Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0534 - Die Hexen des Spuks

0534 - Die Hexen des Spuks

Titel: 0534 - Die Hexen des Spuks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Schicksal sie gehabt hatte.
    Vor fünfzig Jahren hatte die Welt noch anders ausgesehen. Da stand Deutschland vor einem wahnsinnigen Krieg, der niemals hatte gewonnen werden können. Überhaupt haßte Karl den Krieg und wünschte sich, daß so etwas niemals mehr geschah.
    Er arbeitete geschickt und fast schon im Schlaf. Bei ihm saß jede Handbewegung. Sie waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen.
    Die Metallzähne der Schaufel fraßen sich tiefer in das Erdreich, schaufelten es hoch.
    Ein paarmal noch würde sie zupacken, dann war die Tiefe erreicht.
    Karl spürte Widerstand an der Schaufel, und er hörte ein Kreischen, das aus dem Grab drang.
    Lange wurde vorsichtig. Er stoppte den Arm sofort, dachte über das Geräusch nach und ließ ihn schließlich anheben. Sehr langsam fuhr er in die Höhe.
    Die Zinken erschienen – und ein Stück dunkles Holz, das sich dazwischen festgeklemmt hatte.
    Holz im Grab?
    Das konnte Lange nicht glauben. Über sein breitflächiges Gesicht huschte ein ungläubiges Staunen, als er sich den Holzrest näher betrachtete. Es bestand kein Zweifel, daß es sich dabei um Sargholz handelte. Wenn das tatsächlich stimmte, war mit dem Grab einiges nicht in Ordnung. Nach 50 Jahren war auch der beste Sarg vermodert und die Leiche verwest.
    Lange schossen gewisse Gedanken durch den Kopf. Er dachte daran, daß es die sogenannten Mafia-Beerdigungen gab. Da legte man einfach zwei Leichen in einen Sarg oder packte einen Toten in ein bereits feststehendes Grab hinein.
    Sollte das hier der Fall gewesen sein?
    Karl Lange schwitzte plötzlich. Er schaltete den Motor ab und stieg vom Bagger.
    Auch seine Leute hatten mitbekommen, daß etwas nicht stimmte.
    »Ist was nicht in Ordnung, Karl?« rief jemand.
    »Ich schaue nur nach.«
    »Sag uns dann Bescheid!«
    »Ja, ja.« Lange hatte die Antwort automatisch gegeben. Er war dicht an den Rand des alten Grabes herangetreten, schaute jetzt in das von der Schaufel aufgewühlte Loch und bekam das, was man im Volksmund große Augen nennt.
    Was er sah, konnte er nicht glauben. Vor ihm stand tatsächlich ein Sarg in der Erde.
    Er sah im Prinzip aus wie neu. Nur dort, wo ihn die Zinken erwischt hatten, war er aufgerissen.
    Karl Lange wischte über seine Augen. Er war kein ängstlicher Mensch, jetzt allerdings rollte eine Gänsehaut über seinen Rücken, denn er wußte nicht, was das zu bedeuten hatte.
    Am Rand des aufgeworfenen Grabes stehend, drehte er sich um und winkte seinen Kollegen. »Kommt mal her, aber bringt eure Werkzeuge mit. Hier gibt es Arbeit.«
    »Was denn?«
    »Werdet ihr schon sehen.«
    Die Arbeiter waren zu dritt. Sie kannten Karl Lange gut genug.
    Wenn der so sprach, hatte er Ärger oder wußte selbst nicht mehr weiter. Neben ihm blieben sie stehen.
    »Seht euch das an!«
    Die Männer schauten in das aufgewühlte Grab und verstummten.
    Auch sie waren einiges gewohnt, doch der Anblick hatte ihnen die Sprache verschlagen.
    Erwin, der bereits mit bloßem Oberkörper arbeitete und seine langen Haare mit einem Stirnband zusammengebunden hatte, lachte kratzig auf. »Da hat sich einer einen Scherz erlaubt und auf den längst verfaulten Sarg noch einen anderen gestellt.«
    »Meinst du?«
    »Ja.« Erwin löste sich von seinem Platz und umrundete das Grab.
    An der Stirnseite blieb er stehen, bückte sich, starrte nach unten und meinte: »Ach du Kacke!«
    »Was ist denn jetzt?«
    »Komm mal her, Karl.«
    Lange trat neben ihn. Auch sein Blickwinkel war nicht nur anders, auch besser geworden. Die Zinken der Baggerschaufel hatten den Sargdeckel aufgerissen und eine Lücke hinterlassen, in die beide Männer hineinschauen konnten. Durch die Öffnung sahen sie etwas Weißes schimmern.
    »Das… das kann ein Totenhemd sein«, bemerkte Erwin und rang nach Worten.
    »Du spinnst.«
    »Nein, Karl. Der Sarg ist nicht zerstört, und die Leiche ist auch nicht verwest.«
    »Die liegt seit fünfzig Jahren da unten!«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, ich habe es nachgelesen.« Karl Lange nickte heftig. Auch die anderen beiden Kollegen kamen zu ihm. Einer stand schon dicht vor der Pensionsgrenze und hatte sein halbes Leben auf dem Friedhof verbracht. Er schaute auf den Sarg und durch die Öffnung. »Da ist eine Leiche nicht verwest«, stellte er fest.
    »Kannst du mir den Grund nennen?«
    »Nein, Karl. Ich würde vorschlagen, wir legen den Sarg ganz frei und holen ihn hervor.«
    Lange überlegte kurz, bevor er sich einverstanden erklärte. Das Werkzeug hatten die Männer mitgebracht.

Weitere Kostenlose Bücher