0538 - Die drei aus dem Totenhaus
mir denken. Lassen Sie uns ins Haus gehen, ich möchte telefonieren.«
Wir schritten schweigend nebeneinander her. Bei einem Seitenblick erkannte ich, daß Mandy zitterte. Die Kollegen zeigten sich nicht eben begeistert, als ich sie bat, einen Toten abzuholen. Auf eine genaue Untersuchung durch die Mordkommission konnte verzichtet werden.
Während ich telefonierte, rauchte Mandy hastig und trank auch wieder Kognak. Sie war sehr nervös. Ständig huschte ihr Blick durch eines der großen Fenster nach draußen.
»Man kommt sich vor wie auf einem Präsentierteller«, sagte sie.
»Keine Sorge, tagsüber werden Sie verschont bleiben.« Ich tippte die Nummer meines Büros in das beigefarbene Telefon. Diesmal bekam ich Suko an die Leitung.
»Na, wie war deine Verabredung?«
»Sie hat mir eine kopflose Leiche gebracht«, erwiderte ich trocken und hörte Suko scharf atmen, so überrascht war er.
»Willst du mehr wissen?«
»Klar.«
Ich gab ihm einen stichwortartigen Bericht und hörte auch zu, was er mir zu sagen hatte. Daß ich mich in Hammersmith aufhielt, überraschte ihn ebenfalls. »Da hätte ich ja gleich bleiben können.«
»Wer konnte das zuvor wissen.«
»Richtig.«
»Was hast du jetzt vor?«
»Ich werde ins Büro kommen. Da können wir über alles reden und die Pläne schmieden.«
»Abgemacht, bis später dann.«
Mandy Waynright hatte genau zugehört. »Sie… Sie wollen mich tatsächlich allein lassen?«
Ich ging auf sie zu. »Für eine Weile. Wenn die Kollegen, die ich bestellt habe, verschwunden sind, fahre ich auch. Komme aber am späten Nachmittag zurück, um hier den Abend und die Nacht abzuwarten.«
»Sie rechnen also damit, daß die Zombies kommen?«
Ich wiegte den Kopf. »Unter anderem. Wenn ich ehrlich sein soll, möchte ich auch den geheimnisvollen Zombiejäger kennenlernen. Mich würde wirklich mal interessieren, wer da mit einer silbernen Axt durch die Gegend läuft und Untoten den Kopf abschlägt. Und vor allen Dingen bin ich auf das Motiv dieser mir noch unbekannten Person gespannt…«
***
Suko zeigte sich ein wenig ungeduldig, weil er etwas länger auf mich gewartet hatte als vorgesehen. »Du läßt dir aber heute Zeit.«
»Sorry, es ging nicht eher.« Ich warf mich auf den Schreibtischstuhl und legte die Beine hoch.
Glenda fragte nach Kaffee. »Den könnte ich jetzt vertragen.«
»Dauert aber noch zwei Sekunden.«
»Auf deinen Kaffee warte ich auch Stunden.«
Sie verzog den Mund und ging. Auch Glenda trug Mini. Schwarz und weiß war der Rock gestreift, ihre Sommerbluse paßte sich im neutralen Weiß dem Rock an.
»Wie sieht es aus?« fragte Suko.
Ich deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Wir beide werden uns trennen.«
»Aber gemeinsam zuschlagen?«
»Hoffentlich.«
»Wie hast du dir das gedacht?«
»Ich bleibe bei Mandy Waynright.«
Suko lachte. »Klar, daß du dir den besten Job aussuchst.«
»Hör auf, ob der wirklich so gut ist, weiß ich auch nicht. Jedenfalls hat sie mich schließlich angerufen. Da bin ich schon verpflichtet, sie nicht allein zu lassen.«
»Verstehe. Und weiter?«
»Würde es dir etwas ausmachen, eine Nacht auf dem Hammersmith Cemetery zu verbringen?«
Suko nickte. »Ja, es macht mir etwas aus. Wahrscheinlich aber gibt es keine Möglichkeit, dies zu umgehen.«
»Richtig.«
»Du bleibst also bei ihr. Wie kommt es, daß sie dort wohnt?«
»Mandy ist ein Callgirl. Das Haus hat ihr ein reicher Gönner geschenkt, du kennst das ja.«
»Kennen nicht gerade. Aber direkt neben einem Friedhof?« Suko hob die Schultern. »Weshalb?«
»Kann ich dir auch nicht sagen. Vielleicht weil die Gegend einsam ist und sich dorthin kaum jemand verirrt, wenn er nicht gerade zu einer Beerdigung will.«
Suko winkte ab. »Soll mir auch egal sein. Welche Zeit hast du vorgesehen?«
»Wenn die Dämmerung hereinbricht, will ich bei ihr sein.«
»Okay, dann bin ich auf dem Friedhof. Soviel ich weiß, sind die Toten an einer bestimmten Stelle gefunden worden, und zwar an der Westseite, wo der alte Teil zu finden ist.«
Glenda kam mit dem Kaffee. Er war frisch und auch heiß, denn ich verbrannte mir fast die Lippen.
»Nicht so hastig«, sagte Glenda und ließ uns wieder allein.
Suko blickte auf die Uhr. »Ich fahre zuvor noch zu Hause vorbei, um mich umzuziehen, du auch?«
»Klar.«
»Dann komm.«
Wir gaben Glenda noch Bescheid, was wir vorhatten, damit sie unseren Chef, Sir James, informierte.
»Und ihr wollt euch wirklich die Nacht um die Ohren schlagen?«
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