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053 - Der Brigant

053 - Der Brigant

Titel: 053 - Der Brigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Aber Ihr Artikel über mich war absolut liebenswürdig und dezent.«
    »Anständigkeit war stets meine Schwäche«, erwiderte Anthony ernst. »Und warum ich eigentlich hier bin, wird sich eines Tages schon zeigen. Was werden Sie nun mit Murkle anfangen?«
    »Ich werde ihm vermutlich eine Abstandssumme zahlen; das hat jeder andere früher auch tun müssen. Es ist direkt Erpressung - wieviel will er denn haben?«
    »Das müssen Sie ihn selbst fragen.«
    Es fand eine persönliche Aussprache zwischen Mr. Longwirt und Mr. Murkle statt, und zwei Tage vor der Aufstellung des Kandidaten wurden die Wahlplakate Mr. Murkies mit weißem Papier überklebt. Am Abend ging Anthony von Gasthaus zu Gasthaus und fand viele Freunde. Was er eigentlich tat, wird man niemals sicher herausbekommen. Es steht nur das eine fest, daß er ein großes Schriftstück vorzeigte und sagte, es sei eine Petition um Aufschub der Vollstreckung der Todesstrafe für einen Mann, der gehenkt werden sollte. Und alle Leute, die er um ihre Unterschrift bat, setzten ihren Namen darunter.
    Mr. Miller, ein Stockkonservativer, Mr. Jordan, ein Liberaler, und sogar Mr. Hallingay, der kommunistische Anwandlungen hatte - alle, alle unterzeichneten die vermeintliche »Petition«.
    Am nächsten Tage war die Erregung in Bursted vollkommen verschwunden. Der erwartete Kampf fand nicht statt, obwohl es bis zuletzt Leute gab, die hofften, daß Murkle seine Kandidatur aufrechterhalten werde.
    Aber Mr. Murkle erklärte traurig, daß das nicht möglich sei.
    »Als ich meine Zeitung die ›Rakete‹ aufgab, habe ich auch mit meiner politischen Laufbahn Schluß gemacht. Es war ein Fehler, daß ich mich noch einmal als Kandidat aufstellen ließ.«
    An diesem Abend wurde er von Anthony eingeladen. Andere Gäste erschienen nicht. Das Essen fand in einem Privatraum des Gasthauses »Zur Weizengarbe« statt. Die beiden tranken Ginger Ale. Mr. Murkle wurde um acht Uhr politisch, um neun bekam er musikalische Anwandlungen, um zehn rühmte er sich mit allem, was er schon geleistet hatte, und wurde zu Tränen gerührt. Um elf Uhr wurde er restlos vertrauensselig und erzählte Anthony Newton seine ganze Lebensgeschichte und auch, was er neulich mit Mr. Josias Longwirt vereinbart hatte.
    Der Tag der Wahl dämmerte herauf, und Mr. Josias Longwirt schien der Himmel nur zu seinem Ruhmestag zu strahlen. Aber was er alles an diesem Tag noch erleben sollte, ahnte er nicht.
    Er war in dem ersten Hotel der Stadt abgestiegen und hatte eben seine Morgentoilette beendet und sich der Bedeutung des Tages entsprechend gekleidet, als ein Brief für ihn abgegeben wurde, und zwar wurde er ihm von einem besonderen Sendboten persönlich ausgehändigt. Das Schreiben war schwer versiegelt und trug die Aufschrift: »Geheim und streng vertraulich.« Auf der Rückseite des Kuverts war ein Wappen eingeprägt. Das Briefpapier war schwer und kostbar und trug als Kopf nur die Worte: »Inneres Kabinett. Streng geheim.«
    Das Schreiben lautete:
    Sehr geehrter Mr. Longwirt:
    Es ist plötzlich eine Krisis ausgebrochen. Wir treffen uns in Malby House, Blackpond. Wir brauchen Ihren unmittelbaren, persönlichen Rat, Sie müssen sofort kommen. Fragen Sie nicht nach S. B. oder sonst jemand. Geben Sie auch nicht Ihren Namen an, sondern nennen Sie sich selbst Foch und fragen Sie nach dem König von Griechenland. Diese Anweisungen müssen Sie unter allen Umständen ausführen. Dies ist äußerst wichtig und dringend. A. C. kommt im Sonderzug. Malby House ist das weiße Gebäude auf der linken Seite der Straße, bevor Sie nach Blackpond kommen. S. B. (P. M.)
    Mr. Longwirt wurde nicht ohnmächtig, er verlor nicht die Besinnung. In seinen Träumen hatte er ja schon derartige Dinge erlebt. Er ging hinunter und bestellte sofort seinen Wagen.
    »Schließen Sie die Türen und ziehen Sie die Vorhänge vor«, wies er seinen Chauffeur an.
    Der Mann wunderte sich, führte aber den Auftrag aus. Vor der Stadt zog Josias die Vorhänge wieder beiseite und überließ sich kühnen Träumen. Es war ihm, als ob die Würde der Staatsregierung auf seinen Schultern ruhte, und er machte ein ernstes Gesicht und legte die Stirn in Falten.
    Als er in die Nähe von Blackpond kam, das er von früheren Besuchen her kannte, sah er das weiße Haus und gab seinem Chauffeur ein Zeichen. Sie fuhren durch schwere, eiserne Tore und hielten bei einer Säulenvorhalle.
    Die Tür wurde sofort geöffnet, und ein Mann in einem weißen Rock trat heraus.
    Josias nahm ihn

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