaufen.«
    »Darf er, Paul?«
    »Naja, der Schnee ist vom Dach geräumt.« Grenier schaute seinen Sohn an. »Aber nur, wenn du morgen den Stall ausmistest. Ist das versprochen?«
    »Klar, Vater.«
    »Dann geh.«
    Der Junge stand auf. Durch

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