053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt
erklären. Während die
Zollbeamten aus Dänemark und Schweden ihren Kameraden auf dem sinkenden Polizeischiff zu Hilfe kamen, rauschte Larry an
das lodernde Wrack heran, in der Hoffnung, doch noch etwas für den
eingeschlossenen Mann tun zu können. Aber es war unmöglich. Durch den dichten
Vorhang aus Qualm und Feuer erblickte Larry die hochaufgerichtete Gestalt.
Er glaubte, den jungen Michael Thielen hinter der
Flammenwand zu erkennen. Die frischen, sympathischen Gesichtszüge! Doch der
Eindruck verwischte von einer Sekunde zur anderen. Das Gesicht wurde hart,
häßlich und unheimlich. Das abstoßende Äußere des Hexentöters, wie er ihn
gesehen hatte, starrte ihn wieder an. Flammenzungen leckten über den Körper;
die langen Haare fingen Feuer; dann brach der verkohlte Boden unter den Füßen
des Unheimlichen und riß ihn in die gurgelnde, aufschäumende Tiefe. Ein
furchtbarer Gedanke kam X-RAY-3, aber er war so absurd, daß er ihn ebenso
schnell wieder verwarf.
Michael Thielen und der Hexentöter, ein und dieselbe
Person? Wenn man zwei und zwei zusammenzählte, dann deckte
sich mit einem Mal das eine Vorkommnis mit dem anderen. Noch ehe die
Polizeischiffe an der Küste eintrafen, erreichte Larry Brent das Ufer von Malmö.
Der Lotus Europa rollte wieder über festen Boden. Am Strand wartete Larry die
Ankunft der Schiffe ab, als er auf eine junge charmante Schwedin aufmerksam
wurde, die sich ihm näherte. Er glaubte, nicht richtig zu sehen.
„ Morna ?“ murmelte er benommen. „Morna
Ulbrandson? Soll das heißen, daß du hier Urlaub machst, während ich mich im
wahrsten Sinn des Wortes mit dem Teufel herumschlage?“
Die junge Schwedin, attraktiv, blond und langbeinig,
legte lächelnd die Arme um Larrys Hals.
„Urlaub dürfte nicht der richtige Ausdruck sein. Zum
Baden ist es doch schon ein bißchen zu kühl, überhaupt, wenn man passionierte
Nacktbaderin ist wie ich, Larry. Ich habe ein kleines Ferienhaus hier in der
Nähe. Malmö bietet sich gerade zum Ferien machen an. Ich habe das Häuschen
günstig bekommen. Heute abend bin ich hier
eingetroffen und wollte diese Nacht in meinem Haus verbringen, um noch ein
wenig auszuspannen, ehe ich mich wieder in neue Abenteuer stürze. Schließlich
braucht der Mensch auch gelegentlich Ruhe. Vor allen Dingen Schlaf. Der hält
jung.“
X-RAY-3 nickte. „Jetzt verstehe ich, warum du nicht
alterst“, entgegnete er ironisch lächelnd.
Morna machte einen Schmollmund. „Ich habe gar nicht
gewußt, daß ihr Amerikaner so witzig sein könnt – und so spitz. Wir haben uns
doch in der Vergangenheit immer recht gut verstanden, oder nicht, Larry?“
X-RAY-3 atmete tief durch. Er war müde, abgeschlagen,
aber nach Beendigung eines Falles immer zu irgendwelchen Dummheiten aufgelegt.
Und dann konnte er seine Zunge nicht im Zaum halten.
„Ich habe das Feuerwerk draußen beobachtet. Er ist
tot?“ fragte Morna. „Woher weißt du...?“
„Schließlich funktioniert der PSA-Nachrichtendienst
auch hier in Schweden, mein lieber Larry. Deine kleinen persönlichen
Privatgespräche mit dem Einsatzleiter des Polizeikommandos wurden mir brühwarm
übermittelt.“ „Es war schrecklich. Aber nun ist es vorbei.“ Er wollte noch
etwas hinzufügen, wurde aber durch eine Gestalt abgelenkt, die keine hundert
Meter von ihnen entfernt auf einem verwitterten Baumstamm hockte, ein kanariengelbes
Hemd und eine karierte Mütze trug und eine Kamera mit einer riesigen Vorsatzlinse
schußbereit vor das Auge klemmte. „Was ist denn das für ein komischer Kauz?“
wollte Larry wissen, als er das geheimnisvolle Lächeln auf Mornas Lippen bemerkte.
„Dem jungen Mann habe ich vor zwei Tagen das Leben
gerettet. Er ist Reporter eines norwegischen Sensationsblattes. Und er ist
dauernd auf der Suche nach irgendwelchen besonders scharfen und harten
Sensationen. Dabei geriet er unter meine Fittiche.“ „Dann hat er dich bis
hierher begleitet?“
Morna nickte. „Er hat von dem Fall Hexentöter gehört.
Er wollte noch heute nacht unbedingt nach Kopenhagen,
als er von dem letzten Mord hörte. Und von dort aus will er dann nach
Deutschland weiterreisen. Er glaubt, einer ganz großen Sache auf der Spur zu sein.“
„Damit hat er vielleicht nicht mal so unrecht“,
bemerkte X-RAY-3 kaum hörbar. Er blickte die hübsche Schwedin lange an. „Es gibt
merkwürdige Zufälle im Leben“, meinte er dann. „X-RAY-1 hatte deinen Einsatz im
Fall Hexentöter vorgesehen. Ich bin froh, daß es nicht dazu
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