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053 - Der Brigant

053 - Der Brigant

Titel: 053 - Der Brigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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vertraulich beiseite.
    »Ich bin Foch«, sagte er mit leiser, vor Aufregung zitternder Stimme, »und ich möchte den König von Griechenland sprechen.«
    Der Mann nickte. »Gewiß, General«, sagte er. »Wollen Sie bitte nähertreten.«
    Mr. Longwirt befand sich in einem mit weißgestrichenem Paneel versehenen Büro. Plötzlich trat ein untersetzter Herr herein. Josias hatte eine schwache Erinnerung, ihn schon irgendwo einmal gesehen zu haben.
    »Ich bin Foch«, sagte Mr. Longwirt wieder, »und ich möchte den König von Griechenland sprechen.«
    Dr. Clayfield schaute den Besucher wohlwollend an.
    »Jawohl, Sie werden zu ihm geführt werden, General - und Sie werden auch die Königin Elisabeth sehen und den Rajah von Bhong!« Er läutete und diesmal kamen zwei Männer in weißen Kitteln herein.
    »Auf Zimmer Nr. 8 zur Untersuchung«, sagte der Arzt kurz.
    Mr. Longwirt folgte den beiden freudestrahlend.
    Ein paar Minuten vor zwölf Uhr mittags wartete der Wahlkommissar auf die Ankunft von Mr. Josias Longwirt. Aber an seiner Stelle erschien Anthony Newton, legte eine Summe Geldes auf den Tisch und eine mit unglaublich vielen Unterschriften versehene Wahlliste.
    »Ich hatte keine Ahnung, daß Sie als Kandidat aufgestellt waren, Mr. Newton«, sagte der Beamte überrascht.
    »Ich auch nicht«, erklärte Anthony.
    Drei Rechtsanwälte hatten vier Stunden lang zu tun, um Mr. Josias Longwirt aus dem Clayfield-Irrenhaus zu befreien.
    »Es hat gar keinen Zweck, daß Sie obendrein noch schimpfen und ärgerlich werden, junger Mann«, sagte der Chefarzt.
    »Wenn jemand zu mir kommt, sich als General Foch vorstellt und dann noch die höchsten Persönlichkeiten sehen will, habe ich wohl allen Grund, ihn hier zurückzuhalten. Dazu bin ich absolut berechtigt.«
    »Ich werde Sie zur Anzeige bringen, ich werde Sie verklagen«, schrie Josias. »Ich werde eine Anfrage im Parlament einbringen!«
    Aber er führte seine Drohungen nicht aus.
    Mr. Anthony Newton, Mitglied des Parlamentes für den Wahlbezirk von Bursted, gab ihm den Rat, von all diesen Dingen abzusehen.
    »Das hat alles keinen Zweck. Es ist zwar ein Unglück, aber es wäre noch viel unglücklicher für Sie, wenn ich alle Ihre Durchstechereien und die Korruption des alten Murkle aufdecken würde. Ich kann alles beweisen und habe alles schwarz auf weiß. Kommen Sie einmal nach London ins Parlament - ich will Sie dann herumführen und Ihnen alles zeigen!«

10. KAPITEL
Der Witzbold
    Mr. Anthony Newton hatte sich über manche Erfahrung gefreut, aber manche hatte er auch stillschweigend ertragen müssen. Seine Wahl in das Parlament hatte ihm großes Vergnügen bereitet, denn die Wählerschaft war erstaunt, als sie plötzlich im Unterhaus durch einen Mann vertreten war, von dessen Existenz sie bisher noch nichts gewußt hatte. Aber er hatte auch die Petition über sich ergehen lassen müssen, daß ihm sein Sitz genommen werden sollte, und nach einer aufregenden und nicht ganz angenehmen Woche in dem bedeutendsten Parlament der Welt hatte er seinen Platz aufgegeben.
    »Es ist immer besser, freiwillig zu gehen, mein alter Freund«, sagte sein Rechtsanwalt, »als hinausgeworfen zu werden. Und obendrein drohte Ihnen auch noch eine Klage wegen Komplotts.«
    Aber Anthony Newtons Wahl ins Parlament hatte wenigstens ein glänzendes Resultat - sein Name wurde dadurch äußerst bekannt. Die Folgen dieses Abenteuers waren in mancher Beziehung belustigend und auch vorteilhaft, denn Lammer-Green wurde hierdurch auf ihn aufmerksam. Anthony saß in der Halle seines Hotels und rauchte nach Tisch eine Zigarre, als die nähere Bekanntschaft begann. Ein paar große Hände legten sich plötzlich auf seine Schultern, er wurde buchstäblich von seinem Stuhl in die Höhe gehoben, und eine rauhe Stimme sagte zu ihm: »Geben Sie mir meinen Schilling wieder!«
    Dann wurde er heftig gerüttelt, und man hörte eine Münze auf den Boden fallen.
    »Ich, danke Ihnen auch«, sagte die Stimme wieder, und Mr. Lammer-Green bückte sich, um ein Schillingstück aufzunehmen, das aus Anthonys Hosen gefallen war.
    Vorher hatte er es ihm nämlich zwischen Hals und Kragen gesteckt und ihn dann so lange geschüttelt, bis es wieder auf den Flur fiel.
    Anthony schaute wütend in das grinsende Gesicht Mr. Lammer-Greens. Er hätte ihn am liebsten umgebracht.
    »Ach, Sie sind es!« rief er dann, denn er kannte den Witzbold und Spaßmacher von früher her oberflächlich.
    Der ehrenwerte Mr. Lammer-Green war ein langer, knochiger,

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