055 - Louba der Spieler
und Trainor untersuchte es sorgfältig. Eine größere Summe war niemals eingezahlt worden. Stets waren kleinere Beträge in das Bankkonto geflossen, was man ohne weiteres feststellen konnte.
»Hm«, machte Trainor, als er zu Ende war.
Der Diener verfolgte die ganze Zeit über Trainors Untersuchung mit ängstlichem Gesichtsausdruck, und als er ihm das Buch zurückgab, atmete er sichtlich erleichtert auf.
»Ist Mr. Leamington verhaftet worden, Sir?« fragte er.
Trainor nickte.
»Ich kann mir nicht denken, daß er der Täter gewesen ist, Mr. Trainor.«
»Er war nach seinen eigenen Angaben gestern abend in diesem Zimmer«, erwiderte Trainor, und Miller zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe.
»Hier drin? Wie hat er denn das gemacht?«
»Er ist durch das Fenster hereingekommen. Es ist gewaltsam von außen geöffnet worden.«
Der Detektiv wußte ganz genau, daß die sehr sorgfältige Untersuchung kein Zeichen dafür ergeben hatte, daß das Fenster mit Gewalt aufgebrochen worden war.
Miller schüttelte energisch den Kopf.
»Das ist einfach unmöglich«, sagte er. »Ich sagte das schon gestern abend dem Sergeanten. Die Fenster waren zugeriegelt - mit zwei feststellbaren Riegeln, die am unteren Rahmen angebracht sind.«
Trainor brummte ungeduldig.
»Das haben Sie mir noch gar nicht mitgeteilt, Sergeant. Ich sah nur den gewöhnlichen Fensterriegel, und den konnte man leicht zurückschieben.«
Miller ging in das Schlafzimmer voraus und deutete auf zwei kleine, ziemlich versteckt angebrachte Riegel am Fensterrahmen, je einen auf jeder Seite. Mit Schrauben konnte man beide so feststellen, daß man sie nur zurückschieben konnte, wenn man vorher die Schrauben herausgedreht hatte. Trainor untersuchte die Stellen genau und stellte fest, daß jemand beide Schrauben ganz entfernt hatte.
»Ich habe sie selbst festgemacht, kurz bevor Mr. Louba nach Hause kam. Das tat ich immer«, erklärte Miller. »Wenigstens schließe ich das Fenster immer, bevor er hereinkommt, nur ziehe ich bei Tag die Schrauben nicht an. Die Schrauben machte ich immer erst fest, wenn er nachts endgültig nach Hause kam. Aber an dem Mordtag verschraubte ich das Fenster früher als gewöhnlich - ich tat es, während Mr. Louba im Bad war, und kurz bevor dieser Charlie eintraf. Es war so neblig draußen, daß ich mir sagte, Mr. Louba würde das Fenster doch nicht mehr öffnen. Ich zog die Schrauben auch besonders stark an, weil ich in diesen nebligen Nächten selbst immer Angst vor Einbrechern habe.«
Eine sofortige Untersuchung des Zimmers förderte keine Spur von den Schrauben zutage, bis Trainor das Laken wegzog, das über das blutbefleckte Bett ausgebreitet war. Mitten auf der seidenen Bettdecke lagen die Schrauben.
»Sie müssen unter dem Körper gelegen haben«, murmelte Trainor. »Ich war nicht da, als die Leiche weggebracht wurde. Haben Sie sie denn gesehen, Sergeant?«
»Nein, Inspektor. Tut mir leid — ich habe tatsächlich gar nicht darauf geachtet.«
Der Inspektor nahm die Schrauben mit in das andere Zimmer und legte sie auf ein Stück Schreibpapier. Sie waren nicht sehr groß.
»An denen werden wir keine Fingerabdrücke feststellen können«, ärgerte sich Trainor. »Trugen Sie Handschuhe, als Sie gestern abend ausgingen, Miller?«
»Ja.«
»Bringen Sie sie einmal her.«
Die Handschuhe waren aus grobem Leder.
»Ein Fremder kann die Schrauben doch eigentlich kaum entdeckt haben. Wie sie anzubringen waren, wußte doch sicher nur jemand, der mit der Wohnung vertraut ist, nicht wahr?«
»Ja, das stimmt schon«, gab der andere zu. »Mr. Louba vergaß sie für gewöhnlich. Vor einigen Jahren hatte ich wegen der Schrauben sogar Unannehmlichkeiten. Mr. Louba wollte eine Frau möglichst rasch durch das Fenster herauslassen, und ich hatte die Schrauben so fest angezogen, daß er einen Riegel nicht aufbrachte. Es war an einem ebensolchen Abend wie gestern.«
»Eine Frau?«
»Ja, Herr Inspektor. Einer seiner Freunde kam zu Besuch. Ich weiß nicht mehr genau, wer es war, aber jedenfalls wollte er die Dame so schnell wie möglich aus der Wohnung heraushaben.«
Leider konnte sich Miller nicht mehr an Einzelheiten erinnern, nur noch daran, daß sich Louba bei dem Versuch, das Fenster zu öffnen, die Hand verletzt hatte. Von dem Mädchen wußte er nicht mehr, als daß sie noch sehr jung und eine gute Freundin Mr. Loubas war. Sie besaß einen eigenen Schlüssel und pflegte zu kommen, wenn Miller Ausgang hatte.
»Sie ist die einzige
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