0541 - Buddhas schreckliche Botschaft
litt ungeheuer unter diesem verdammten Fluch.
Glenda sah meinem Gesicht an, daß ich mich mit meinen Gedanken woanders befand. Sie lehnte sich zur Seite und legte mir die Hand auf das rechte Knie. »Soll ich dir sagen, an was oder an wen du denkst, John?«
»Laß mal.«
»An Jane, nicht?«
»So ist es.«
»Gibt es denn keine Chance für sie?«
Ich holte tief Luft. »Das weiß ich nicht, Glenda. Man kann eigentlich nur hoffen.«
»Wie wäre es, wenn wir selbst aktiv würden.«
»Wo und wie?«
»Da weiß ich auch keine Antwort.«
Allmählich verschwand das Tageslicht. Über London schob sich die graue Decke der Dämmerung. Jetzt strahlten die Lichter noch stärker. Die Stadt sah aus, als würde sie ein Fest feiern.
Zwischen uns und dem Ufer befand sich noch eine Straße. Keine direkte Fahrbahn, die lief hinter uns vorbei. Mehr ein Weg, der für Spaziergänger gedacht war.
»Willst du noch lange hier sitzenbleiben?« fragte Glenda.
Ich schaute sie erstaunt an. Ihr schwarzes Haar sah zerwühlt aus.
Die weißen Spangen mit den imitierten Diamanten und den unechten Perlen auf den Rändern leuchteten in der Flut wie kleine Inseln.
»Nein, das auf keinen Fall. Ich möchte nur hier nicht festwachsen.«
»Und du, Suko?«
»Ich schließe mich der Mehrheit an.«
»Und die bin ich«, sagte Glenda.
Wir waren einverstanden. Als eines der Bedienungsmädchen vorbeistrich, winkte ich ihm zu. Die Kleine nickte und versprach, sofort zu kommen. Daraus wurden zehn Minuten, kein Wunder bei diesem Betrieb. Glenda hatte den Kopf gedreht und ihn auf meine Schulter gelegt. Sie träumte mit offenen Augen.
Ich riskierte hin und wieder einen Blick auf die weiblichen Spaziergänger. Mein lieber Mann, da waren einige Fetzer darunter. Was die an Mode trugen, sah schon mehr ausgezogen aus.
Manche Kleider hauteng im Stil der Fünfziger. Die Farben schienen auf die Kurven gemalt worden zu sein. Andere verließen sich auf einen Gammellook. Sie trugen Hosen, die aufgeschnitten waren, wo der Stoff noch in Fetzen nach unten hing.
Wenn man wollte, war eigentlich alles vertreten.
Die Bedienung kassierte. Es war eine Farbige mit streichholzkurzen Haaren à la Grace Jones.
Suko übernahm die Rechnung. Als wir aufstanden, stürzten sofort andere Gäste auf unseren Tisch zu. Plätze waren an diesem Sommerabend überall Mangelware.
Wir blieben am Fluß. Da es nicht schwül war, stank das Wasser auch nicht. Herrlich der Ausblick gegen die erleuchteten Brücken, die in wahren Lichterketten den Strom überspannten.
Dieser Abend tat so richtig gut. Wir kamen eigentlich selten dazu, mal kräftig zu entspannen und nicht an den Job zu denken. Dieser Tag war so ein Tag.
Glenda hatte sich bei mir eingehakt. So schlenderten wir durch das Gewühl, nahmen die Gerüche der offenen Restaurants wahr und sahen die Qualmwolken, die von den fahrbaren Fish & Chips-Buden aufstiegen. Glenda bekam plötzlich Hunger auf eine Portion.
»Wirklich Fish & Chips?« fragte ich.
»Ja, mit viel Essig und Öl.«
»Wie du willst.«
Wir mußten uns anstellen. Nach fünf Minuten waren wir an der Reihe. Bei einem schwitzenden Verkäufer bestellten wir das Zeug und bekamen die Tüte in die Hand gedrückt.
Glenda aß mit einem wahren Heißhunger und verdrehte dabei einige Male die Pupillen.
Mir fiel auf, daß sich Suko nicht mehr in der Nähe befand. Ich schaute mich um und sah ihn sich an ein schmalbrüstiges Haus lehnen. Direkt neben dem Fallrohr.
»He, was ist mit dir los?«
Er wischte über seine Stirn. »Ich weiß es auch nicht, John, aber ich habe das Gefühl, daß etwas in mir steckt.«
»Verstehe ich nicht.«
»Das glaube ich dir. Ist mir ja auch komisch, aber ich kann nichts daran ändern.«
»Was ist denn?«
Suko schaute gegen den dunklen Himmel, als könnte er die Lösung daraus hervorlesen. »Manchmal habe ich den Eindruck, als würde jemand auf telepathischem Wege mit mir sprechen.«
»Und wer?«
Er hob die Schultern. »Du wirst es kaum glauben, aber ich meine, daß es Shao ist.«
»Nein!«
»Doch, John, doch. Je länger ich darüber nachdenke, um so sicherer bin ich mir.«
Ich glaubte nicht, daß Suko log. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß Shao auf diese Art und Weise Kontakt mit ihrem ehemaligen Partner aufgenommen hätte.
Sie hatte ihn verlassen, um in einer anderen Welt zu leben. Shao war der letzte Nachkomme der Sonnengöttin Amaterasu, und als diese hatte sie eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Sie mußte die Sonnengöttin
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