0548 - Testflug zur Erde
das schon machen, Mart", entgegnete Belcant kurz.
Er ging an seinem Chef vorbei und verließ das Labor.
„Um ehrlich zu sein", sagte Hung-Chuin verärgert. „Manchmal könnte ich ihm kräftig ins Hinterteil treten."
„Dafür müßten Sie aber auf einen Stuhl steigen, verehrter Kollege", bemerkte Waringer und blickte auf den Terra-Koreaner herab.
*
In den Laboratorien der Hundertsonnenwelt herrschte eine geradezu euphorlsche Stimmung. Die Nachricht, daß es gelungen war das GrIko-Netz bis zur Produktionsreife fortzuentwickeln und ein entsprechendes Herstellungsverfahren zu finden, hatte sich außerordentlich schnell über den ganzen Planeten verbreitet. Jetzt zweifelte niemand mehr daran, daß Waringer in kurzer Zeit eine umfangreiche Testmannschaft mit dem Netz ausrüsten konnte.
Die Abschlußversuche liefen noch am gleichen Tage an.
Aronus Belcant zog sich demonstrativ in sein Appartement zurück. Oberst Tamika war überrascht, als er den Wissenschaftler hier vorfand. Der Hyperdimregulator und Biologe hatte es sich auf einer Antigravliege bequem gemacht.
„Was ist in Sie gefahren, Professor?" fragte der Kommandant der JOHN MARSHALL. „Die Hundertsonnenwelt feiert Waringer, Hung-Chuin und Sie - aber Sie ziehen sich zurück und sehen eine Klamotte, die schon vor fünfzig Jahren als zu albern und idiotisch abgelehnt wurde."
Er deutete auf den Bildschirm eines Fernsehgerätes, das von dem Ultraschlachtschiff JOHN MARSHALL mit einem Unterhaltungsprogramm beschickt wurde.
Belcant erhob sich und schaltete das Gerät aus.
„Sie können einem aber auch jeden Spaß verderben", sagte er unwillig. „Was gibt es?"
„Ich verstehe Sie nicht. Warum schließen Sie sich jetzt aus?
Sie waren doch erheblich an den Forschungsarbeiten beteiligt."
Belcant mixte zwei Cocktails. Er reichte dem Kommandanten ein Glas und prostete ihm zu.
„Was wollen Sie noch wissen?" fragte der Wissenschaftler.
„Warum spielen Sie jetzt plötzlich den Beleidigten? Nur weil Ihre Party geplatzt ist?"
Aronus Belcant lächelte.
„Das haben Sie hübsch gesagt, Commander, aber Sie irren sich. Ich habe keine Lust, jetzt schon zu feiern. Mein Experiment ist gescheitert, und ich fürchte, ich werde jetzt keine Gelegenheit mehr haben, in der von mir eingeschlagenen Richtung weiterzuforschen. Darüber muß ich erst einmal hinwegkommen. „ „Wenn Sie Erfolg gehabt hätten, dann hätten Sie so etwas wie einen Multiplikator fabriziert. Ist das richtig?"
„Vollkommen." Belcant machte jetzt einen lebhaften Eindruck.
Das Gespräch wandte sich wissenschaftlichen Fragen zu.
Das weckte den Chefassistenten aus seiner Lethargie auf.
Oberst Tamika verstand ihn jetzt ein wenig besser als vorher.
Belcant war ein Mensch, der sich ausschließlich für wissenschaftliche Probleme interessierte - und für gesellschaftliche Ereignisse, bei denen er im Mittelpunkt des Geschehens stand. Der Oberst erkannte auch, daß die Reaktion seiner Gäste auf seiner Geburtstagsparty ihn weitaus tiefer getroffen haben mußte, als er bisher angenommen hatte.
„Wenn es so ist, Professor, warum funktioniert Ihr Gerät dann nicht?"
„Da bin ich überfragt", entgegnete Belcant. „Vielleicht liegt es am Howalgonium. Vielleicht läßt sich ein fünfdimensional strahlender Schwingquarz überhaupt nicht in den uns zur Verfügung stehenden Transmittern in eine reine Energieform umwandeln.
Ich weiß es nicht."
Oberst Tanika trank sein Glas aus. Er beobachtete den Wissenschaftler verstohlen. Belcant wirkte jetzt keineswegs melancholisch, sondern machte einen fanatischen Eindruck.
Tamika fragte sich, ob Hung-Chuin nicht doch recht hatte mit seiner Befürchtung, Belcant könne sich eines Tages von seinem Ehrgeiz zu einer unüberlegten Tat hinreißen lassen. Hung-Chuin mußte ihn eigentlich am besten kennen. Niemand arbeitete schon so lange mit ihm zusammen wie er.
„Warum sagten Sie eben, Sie hätten jetzt noch keine Lust, den Erfolg zu feiern Professor? Zweifeln Sie daran, daß Sie es wirklich geschafft haben?"
„Als Prototyp ist das Netz fertig", entgegnete der Chefassistent Hung-Chuins. „Wir haben versucht, individuelle Schwankungen weitgehend auszuschalten. Jeder Mensch ist anders. Jedes Gehirn ist anders. Und deshalb muß zwangsläufig auch jeder anders auf das Netz reagieren. Es widerstrebt mir, einen Erfolg schon jetzt zu feiern, von dem ich noch nicht restlos überzeugt bin. Glauben Sie nur nicht, daß mein Fehlschlag mich umgeworfen hat. Forschungen
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