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0531 - Das Grauen von Zagreb

0531 - Das Grauen von Zagreb

Titel: 0531 - Das Grauen von Zagreb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unten drehen ließ.
    Sie mußte zweimal ziehen, dann schwang ihr das Fenster entgegen, zusammen mit einem kühlen Luftstrom, der ihr Gesicht umschmeichelte. Die Fensterbank war an beiden Seiten sehr schmal, sie eignete sich kaum für eine Kletterei, aber Maria brauchte die äußere nur als Stütze, denn von ihr aus konnte sie auf den Sims treten und von dort auf das Überdach der Haustür springen.
    Im Sommer waren die Fassaden begrünt. Im Spätherbst fielen die meisten Blätter von den Rankenpflanzen ab. Einige vertrocknete raschelten, als sich Maria an ihnen entlangschob und dabei stets auf dem Sims blieb.
    Nach ungefähr zwei Metern stand sie direkt über dem Schutzdach der Hintertür.
    Bei den ersten nächtlichen Ausflügen hatte sie noch Angst verspürt. Jetzt besaß sie Routine, ließ sich fallen; ihr Rock bauschte sich im Gegenwind auf. Sie landete auf dem Vordach und sprang von dort aus in den Garten.
    Der schmale Weg führte parallel zu einem Beet entlang, das noch ein winterliches Braun zeigte. Maria lief an der Westseite des Gartens entlang, erreichte das kleine Tor an der Rückseite, drückte es auf und schloß es hinter sich.
    Zum erstenmal überkam sie das Gefühl, alles hinter sich gelassen zu haben. Sie dachte noch kurz an den Brief, den sie ihren Eltern hinterlassen hatte, dann lächelte sie, weil sie sich plötzlich auf die Zukunft freute. Sie würde ein anderes Leben erringen, eingehen in den gewaltigen Kosmos und dort die Stufen erreichen, von denen gesprochen worden war.
    Gab es etwas Schöneres als die Sehnsucht nach dem Tod?
    Für sie nicht…
    Der Garten führte an einem schmalen Feldweg vorbei. Dahinter lagen Feuchtgebiete und versumpfte Felder.
    Der Weg war ausgefahren und ausgetreten. Das Mädchen lief ihn in östliche Richtung und gelangte schließlich an eine Kreuzung, wo eine etwas breitere Straße einen Schnittpunkt mit dem Pfad bildete.
    Dort blieb Maria stehen, schaute sich um und sah den buckligen Schatten in der Deckung eines mächtigen Eichenstammes.
    Das war der Wagen!
    Sie hatten diesen Treffpunkt vereinbart. Damit sie nicht zu lange laufen mußte, wollte man sie zu ihrem Ziel fahren. Maria lief auf den Schatten zu.
    Bevor sie ihn erreichte, schwang die Beifahrertür des VW-Käfer auf, und Maria konnte einsteigen. Aufatmend drückte sie sich in den Sitz. Kaum hatte sie die Tür geschlossen, als der Fahrer schon startete. Er war ebenso dunkel geschminkt wie das Mädchen. Nur das Weiße in seinen Augen stach hervor.
    Die beiden sprachen kein Wort miteinander. Sie wußten, worauf es ankam, und vielleicht war der Fahrer sogar der nächste, der den Weg in die Welt der Schatten ging.
    Er fuhr ohne Licht. Keiner der Finsteren wollte auffallen, denn Aufsehen hatten sie leider schon genug erregt. Die Todesfälle waren nicht nur von der nationalen Presse ausgeschlachtet worden. Auch auf internationaler Ebene interessierte man sich dafür.
    Sie sprachen nicht. Die Fahrt führte am Stadtrand von Zagreb vorbei. Einmal überquerten sie auf einer alten Steinbrücke einen schmalen Bachlauf, dann tauchten sie in ein kleines Wäldchen ein und bogen dahinter nach links ab. Sie näherten sich wieder der Stadt, über deren Häusermeer ein schwacher, heller Schein schwebte.
    Am Himmel hatten die Wolken regelrechte Meere gebildet, die das Licht der Gestirne verdeckten. Auch der Mond war nicht zu sehen, von den Sternen nicht zu reden.
    Die Straße war eng und für den Durchgangsverkehr nicht geeignet. Aber sie führte zum Ziel.
    Nach etwa zwei Minuten Fahrt ging der Mann neben Maria vom Gas. Jetzt schaltete er auch die Scheinwerfer ein.
    Der Lichtteppich berührte an der linken Seite eine alte, verwitterte Steinmauer, an der Moos und Pflanzen eine grüne Schicht hinterlassen hatten. Die Mauer sah so aus, als würde sie ein bestimmtes Gelände umfrieden, und das stimmte auch.
    Der Wagen stoppte. Erst jetzt sagte der Fahrer etwas. Er drehte Maria auch sein dunkles Gesicht zu.
    »Grüß mir die anderen, wenn du bei ihnen bist. Sage ihnen, daß ich kommen werde.«
    »Ja, das mache ich.« Maria stieg aus und wollte gehen, doch der Fahrer hielt sie zurück.
    »Du hast noch etwas vergessen.«
    Maria, beugte sich vor, eine Hand dabei auf den Türholm gelegt.
    »Ich wüßte nicht…«
    »Das hier.« Der Mann hatte in seine Jacke gegriffen und etwas hervorgeholt, das in seiner Innentasche steckte.
    Es war eine schwarze Rose!
    »Bitte…«
    »Entschuldige!« flüsterte das Mädchen, »an sie habe ich nicht mehr

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