0539 - Drachenhölle Baton Rouge
Telefonat nicht auf deine Kosten ginge, würde ich auf diesen Unsinn erst gar nichts erwidern. Ich war in den letzten Wochen… na, sagen wir mal, in Urlaub«, umschrieb er es vorsichtig.
»Also doch«, murmelte Zamorra. »Wir hatten schon den Verdacht, daß du es nicht sein konntest.«
»Was war los?« drängte Sam Dios. Zamorra erklärte es ihm. Erst auf diesen jetzt offensichtlich fingierten Anruf hin hatte die Jagd auf Zorak begonnen, mit dem Zamorra vor gut einem Jahrzehnt schon einmal zu tun gehabt hatte. Auch diesmal hatte er es nicht geschafft, den Dämon endgültig zur Strecke zu bringen. Ein mächtiger Dämon, möglicherweise Lucifuge Rofocale selbst, hatte Zorak und anderer seiner Nachkommen aus der Gefahrenzone gerettet. [4] »Du kannst Gift darauf nehmen, daß nicht ich dein Informant war«, grollte Sam Dios. »Da hat sich ein anderer für mich ausgegeben. Ich werde ihn finden und dafür zur Rechenschaft ziehen. Es gibt ein paar Dinge, die ich absolut nicht ausstehen kann… darf ich mich nun meinerseits für deinen Hinweis bedanken? - Um es kurz zu machen: Was willst du von mir wissen?«
»Vielleicht hast du auch eine TV-Sendung der Television Power gesehen«, sagte Zamorra. »Da muß sich heute in Baton Rouge etwas ereignet haben, das weltweit Schlagzeilen macht.« Er berichtete von der Sendung.
»Und nun möchtest du, daß ich ein wenig Nachforschungen anstelle, was da passiert ist? Warum fliegst du nicht selbst nach Baton Rouge und schaust dich vor Ort um? Das tust du doch sonst immer.«
»Falls die Recherchen ergeben, daß es sich tatsächlich um eine Maske oder sonstwas handelt, ist das kein Fall für mich. Warum sollte ich dann nach Baton Rouge reisen? Ich habe Besseres zu tun.«
»Ich kümmere mich darum«, stöhnte Sam Dios. »Warte auf meinen Rückruf.«
Die Satellitenverbindung nach Übersee brach ab.
»Du mußt verrückt sein, ausgerechnet Assi um einen Gefallen zu bitten«, sagte Nicole. »Irgendwann macht er dir dafür eine Rechnung auf; vermutlich dann, wenn es dir am wenigsten in den Kram paßt.«
»Wir kennen uns nun schon lange genug«, erwiderte Zamorra. »Außerdem habe ich ihm den Gegengefallen doch gerade getan. Das hat er eben selbst gesagt.«
Nicole winkte ab.
Im nächsten Moment schlug das Telefon bereits wieder an. »Das kann er doch nicht schon wieder sein«, staunte Zamorra und hob ab.
»Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern länger«, spöttelte Sid Ainos anstelle einer Begrüßungsfloskel. »Du solltest ein Flugticket nach Baton Rouge bestellen. Ende der Durchsage.«
Es klickte; die Leitung war wieder geschlossen.
»Wie, zum Teufel, hat er das so schnell hinbekommen?« staunte Nicole. »Und warum hat er uns nicht, wenigstens ein paar Details verraten?«
»Vielleicht will er uns auch ein wenig Arbeit überlassen«, sagte Zamorra. »Und über sein teuflisches Tempo, das er manchmal an den Tag legt, zerbreche ich mir schon lange nicht mehr den Kopf. Geschwindigkeit ist Hexerei, auch wenn das Sprichwort das Gegenteil lügt.« Er erhob sich. »In Baton Rouge ist es jetzt Nachmittag, und wir beide sind noch ziemlich wach. Ich denke, wir sollten das ausnutzen und uns in die Angelegenheit mischen. Vielleicht kann Yves uns ja erzählen, was wirklich passiert ist. Wenn wir die Regenbogenblumen nehmen, kommen wir zwangsläufig bei den Cascals vorbei.«
Nicole seufzte. »Eigentlich hatte ich mir diese Nacht etwas romantischer vorgestellt. Vielleicht sollte ich den Fernseher doch in ein anderes Zimmer stellen…«
***
Die mysteriösen Regenbogenblumen standen in den Kellerräumen von Château Montagne. Mittels ihrer Magie nach Baton Rouge zu gelangen, war kein Problem. Zum Problem würde allenfalls die Rückkehr werden. Die zarten Pflänzchen, die im Hof des Hauses wuchsen, in dem die Cascals lebten, waren noch jung. So ließ auch ihre Transportkapazität noch zu wünschen übrig. Das hatten Zamorra und Nicole erst vor relativ kurzer Zeit am eigenen Leib erfahren müssen, als sie es in Florida mit seelenfressenden Nebelgeistern zu tun bekommen hatten. [5]
Nach jedem Transportvorgang mußten sich die Jungpflanzen zunächst einige Tage lang von der Anstrengung erholen. Ein »Empfang« war zwar so gut wie jederzeit möglich, aber ein »Senden« kostete Kraft, über die diese Blumenkolonie noch nicht verfügte. Immerhin war sie noch nicht einmal ein Jahr alt. Wenn man sie mit den riesigen Gewächsen verglich, wie sie zum Beispiel im Château oder im Keller von
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