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0535 - Shironas Nebelgeister

0535 - Shironas Nebelgeister

Titel: 0535 - Shironas Nebelgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie.
    Uschi sah ihn betroffen an. Durch ihre telepathische Gabe konnte sie noch deutlicher erkennen und ergänzen, was Tendyke nur mit Worten beschrieb; sie empfand dennoch ein Bild, als habe sie es selbst gesehen. Sie selbst hatte, als der Nebel sie berührte, um sich dann doch lieber auf den Arzt zu stürzen, keine solche Empfindung gehabt. Aber Robert Tendyke verfügte über die seltsame Fähigkeit,
    Gespenster sehen zu können. So mochte er auch diese Eindrücke empfangen haben, die anderen Menschen, selbst Telepathen, verborgen blieben.
    »Die Frau«, flüsterte Uschi bestürzt. »Sie könnte Shirona sein… glaube ich. Oder zumindest das, was wir als Shirona kennengelernt haben! Das, was Zamorra sucht und weshalb er das Amulett nicht mitnehmen wollte…«
    Sie schluckte. »Und das andere Gesicht… ich glaube, das ist Roland Mercant!«
    Entgeistert sahen sie sich gegenseitig an. »Euer Studienfreund?« stieß Tendyke hervor.
    Uschi nickte zögernd.
    Auf den untoten Arzt achtete in diesem Moment niemand…
    ***
    Die Verwandlung war schneller abgeschlossen, als Shirona im ersten Moment befürchtet hatte.
    Die Nebelwolken hatten die geraubten Seelen in sich aufgenommen und zum Teil ihrer eigenen nichtstofflichen Substanz werden lassen. Es konnte weitergehen.
    Die Zombies konnten weitere Seelen heranschaffen.
    Und Shirona konnte versuchen herauszufinden, warum Zamorra und sein Amulett sich an voneinander getrennten Orten befanden – und wie das siebte Amulett auf den »Warnschuß« reagierte. Erneut konzentrierte sie sich auf das vierte Amulett. Es hatte längst noch nicht wieder seine volle Stärke erreicht, aber wozu es momentan fähig war, genügte Shirona.
    Sie hängte sich die Silberscheibe um.
    Für Augenblicke verspürte sie ein eigenartiges, nie gekanntes Prickeln. Es war, als gehörten sie zusammen, müßten zu einem einzigen gemeinsamen Etwas verschmelzen. Doch dann war da wieder die vage Ablehnung. Diesmal, fühlte Shirona, ging diese Ablehnung nicht allein vom vierten Amulett aus, sondern eher von ihr selbst. Sich mit etwas so Schwachem verbünden?
    Sie verdrängte diesen Gedanken. »Die Amulette sind Werkzeuge«, flüsterte sie rauh.
    Und sie glaubte fast zu hören, was das siebte Amulett ihr gesagt hätte, wenn es nahe genug gewesen wäre, um die Worte zu hören: Und was bist du?
    »Ich bin kein Werkzeug«, flüsterte sie erschüttert. »Niemandes Werkzeug. Schon lange nicht mehr. Ich bin frei.«
    Ihre Stimme schwoll an, wurde zum lauten Schrei.
    »Ich bin frei! Kannst du mich hören, Merlin? Kannst du es hören? ICH BIN FREI!«
    ***
    Die beiden Zombies im japanischen Kleinwagen hatten neue Opfer erspäht. Der Nebel hatte ihnen gerade die Botschaft zukommen lassen, daß die Jagd fortgesetzt werden konnte. Er war stärker geworden, und er würde auch die nächsten Seelen wesentlich schneller assimilieren können.
    Die Dämmerung hatte eingesetzt; jetzt begann die »richtige« Jagdzeit.
    Da war ein Auto, mit zwei Personen besetzt. Der Wagen fuhr langsam diese Straße entlang. Es sah so aus, als würden der Mann und die Frau eine bestimmte Adresse suchen.
    Die beiden Untoten verließen ihren Wagen und traten dem anderen Fahrzeug in den Weg. »He, was soll das?« stieß der Fahrer hervor, der die Fensterscheibe heruntergekurbelt hatte. »Soll ich euch über den Haufen fahren, oder was? Macht Platz!«
    Angst vor dem Aussehen der beiden Kahlköpfigen in ihrem wilden Aufzug hatte er jedenfalls nicht.
    Einer der beiden Zombies streckte die Hände aus.
    Ein Blitzschlag zuckte hervor, traf den Wagen. Es war fast, als explodiere eine Handgranate in unmittelbarer Nähe. Ein Loch bildete sich in der Straße. Der Wagen rutschte halb hinein. Die junge Frau schrie gellend, riß die Tür auf und versuchte zu flüchten, während der Fahrer vornüber aufs Lenkrad sank. Die Frau kam nicht weit. Sie stolperte, stürzte. Im nächsten Moment war der Seelenjäger bei ihr. Lähmte sie mit dem flirrenden, grellen Blitzgewitter aus seinen Händen. Da war auch wieder die Nebelfratze. Eine zweite umschwebte den anderen Zombie, der sich um den bewußtlos gewordenen Fahrer des Wagens kümmerte. Zwei Seelen wurden zur neuerlichen Beute.
    Diesmal blickten Neugierige aus den Fenstern der Häuser. Jemand rief die Polizei. Aber bis sie eintraf, war längst alles vorbei.
    Den beiden neuen Opfern hätte ohnehin niemand mehr helfen können, der nicht über entsprechende magische Waffen verfügte, um die seelenfressenden Nebelgeister und

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