0543 - Wen die Satans-Spinne holt
kamen ihr die in den Filmen behandelten Probleme und Problemchen merkwürdig bekannt vor.
»Meinst du, es war richtig, daß wir Raffaela in diese Wohngemeinschaft ziehen ließen?« fragte Cosima. »Ich weiß nicht… irgendwie gefallen mir die beiden anderen Mädchen nicht. Die sind so… so staubtrockene Forscherinnen.«
»Na, immer noch besser, als wenn sie nur herumlungern, ständig wilde Feten veranstalten und Gruppensex-Orgien feiern würden«, brummte Giuseppe. »Raffaela hätte es schlechter treffen können. Vermutlich übt sie sogar einen positiven Einfluß auf die beiden anderen aus.«
»Aber dieses Haus ist so heruntergekommen«, wandte Cosima ein.
Es war, wie in der Fernsehserie, ein Endlos-Thema in sich ständig wiederholenden Variationen. Vermutlich hörte Giuseppe weder den TV-Dialogen noch seiner Frau wirklich zu.
»Stell dir nur mal vor«, fuhr er ungerührt fort und starrte dabei die Mattscheibe an, »da würden ständig irgendwelche jungen Männer ein- und ausgehen, die wir nicht einmal kennen. Und die würden sich nicht nur an die beiden anderen Mädchen heranmachen, sondern es auch bei unserer Raffaela versuchen. Das könnte mir gar nicht gefallen. Aber ich denke, daß Raffaela alles gut im Griff hat. Schließlich haben wir sie zu einem anständigen Mädchen erzogen.«
»Du hörst mir nicht zu, Giuseppe!« tadelte Cosima. »Ich sprach von dem heruntergekommenen Haus. Das bricht doch schon in sich zusammen, wenn man nur das Wort Erdbeben in seiner Nähe denkt.«
»Willst du es etwa eigenhändig renovieren?« fragte Giuseppe stirnrunzelnd.
»Nein. Ich selbst natürlich nicht. Ich bin froh darüber, daß Raffaela so preiswert wohnen kann, wenn sie schon unbedingt auf eigenen Füßen stehen will. Vielleicht sollten wir Raffaela etwas Geld geben, damit sie…«
»Ich werde eher dem Vermieter was über die Hörner geben«, knurrte Giuseppe. »Der ist für die Renovierungen zuständig. Schließlich kassiert er ja auch Miete von den Studentinnen.«
»Wenn der Vermieter daran interessiert wäre, das Haus in Ordnung zu bringen, hätte er das bestimmt getan, bevor er es an unsere Tochter und die beiden anderen vermietet hat. Da muß etwas passieren. Sonst kommt noch alles mögliche Ungeziefer in die Wohnung. Wenn es demnächst wieder richtig warm wird… sag mal, Giuseppe, hörst du mir überhaupt zu?«
»Naturalmente, cara mia «, log Giuseppe ungerührt. »Vor lauter Zuhören verstehe ich kein Wort von der Sendung. Könntest du vielleicht mal für ein paar Minuten deine hinreißende Klappe halten, Liebste?«
»Vorhin hast du noch behauptet, das Programm sei so interessant wie eine Bild- und Tonstörung.«
Giuseppe sprang auf.
»Kann man in diesem Irrenhaus nicht mal fünf Minuten lang fernsehen, ohne gestört zu werden? Können wir dieses unerhört wichtige Problem nicht wenigstens bis zum Sendeschluß verschieben?«
Er stutzte.
»Was hast du?« wollte Cosima wissen.
Giuseppe Cravero stürmte zum Fenster.
Er riß es auf, sah nach draußen.
Doch da war nichts.
Nur sieben Stockwerke Abgrund.
Giuseppe beugte sich hinaus, spähte nach rechts, nach links und nach oben.
»Nichts…«
Es klang fast enttäuscht.
»Was ist denn los?« drängte Cosima.
»Ach, nichts«, murmelte er und zeigte plötzlich kein Interesse mehr an der TV-Sendung.
Er hatte doch eben den Eindruck gehabt, eine faustgroße Spinne würde draußen an der Fensterscheibe kleben…
***
Tina Cazzi sah zufällig zum Fenster…
Und wurde blaß.
»Lori… sag mal… seit wann haben wir solche Gardinen?«
»Gardinen?« stieß Lori Lorenzo hervor. »Aber das…«
Sie sprang auf.
»Das sind doch Spinnennetze!«
»Wie ist das möglich? Vorhin war doch noch alles frei und sauber!«
Tina ging zum Fenster. Sie strich mit der Hand durch die Webnetze, zerfetzte sie.
Rasch trat sie zurück, wischte ihre Hand am Jeansrock ab.
Sie verzog angeekelt das Gesicht.
»Pfui Spinne!«
»Das können doch nicht nur die beiden Viecher geschafft haben, die vorhin über die Tastatur gelaufen sind!« stieß Lori hervor.
Sie nahm ihr Weinglas hoch.
Es war mit Spinnweben völlig umhüllt!
Und das in der kurzen Zeit, in der sie zum Fenster gegangen war!
»Wir träumen! So etwas ist doch völlig unmöglich!«
Die beiden Studentinnen sahen sich um.
Und sie entdeckten überall in der kleinen Wohnküche Spinnenetze!
»Hier bleib’ ich nicht«, stieß Lori hervor. »Vielleicht hat Rudolfo eine Luftmatratze frei. Und morgen wird hier
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