0533 - Julians Zauberschwert
hinüberwechseln konnten, habe ich mich nicht weiter darum gekümmert. Es reicht mir völlig, daß ich die Traumwelt aufrechterhalte, damit es nicht zu einer Katastrophe kommt. Mehr will ich mit dem Silbermond nicht zu tun haben.«
»Mal eine Frage zwischendurch«, sagte Zamorra. »Wie machst du das eigentlich? Du kannst doch nicht ständig denken: Die Traumwelt, in der der Silbermond existiert, muß existent bleiben – die Traumwelt, in der der Silbermond existiert, muß existent bleiben…«
»Das wäre wohl zuviel des Guten«, erwiderte Julian unwirsch. »Ich kann dir nicht erklären, wie es funktioniert, und ich will es auch nicht. Es sollte dir reichen, daß eine Welt, die ich in meinen Träumen erschaffe, so lange Bestand hat, bis ich sie entweder gezielt lösche – oder sterbe.
Nebenbei: Es gibt einen Unterschied zwischen Träumen und Träumen . Das zur Hintergrundinformation für unser Gespräch. Der Silbermond, und damit wohl auch dein famoser Siebenauge, befindet sich in einer bewußt geschaffenen Traumwelt. Aber als sich dieser Krake mir zeigte, um dabei zeitweilig die Gestalt von Angelique anzunehmen, war das ein normaler Traum, ein Schlaftraum, oder wie immer man es bezeichnen mag.«
»Ich verstehe dein Problem«, sagte Zamorra. »Siebenauge ist aus einem geschaffenen Traum in einen normalen Schlaftraum vorgedrungen.«
Julian nickte. »Und unverschämterweise hat er dabei ausgerechnet Angeliques Aussehen angenommen. Ich hätte nicht übel Lust, ihn dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es Angelique gefallen könnte, daß ihr Aussehen von einem Fremden mißbraucht wird, noch dazu von einem Kraken.«
»Dieser Krake ist ein äußerst intelligentes Lebewesen«, sagte Zamorra scharf. »Und was das Gefallen angeht – vielleicht solltest du Angelique dazu fragen. Ich denke, daß Siebenauge nur die wirksamste Möglichkeit herausgegriffen hat, dich neugierig zu machen.«
»Er hätte sicher andere Möglichkeiten gefunden. Warum ausgerechnet Angelique?«
»Du liebst sie immer noch?«
»Das geht dich nichts an, Zamorra«, erwiderte Julian scharf. »Halte dich aus meinem Privatleben heraus, ja?«
Der Meister des Übersinnlichen erhob sich. »Dann kann ich ja wieder gehen«, sagte er.
»Hast du den Verstand verloren?« stieß Julian hervor. »Was soll das? Du sollst mir helfen!«
Zamorra ging zur Tür. Bevor er sie öffnete, sah er sich noch einmal um. »Erstens«, erwiderte er, » kann ich dir nicht helfen, wenn ich mich aus deinem Privatleben heraushalten soll. Schließlich geht es um das Abbild deiner Ex-Freundin.« Er registrierte, daß Julian scharf die Luft einsog, aber noch ehe der Träumer etwas sagen konnte, fuhr Zamorra bereits wesentlich lauter fort: »Und zweitens bin ich nicht dein Sklave, der springt, wenn du pfeifst. Du weißt jetzt, wer Siebenauge ist, also löse dein Problem gefälligst selbst.«
Er verließ das Zimmer und trat auf den Silbermond hinaus.
***
Padrig YeCairn verließ sein Organhaus. Es war das erste gewesen, das er damals wieder zu neuem Leben erweckt hatte und, durchaus egoistisch, selbst bezogen hatte. Jetzt war es wieder tot, abgestorben. Die einst aktive Biomasse öffnete nun nicht mehr auf Gedankenbefehl Fenster oder Türen, von der Umstrukturierung ganzer Zimmer je nach dem aktuellen Wunsch des Bewohners ganz zu schweigen. YeCairn hatte mit dem Schwert eine Türöffnung hacken und schneiden müssen, weil sein Organhaus abstarb, während er sich darin befand.
Er hatte einen Bastvorhang gefertigt, den er in die Türöffnung gehängt hatte, um den Sauroiden zu signalisieren, wann er wirklich absolut ungestört sein wollte — das war der Fall, wenn der Vorhang geschlossen war.
Er war meistens geschlossen.
YeCairn hatte den Eindruck, daß die Sauroiden dieses Signal ignoriert hatten, während er im Fieberdelirium litt. Da waren vage Erinnerungsbilder von einem Echsenmann, der ihm geholfen hatte, sich wieder zu erholen.
Ganz fit war er längst noch nicht wieder, aber er konnte sich immerhin auf den eigenen Füßen halten. Daß er das möglicherweise den ihm unheimlichen Reptilwesen zu verdanken hatte, bestürzte ihn. Vor der Tür erfaßte ihn sekundenlang ein Schwindelgefühl; er streckte instinktiv die Hand aus, um sich an der Wand seines Hauses abzustützen.
Im gleichen Moment bracht er besinnungslos zusammen.
So fand ihn Merlin.
***
Zamorra stoppte mitten in der Bewegung ab. Verblüfft sah er sich um, registrierte die ihm
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