055 - Louba der Spieler
frohlockte er. »Ein verkohltes Stück Papier . Moment .«
Behutsam schob der Inspektor ein Blatt Papier, das er von Loubas Schreibtisch nahm, unter das Häufchen halbverbrannter Asche und trug es, wie es war, auf den Tisch.
Ein anscheinend von einem Notizblock abgerissenes Blatt war noch deutlich zu erkennen. Es war zwar völlig verkohlt, gegen das stumpfe Schwarz des verbrannten Papiers hoben sich aber deutlich mehrere Reihen hellerer Schriftzüge ab.
»Man kann es noch lesen«, sagte Trainor. »Nur hier ist eine Ecke abgerissen, falls sie nicht im Feuer ganz zerfallen ist.«
Er untersuchte die übrige Asche sorgfältig.
»Ich glaube, daß die Ecke schon vorher abgerissen wurde — wahrscheinlich stand die Adresse darauf.«
»Die Adresse?« wiederholte Hurley Brown nachdenklich. »Sie meinen den Absender — die Adresse des Briefschreibers?«
»Ganz richtig. Würden Sie sich bitte notieren, was ich entziffere?« sagte Trainor und beugte sich über das halbverkohlte Papier.
»›Nur Du bist imstande, mich zu retten. Du weißt, was ich für ein Leben führe mit .. .‹ Jemand, dessen Namen ich nicht lesen kann. ›... und Du weißt auch, was Du mir schuldig bist, Emil, Du weißt ...‹ Die Unterschrift lautet . Ich kann es nicht genau lesen — es sieht aus wie ein K, es kann aber auch ein R sein oder ein B. Ich würde eine Menge Geld drum geben, wenn ich die Adresse hätte.«
15
Trainor wollte gerade weiterreden, als ein so schrilles Klingeln durch das Haus schallte, daß alle erschrocken auffuhren.
»Was war das?« fragte Hurley Brown schnell.
»Die Einbrecherglocke, Sir«, keuchte Miller und deutete durch die offene Tür nach dem Schlafzimmerfenster.
Wieder schrillte die Klingel.
»Die Einbrecherglocke? Was meinen Sie damit?«
»Sie ist an der Feuerleiter angebracht ... Eine Alarmvorrichtung zum Schutz gegen Einbrecher. Wenn jemand das untere Stück der Leiter herunterzieht, was er tun muß, wenn er heraufklettern will, wird ein Kontakt hergestellt und der Alarm ausgelöst.«
Trainor rannte ins Schlafzimmer, riß die Balkontür auf und blickte von dem kleinen eisernen Balkon aus in den Hof hinunter. Undeutlich sah er eine Gestalt, die eben von den letzten Stufen der Leiter heruntersprang, einen Moment strauchelte und im nächsten Augenblick in der Dunkelheit verschwunden war.
Die andern waren ihm ins Schlafzimmer gefolgt. Trainor drehte sich um, und sie standen sich ratlos gegenüber.
»Merkwürdig, daß die Glocke nicht ging, als ich vorhin hinunterstieg«, murmelte er kopfschüttelnd.
Die Lösung des Rätsels brachte der Portier, der in diesem Augenblick ins Zimmer gestürzt kam.
»Ich habe vor zehn Minuten das untere Ende der Feuerleiter mit der Taschenlampe untersucht, Sir, weil ich daran dachte, daß vielleicht jemand auf diesem Weg in das Haus eingedrungen sein könnte. Zufällig leuchtete ich dabei an die Stelle, an der die Leitungen für die Alarmvorrichtung ein Stück weit offen liegen. Ein Draht war zerschnitten ...«
»Und Sie haben die Leitung gleich wieder geflickt?« nickte Trainor.
»Ich hielt das in Anbetracht der Umstände für besser«, antwortete der Portier. »Natürlich wollte ich es Ihnen noch melden.«
»Damit ist der Fall erledigt«, seufzte Brown. »Natürlich war der Draht noch zerschnitten, als Trainor das erste Mal hinunterstieg, und der Portier hat ihn geflickt, kurz bevor der Fremde hier heraufwollte. - Ich glaube nicht, Doktor, daß man uns hier jetzt noch weiter benötigt. Wir überlassen den Fall Inspektor Trainor. Rufen Sie den Polizeiarzt an, Inspektor?«
»Er ist krank«, antwortete der Beamte. »Statt dessen kommt Dr. Lane vom Paddington-Distrikt. - Was meinen Sie - ich halte Miller am besten unter Beobachtung?« fragte er mit gedämpfter Stimme Hurley Brown.
»Auf jeden Fall, Inspektor. Ich glaube zwar nicht, daß er etwas mit dem Morde zu tun hat, aber Sie könnten ihn immerhin beobachten lassen. Prüfen Sie auch genau nach, was er gestern abend gemacht hat und wo er sich aufhielt.«
Die beiden Herren verabschiedeten sich und überließen Trainor seiner Arbeit.
Dieser holte vor allen Dingen aus dem immer noch zitternden Miller eine möglichst genaue Beschreibung des Besuchers, der am Abend über den Lieferantenaufgang gekommen war, heraus. Die Morgenblätter des nächsten Tages, die die Geschichte des Verbrechens ihren Lesern auftischten, brachten die Personenbeschreibung des Verdächtigen folgendermaßen:
Unter Mordverdacht gesucht: Ein Mann,
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