0538 - Die drei aus dem Totenhaus
vielen Dank.«
Der Mann zog sich wieder zurück, und Schwester Betty hob die Schultern. »Da werden Sie wohl Pech gehabt haben.«
»Ich weiß nicht so recht«, sagte ich.
»Was ist denn jetzt noch?«
»Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Schwester, wenn Sie uns noch seine Arbeitsstätte zeigen könnten.«
Betty bekam große Augen. »Die… die Pathologie?«
»So ist es.«
Da schluckte selbst sie. »Was wollen Sie denn da? Das sind Räume, um die man normalerweise einen großen Bogen macht.«
»Das kann ich mir gut vorstellen, aber wir haben unsere Gründe.«
»Vielleicht finden wir Dempsey dort«, sagte auch Suko.
»Ich weiß nicht.« Die Schwester schüttelte sich. »Aber wenn Sie meinen, können wir hinunterfahren.«
Wir mußten den Anbau verlassen, wieder in den Komplex des Krankenhauses gehen und dort einen Lift benutzen, der uns in die unterirdischen Räume brachte.
Kaltes Leuchtstoffröhrenlicht umgab uns. Das Summen der Klimaanlage und unsere Schritte waren die einzigen Geräusche. Mir rann eine Gänsehaut über den Rücken.
Vor einer graugestrichenen Eisentür blieb Schwester Betty stehen.
»Ich müßte jetzt einen Schlüssel besorgen und…«
»Nein«, sagte Suko, der sich gebückt und sich dabei das Schloß angeschaut hatte. »Es ist offen.«
»Das begreife ich nicht.«
»Ist sonst abgeschlossen?«
»Ja.«
»Dann ist er da!« sagte Suko.
Auch ich war der Meinung und bat Schwester Betty, zurückzubleiben. Sie wollte erst protestieren, doch ich wurde etwas energischer, da stimmte sie zu.
Suko hatte die Tür geöffnet. Kälte empfing uns, auch Licht, das überall brannte.
Wir sahen mehrere Büros. Die Schreibtische standen hinter Glasscheiben, so daß die Räume einsehbar waren.
Zum Sezierraum führte ebenfalls eine Eisentür. Ich drückte den großen Hebel nach unten und öffnete sie vorsichtig.
Da hörten wir es.
Geräusche, die mich an Ghouls erinnerten. Ein Schmatzen und Seufzen, auch ein Schlürfen oder Stöhnen.
War er das?
Ich zog die Tür mit einem heftigen Ruck fast ganz auf und stand nach dem nächsten Schritt in der Welt der Toten…
***
Es war ein Bild des kalten Horrors. Daß Ärzte hier in der Kälte arbeiteten war anhand der belegten Seziertische zu sehen.
Auf eine genaue Beschreibung möchte ich verzichten, ich blickte auch nicht richtig hin, denn wichtiger war die Person, die in der Mitte des kalten Raumes auf dem Boden hockte.
Der Zombie-Killer!
Er trug noch immer seine Kutte und wirkte wie ein Häufchen Elend. Unter dem Stoff bewegten sich sein Körper und der Kopf.
Wir wußte nicht, weshalb er diese dumpfen oder schmatzenden Geräusche ausstieß, aber wir sahen, daß etwas mit ihm geschehen war.
Seine Hände waren viel platter geworden, weicher und fließender. Das sah mir nach einem Ghoul aus.
Auch Suko flüsterte das Wort.
»Vielleicht.«
»Das erklärt auch die weiche Masse, die ich gespürt habe, als ich ihn anfaßte.«
Ghouls gehören zu der schlimmsten Abart dämonischer Wesen, denn sie ernähren sich von Toten.
Wieso war dieser Mann zu einem Ghoul geworden? Und konnte er noch reden oder nur diese Geräusche abgeben?
Ich sprach ihn an. »He, Dempsey, hörst du mich?«
Seine Bewegungen erstarrten. Er saß plötzlich starr, als lauschte er meinen Worten.
»Ich bin es, Dempsey, der Mann mit dem Talisman. Du wolltest mich zum Zombie machen. Das hast du nicht geschafft. Jetzt bin ich hier.«
»Was willst du?«
»Wissen, wer du wirklich bist.«
Er lachte schaurig auf, so daß wir eine Gänsehaut bekamen. »Ich bin ein armes Schwein. Alles habe ich verloren. Sie haben mir nicht verziehen, nein, das haben sie nicht.«
»Wer hat dir nicht verziehen?«
»Die sieben Geister. Ich habe versagt, jetzt sind sie dabei, mich zu bestrafen.«
»Wie denn?«
»Ich werde verflucht werden. Ich habe versagt, jetzt erfüllt sich das andere Schicksal. Sie sorgen dafür, daß ich mich in einen Ghoul verwandle. Ja, ich werde bald ein Ghoul sein und als dieser weiterleben. Nur zwischen den Toten kann ich existieren, nur zwischen ihnen…« Er hob die rechte Hand an.
Wir folgten der Bewegung und sahen, daß sich zwischen Handfläche und Boden ein langer, dünner Faden gebildet hatte, der erst riß, als er seine Finger in den Stoff der Kapuze krallte.
Suko und ich zogen die Berettas.
»Was hast du vor?« fragte der Inspektor.
»Ich… ich werde mich euch zeigen. Ihr dürft mich sehen, bevor ich euch …« Die weiteren Worte waren so undeutlich gesprochen, daß wir
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