0538 - Die drei aus dem Totenhaus
sie nicht verstanden.
Dempsey aber riß mit einem Ruck die Kapuze hoch. Es war nicht so einfach, sie über den Kopf zu streifen, weil sie noch klebte, er schaffte es schließlich doch – und wir sahen sein Gesicht.
Nein, es war kein Gesicht mehr. Es war nur eine Masse aus Schleim, in der zwei Augen schwammen und sich ein Maul öffnete, in dem spitze, kleine Reißzähne wuchsen.
Er stank erbärmlich, und wir mußten uns entsprechend verhalten.
Jeder von uns schoß einmal.
Der Ghoul bekam die Kugeln mit, als er sich auf dem Weg zu uns befand. Das geweihte Silber klatschte in seinen Körper und zehrte ihn regelrecht aus.
Er vertrocknete.
Wir wollten nicht länger zuschauen, denn wir wußten, daß nur mehr eine Kristallkruste zurückbleiben würde. Die Schwester stand noch auf dem Gang, sehr blaß im Gesicht, denn sie hatte die beiden Schüsse vernommen.
»Was… was ist mit Edgar …?«
Ich winkte ab. »Sie können diesen Menschen aus Ihrer Erinnerung streichen, Schwester.«
»Haben Sie ihn…?«
»Wir mußten es.«
Schwester Betty hatte noch viele Fragen, wir ließen sie stehen und gingen noch einmal zurück.
Es war genau das eingetreten, was wir erwartet hatten. Auf dem Boden lag eine helle Kristallkruste. Sie kroch förmlich aus den Löchern der Kleidung hervor, und wir sahen auch die silberne Axt, die hinter seinem Rücken gelegen hatte und nun sichtbar geworden war.
Mit einem Wasserschlauch spritzten wir die Reste weg. Die Axt aber nahmen wir mit. Sie würde im Kriminalistik-Museum des Yard ihren Platz finden…
***
Suko und ich hielten unser Versprechen und fuhren in derselben Nacht zu Mandy Waynright zurück. Pete Quiller hockte bei ihr. Die beiden waren schon ziemlich angetrunken. »Ah«, rief Quiller, »da seid ihr ja. Na, habt ihr ihn gefangen?«
»Ja«, sagte Suko.
»Und?«
»Ihr könnt weitertrinken. Es besteht keine Gefahr mehr.«
Mandy starrte mich aus verschwommenen Augen an. »Was… was ist denn mit ihm?«
»Das spielt keine Rolle.«
Sie lachte plötzlich und rief in ihr Lachen hinein. »Jetzt habe ich keinen Beschützer mehr, wie schön. Oder wie schade – egal…«
Suko und ich verließen das Haus. Sollten sich die beiden vollaufen lassen, uns war es egal.
Wir gingen nach draußen und atmeten die würzige Nachtluft ein.
Suko deutete zum Friedhof hinüber. »Gewöhnen kann ich mich an diese alten Totenäcker nie.«
»Irgendwann wirst du das müssen…«
»Ich hoffe, daß ich davon noch für eine Weile verschont bleibe. Noch fühle ich mich sehr menschlich.«
»Wie meinst du das?«
Suko lachte leise und kickte einen Stein weg. »Ich könnte jetzt eine Portion Fish und Chips vertragen. Du auch, Alter?«
»Das ist ein Wort…«
Wir gingen nebeneinander durch den Garten und wurden verfolgt von einer heißen Rockmusik, die aus der zerstörten Tür klang.
Mandy und Pete schienen eine Party feiern zu wollen.
Sollten Sie, wir würden uns mit Fish und Chips zufrieden geben…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 089 »Das Voodoo-Syndikat«
[2] Siehe John Sinclair Nr. 480 »Der Doppel-Zombie«
Weitere Kostenlose Bücher