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1161 - Der Keim des Bösen

1161 - Der Keim des Bösen

Titel: 1161 - Der Keim des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vor knapp zwei Stunden hatte er sie schon einmal gesehen. In dem Restaurant, das zum Motel zählte. Mehr eine Kantine mit Selbstbedienung. Da war sie plötzlich aufgetaucht und hatte sich an den Nebentisch gesetzt.
    Groß, hellblond, schon silbrig die Mähne, bekleidet mit einem hellen ärmellosen, bauchnabelfreien Shirt und einer schwarzen, sehr eng sitzenden Hose aus Leder. Sie hatte ihm kurz zugelächelt und sich dann mit ihrem Sandwich beschäftigt, über das sie sich später - es war schon zur Hälfte gegessen worden - beschwert hatte.
    Natürlich hatte Phil ihr zugestimmt, obwohl er kein Sandwich gegessen hatte. Einer derartigen Person würde er nie Widerspruch entgegensetzen, höchstens in einem Extremfall.
    Sie hatte ihn dann angelächelt. Er war aufgestanden, um sich eine Flasche Whisky zu kaufen. Er wollte sie mit auf sein Zimmer nehmen. Ein Schluck vor dem Schlafengehen konnte nicht schaden.
    Vielleicht würde er dann von einer Frau wie der Silberblonden träumen.
    Ihr Lächeln war geblieben. Phil hatte es als Aufforderung wahrgenommen, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Gern wäre er einen Tisch weiter gegangen und hätte sich neben sie gesetzt. Das allerdings hatte er sich nicht getraut.
    Sie hatte ihm erzählt, dass sie unterwegs war, und Phil hatte sich sogar getraut, sie nach dem Ziel zu fragen.
    »Irgendwohin«, hatte ihre Antwort gelautet, und sie hatte wieder so kindhaft gelächelt, wobei sie ihm einen Schmollmund präsentiert hatte. Diese Person war eine Femme fatale, noch jung und trotzdem verdammt reif. Etwas, das man pflücken konnte.
    Er hatte nur die Schultern gehoben und sich dabei über sein rotes Gesicht und den zugleich trockenen Hals geärgert.
    »Man ist ja immer auf der Suche«, hatte sie gesagt. »Immer, verstehen Sie?«
    Er verstand nicht und nickte trotzdem.
    »Manchmal hat man Glück.«
    »Klar, eben.« Wieder war es eine so dumme Antwort gewesen.
    Sie hatte weiter gelächelt und durch ihre silberblonden Locken gestrichen. »Sie übernachten hier?«
    Nach dieser Frage war ihm das Blut noch stärker in den Kopf geschossen. »Ja, das hatte ich vor. Ich habe Termine morgen und muss einfach etwas Ruhe finden.«
    »Sie sind beruflich unterwegs?«
    »Leider.«
    »Was machen Sie?«
    »Ich vertrete mehrere Verlage. Zeitschriften und so. Das ist oft ein Knochenjob.«
    Sie schaute ihn direkt an. Er sah, dass sie helle Augen hatte. Grau, blau und grün. Da vereinigten sich die drei Farben zu seltsam klaren Pupillen. »Man bekommt heute nichts geschenkt.«
    »Da haben Sie Recht.« Er wischte an seiner Hose den Schweiß von der rechten Handfläche weg.
    Jetzt wollte er sie fragen, musste aber noch eine innere Hürde überspringen. »Und was treiben Sie so?« Blöde Formulierung, aber sie nahm sie nicht übel, denn sie lächelte.
    »Nun ja, ich bin unterwegs. Schaue mich um. Suche nach interessanten Leuten.«
    »Ah so, klar. Kann man so sehen.« Harper wusste nicht, was sie damit meinte. Er nahm es nur hin und bedauerte, dass er nicht zu den interessanten Leuten gehörte. Er war Durchschnitt. In allem. Für ihn würde sich eine solche Frau bestimmt nicht interessieren. Die war etwas anderes gewöhnt. Eine wie sie konnte einfach jeden haben - jeden.
    Trotzdem behielt sie ihr Lächeln bei. Er war plötzlich für sie interessant geworden, was ihn wunderte. Dabei hockten nicht weit entfernt zwei Typen an einem Tisch, die besser zu ihr gepasst hätten.
    Jung, durchtrainiert und cool. Aber die beiden schauten nicht einmal zu ihr, und sie auch nicht zu ihnen.
    Verkehrte Welt, dachte Harper und blickte auf seine Whiskyflasche, die auf dem Tisch stand. Mit der rechten Hand hielt er sich daran fest, als suchte er Unterstützung.
    »Wollen Sie sich auf dem Zimmer noch einen Schlaftrunk gönnen?«, fragte sie plötzlich.
    Er wurde wieder rot. Erwischt! Suchte nach einer Ausrede, dachte daran, die Flasche als Geschenk zu deklarieren, aber ihr Lachen sorgte dafür, dass er nichts sagen konnte.
    »Das ist gut. Auch ich trinke gern Whisky.«
    »Ach! Tatsächlich?«
    »Klar.« Sie schaute ihn funkelnd an. Genau dieser Blick war es, der mehr sagte als viele Worte. Er war das, was man eine Aufforderung nennt. Und durch Harpers Kopf rasten die Gedanken. Er fragte sich, ob er tatsächlich über seinen eigenen Schatten springen sollte, nahm zweimal Anlauf und erkannte, dass sich ihr Blick nicht verändert hatte.
    »Wenn das - ähm - wenn das so ist, dann könnten wir die Flasche ja gemeinsam leeren.«
    »Wunderbar.

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