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053 - Der steinerne Dämon

053 - Der steinerne Dämon

Titel: 053 - Der steinerne Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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gut!“
    Sie schrak zurück, als ob er ihr eine giftige Schlange angeboten hätte.
    „Glaube mir, ich kann nicht anders“, sagte er. „Wenn ich sie bei dir lasse, bringt dich das in ziemliche Gefahr. Nehme ich sie mit, riskiere ich, daß sie in die Hände der Bruderschaft fällt. Dann würdest du und die ganze Welt in schrecklicher Gefahr schweben.“
    „Durch diese Figur?“
    Sie konnte es nicht glauben.
    „Durch diese Figur“, bestätigte er. Und aus dem Fenster sehend: „Ich muß weg, und zwar so schnell wie möglich.“ Ganz plötzlich nahm er sie in die Arme und küßte sanft ihre Stirn. „Leb wohl, mein Kind! Gott segne dich, und lichte Mächte mögen dich beschützen!“
    Sie hatte ihn noch nie so ernst gesehen. Die Statue in ihrer Hand schien sich zu bewegen und zu vibrieren.
    „Paß gut auf sie auf!“, sagte er noch einmal, öffnete die Tür und verschwand.
    „Leb wohl“, flüsterte Lana.
    Etwas in ihrem Herzen sagte ihr, daß sie ihn in dieser Welt nicht wiedersehen würde, jedenfalls nicht lebend. Sie hörte noch seine Schritte auf der Treppe und war einen Augenblick lang versucht, die Vorhänge zurückzuziehen und ihm nachzuschauen, aber etwas hielt sie zurück; eine innere Stimme warnte sie davor, den Vorhang zu bewegen. Die Schritte verklangen auf der Straße. Ein Wagen fuhr an. Der Fahrer wechselte hörbar den Gang. Dann hörte sie einen schrecklichen dumpfen Aufprall.
    Diesmal rannte sie zum Fenster. Leute schrien. Ein Mann in einem tiefbraunen Anzug, wie Onkel Tyman ihn immer getragen hatte, lag zusammengekrümmt neben der Mauer. Einzelne Stimmen drangen zu Lana hinauf.
    „Er hat nicht einmal angehalten.“
    „So ein Schwein!“
    „Es sah so aus, als ob er es absichtlich getan hätte.“
    „Fuhr genau über ihn.“
    „Das war Mord.“
    Lana hielt die vibrierende Statue in der zitternden Hand. Sie hatte keinen Grund, nach unten zu gehen. Sie wußte, daß der Tote Onkel Tyman war. Stand seine Ermordung tatsächlich mit der unheimlichen Figur im Zusammenhang? Was hatte er gesagt? Wenn er die Statue nicht sicher genug verstecken würde, würde die Welt in gräßlicher Gefahr schweben. Konnte ein toter Gegenstand eine Drohung für die zivilisierte Menschheit sein?
    Es schien lächerlich, und doch fühlte Lana, wie die Furcht sich in ihrem Herzen ausbreitete.
    Sie war hin und her gerissen; einerseits wollte sie nach unten zu Onkel Tyman rennen, auf der anderen Seite hatte sie der tote Mann dringend vor so etwas gewarnt. Es muß so aussehen, dachte sie, als ob ich ihn nicht kennen würde. Wenn ich jetzt hinunterlaufe und sie – wer immer sie sind – wissen lasse, wo sich die Figur befindet, ist er umsonst gestorben.
    Sie beschloß also, dem Rat Onkel Tymans zu folgen. Doch der innere Kampf hatte sie mehr mitgenommen, als sie sich eingestehen wollte. Sie ging ins Schlafzimmer, nahm mit zitternden Fingern eine Schlaftablette, trank ein Glas Wasser und zog Rock und Pullover aus. Dann kletterte sie ins Bett und wartete auf die Wirkung der Pille. Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis sich die Spannung in ihrem Körper löste. Sie sank in einen unruhigen Schlaf voll seltsamer Träume. Schließlich wachte sie – in kalten Angstschweiß gebadet – auf. Die Furcht hielt sie so lange im Bett, bis der heraufdämmernde Morgen ihr den Mut gab, Licht anzumachen.
     

     

Lana holte sich die Morgenzeitung und begann mit wilder Hast darin zu blättern. Sie wußte wohl, daß es sehr schwierig sein würde, ihren Geist wieder mit den normalen Dingen des täglichen Lebens zu beschäftigen; doch der Kaffee auf dem Frühstückstisch, der Schinken und die Tomaten unter dem Grill, der Geschmack des gekühlten Grapefruitsaftes auf ihrer Zunge und die Geräusche von draußen, das alles begann langsam beruhigend auf sie zu wirken. Sie war wieder fähig, die gelesenen Worte mit dem Verstand aufzunehmen.
    Sie blätterte bis zu den Stellenanzeigen auf der letzten Seite weiter, die sie täglich studierte, immer in der Hoffnung, eines Tages den Job ihres Lebens mit einem unglaublich guten Gehalt in ausnehmend angenehmer Umgebung zu finden.
    Ihr Blick flog über eine Anzahl langweiliger üblicher Stellenanzeigen und blieb plötzlich an einer haften. Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie las:
    Wir bieten zwölf hundert Pfund im Jahr, einer tüchtigen Sekretärin, für eine zwar anstrengende, aber befriedigende Tätigkeit in einsamer Gegend im Südwesten Englands.
    Gedanken an Cornwall, Dartmoor und weites Land

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