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0543 - Wen die Satans-Spinne holt

0543 - Wen die Satans-Spinne holt

Titel: 0543 - Wen die Satans-Spinne holt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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diesen ekelhaften Biestern infiltrieren, oder?«
    Und damit deutete sie mit ausgestreckter Grappaflasche auf zwei wolligschwarze, kirschgroße Spinnen, die einträchtig nebeneinander im Kerzenschein über die Tastatur des Computers hasteten.
    »Iiiih!« stieß Lori hervor. »Wo kommen die denn her?«
    Sie griff nach einem Notizheft und wollte damit nach den Spinnen schlagen.
    »Nicht auf die Tastatur! « kreischte Tina. »Dann bring’ ich dich um!«
    Aber die Spinnen waren bereits außer Reich- und Sichtweite.
    Die nackte Raffaela hatte die Sekunden der Ablenkung genutzt. Sie war endgültig nach oben und in ihr Zimmer verschwunden.
    Die Tür knallte ins Schloß.
    Die beiden Mädchen sahen sich an. »Spinnen im Haus! Das hat uns gerade noch gefehlt!« fauchte Lori.
    »Was soll’s? Die fangen uns die Fliegen weg. Es gibt kaum nützlichere Lebewesen als Spinnen. In jedem Haushalt sollten ein paar sein. Oder hast du etwas gegen Spinnen?«
    »Das hier!« verkündete Lori. Sie hob das Heft noch einmal an, das sie zum Schlagwerkzeug zweckentfremdet hatte. »Und Insektizide!«
    »Und trotzdem schreibst du mit an unserer Arbeit?«
    »Ich will die Biester erforschen, aber nicht mit ins Bett nehmen!« fauchte Lori.
    »Apropos Bett«, grinste Tina. »Rafi hat uns ihren neuen Liebhaber noch gar nicht vorgestellt. Seine Stimme klang ganz gut. Komm, wir schauen mal.«
    Sie faßte Lori bei der Hand und zog sie mit sich die knarrende Treppe hinauf. Vor Raffaelas Zimmer blieb sie stehen und versuchte durchs Schlüsselloch zu spähen.
    Aber das wurde gerade von innen zugehängt, nachdem Sekundenbruchteile vorher der Schlüssel im Schloß knirschte.
    »Sie kennt uns eben«, seufzte Lori. »Die Welt ist schlecht. Keiner gönnt uns was. Rafi vergnügt sich mit ’nem hübschen ragazzo, und wir dürfen uns mit häßlichen Spinnen abplagen. Das ist ungerecht.«
    »Wer sagt uns denn, daß der Junge tatsächlich so gut aussieht? Warum hat sie ihn wohl über die Außentreppe ins Haus geschleust, statt ihn uns vorzustellen wie gestern Francesco und vorgestern Antonio? Er muß noch häßlicher als ’ne Spinne sein. Rafi wagt bloß nicht, uns ihre Geschmacksverirrung einzugestehen…«
    »Ruhe auf den billigen Plätzen!« klang Raffaelas Protest hinter der Tür auf. »Pierpaolo ist so süß, daß ihr erblinden würdet, wenn ihr ihn sehen könntet! Und nun laßt uns in Ruhe!«
    Tina und Lori grinsten sich an.
    Dann kehrten sie wieder nach unten zurück.
    »Machen wir weiter, damit wir’s hinter uns bringen. Oder gönnen wir uns eine Pause und gehen selbst auf Männerjagd?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte Lori.
    Sie strich mit der Hand am Computermonitor entlang und zerriß dabei ein ausgedehntes Spinnennetz.
    »Ich fürchte, daß wir ganz andere Probleme bekommen…«
    ***
    Salvatore Branisi hatte selten vor Mitternacht Feierabend. Dafür leistete er sich den Luxus, morgens erst um zehn oder elf in seinem Büro zu erscheinen. Trotzdem - er mußte immer wieder feststellen, daß er zuviel arbeitete.
    Das lag daran, daß der 25jährige sich vorgenommen hatte, mit 30 im Geld zu schwimmen und Millionär zu sein - in Ecu, nicht in Lire. Deren Wechselkurs war auf Talfahrt. Und daß das auch so blieb, dafür hatten der Skandal um den Ex-Ministerpräsidenten Berlusconi und sein spektakulärer Rücktritt nachhaltig gesorgt.
    Die Krise war allerdings gut für Branisis Geschäft. Die Leute legten ihr Geld in Sachwerten an, ehe es noch wertloser wurde. Damit kam Branisi seinem Ziel, Ecu-Millionär zu werden, rasch näher, hatte aber auch mehr denn je zu tun.
    Auf die Idee, zu seiner Entlastung außer seiner Sekretärin noch jemanden einzustellen, kam er nicht. Ein Angestellter kostete Geld. Und das schmälerte Branisis Gewinnspanne.
    Allmählich mußte er daran denken, die Gewinne möglichst weit am Fiskus vorbeizutragen. Steuern zahlen war etwas für ehrliche Italiener. Nur waren die meistens auch arme Italiener, die mangels Masse erst gar nicht die Gelegenheit bekamen, Steuerhinterziehung betreiben zu können.
    Branisi seufzte, telefonierte mit einem Kunden und erhob sich dann, um sich einen Kaffee zu holen. Seine Sekretärin, eine mäßig bezahlte Halbtagskraft, hatte noch eine ganze Kanne gekocht, ehe sie sich zum Feierabend abgemeldet hatte.
    Unwillkürlich mußte der junge Ehrgeizling schmunzeln, als er die Spinne sah, die durch das Büro huschte. Seine Sekretärin wäre beim Anblick des achtbeinigen Ungeziefers vermutlich in Ohnmacht gefallen. Vor

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