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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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lange sind Sie schon zu Hause?«
    »Seit zehn Uhr.«
    »Stimmt das auch?« fragte er geduldig. »Der Polizist, der in Ihrer Straße Streifendienst hat, sagt, er hätte Sie viel später nach Hause kommen sehen.«
    »Oh ... Es kann auch später gewesen sein«, gab sie zu. »Aber warum interessiert Sie denn das alles?«
    »Wo waren Sie heute abend, Miss Martin?«
    »Ich war im Kino — im Apollo.«
    »Allein?«
    »Ja, ich gehe oft allein.«
    Der Detektiv stand auf und steckte umständlich die Schuldscheine in seine Jackentasche.
    »Glauben Sie nicht, es wäre besser für sie und für alle andern Beteiligten, wenn Sie mir alles erzählten, was Sie von dem Mord an Mr. Louba wissen?«
    »Ich weiß nichts, gar nichts. Ich habe erst von Ihnen erfahren, was passiert ist.«
    »Aber trotzdem warteten Sie auf mein Kommen«, sagte Trainor in einem Ton, der schärfer war, als er bisher geredet hatte.
    »Niemanden erwartete ich«, flüsterte sie.
    Ihr ängstliches Gesicht, ihre zitternden Hände sahen bejammernswert aus.
    »Wenn ich Ihnen nun sage, daß Sie zwischen zehn und elf Uhr in der Nähe von Braymore House gesehen wurden, was dann? Antworten Sie, Miss Martin.«
    Dies war nichts als ein Bluff Inspektor Trainors — genauso, wie der Polizeibeamte erfunden war, der sie angeblich nach Hause hatte kommen sehen. Trainor war ein erfahrener Kriminalist, und so wie die Dinge lagen, glaubte er auf der richtigen Spur zu sein.
    Trotzdem überraschte ihn ihre Antwort.
    »Sie sahen mich? Oh, warum ging ich nur hin .? Warum nur .«
    »Sie gingen hin, weil Sie annahmen, daß Mr. Loubas Leben in Gefahr sei - in Gefahr durch Mr. Leamington. Und Sie wollten Mr. Leamington abfangen. Stimmt das?«
    Sie gab es stumm zu.
    »Und er kam?«
    »Nein«, entgegnete sie mit einer letzten Willensanstrengung. Alle Kraft zusammenraffend, wiederholte sie energisch: »Er kam nicht, ich wartete bis ein Uhr, und dann ging ich nach Hause.«
    Sie hielt seinem durchdringenden Blick ohne Wimpernzucken stand.
    »Ich kann Sie nicht zwingen, die Wahrheit zu sagen, und ich kann Sie vorerst nichts weiter fragen«, sagte er achselzuckend und schritt zur Tür. »Aber ich fürchte, ich muß Sie bald wieder aufsuchen - vielleicht sogar sehr bald, Miss Martin.«
    In seinem Ton lag etwas Drohendes, und das Mädchen verstand ihn vollkommen.
    Sie ging hinter ihm her auf den Vorplatz. Dort schaute er sich, anscheinend zufällig, in seiner raschen, gründlichen Art nach allen Seiten um. Plötzlich langte er nach dem Griff eines Schirmes, der am Garderobenständer hing.
    »Gehört der Schirm Ihnen?«
    »Ja«, sagte sie überrascht.
    »Hatten Sie ihn heute abend bei sich?«
    Sie zauderte einen Moment.
    »Ja«, gab sie dann zu.
    »Der Vorplatz war dunkel, als Sie nach Hause kamen, nicht wahr?«
    Sie nickte verwirrt.
    »Bitte zeigen Sie mir die Handschuhe, die Sie bei sich hatten.«
    »Dort - im Kasten am Garderobenständer. Es sind alte, graue Lederhandschuhe .«
    Er öffnete den Kasten und nahm die Handschuhe heraus. Während er sie genau betrachtete, lehnte sie sich, kalkweiß im Gesicht, an die Wand. Sie hatte im selben Moment wie Trainor gesehen, daß auf den Handschuhen eingetrocknete rote Flecken waren. Und als er den Schirm noch einmal unters Licht hielt, bemerkte sie schaudernd, daß auch der helle Griff rot gefärbt war.
    »Merkwürdig«, sagte der Inspektor ruhig. »Ich werde diese Gegenstände an mich nehmen - Sie haben doch nichts dagegen?«
    Sie antwortete nichts, sondern stand noch immer stumm an die Wand gelehnt - sie stand noch da, als er sie schon lange verlassen hatte.

16
    In der Nähe vom Regents Park steht ein Block von Doppelhäusern, bekannt unter dem Namen Gate Gardens. Jedes Haus hat seine eigene Tür, die über Nacht geschlossen bleibt und morgens vom Hauptportier geöffnet wird. Selbstverständlich haben alle Mieter einen eigenen Schlüssel. Inspektor Trainor brachte diese Einzelheiten schnell in Erfahrung. Anschließend fuhr er nach Scotland Yard zurück, um Meldung zu erstatten.
    »Eines weiß ich gewiß, Kommissar«, sagte er. »Miss Martin wußte nichts von dem Mord, bis ich es ihr erzählte.«
    »Wie erklären Sie sich die Blutflecken?« fragte Brown.
    »Sie muß irgendwie mit dem Mörder zusammengetroffen sein. Weder er noch sie hatten eine Ahnung, daß Blut an seinem Rock oder vielmehr an seinem Rockärmel klebte. Verstehen Sie mich richtig — die Flecken sind auf der Innenfläche des Handschuhs. Im Gespräch muß Miss Martin die Hand auf den Arm

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