055 - Louba der Spieler
den Mann besuchen und ganz unauffällig seine Feststellungen machen — ohne ihm zu nahe zu treten. Das heißt, falls alles in Ordnung ist. Du hast ihn nicht gefragt, was er weiß?«
»Es ist gar nicht so leicht, eine präzise Antwort von ihm zu bekommen — jedenfalls nicht, wenn man ihn über Louba ausfragt.«
»Hast du die Adresse bei dir?«
»Ach — ich glaube nicht. Es fällt mir gerade ein, daß ich sie in meine Tasche tun wollte, als ich zu dir ging, aber dann muß ich es doch vergessen haben und sie irgendwo hingelegt haben. Ich werde sie holen, Frank. Kannst du mich nicht begleiten?«
»Dafür gibt es eigentlich keinen Hinderungsgrund. Ich werde bei Mrs. Sitwell hinterlassen, wo ich hingehe, falls man mich braucht.«
Als sie gemeinsam das Haus verließen, stoppte am Randstein gerade ein Auto, und Trainor und ein Kriminalbeamter in Zivil stiegen aus.
»Bedaure, Mr. Leamington«, sagte Trainor, »aber ich muß Sie verhaften. Sie stehen unter dem dringenden Verdacht, Emil Louba ermordet zu haben.«
»Aber — aber«, stammelte Frank und wurde bleich. »Mr. Brown sagte doch .«
»Tut mir außerordentlich leid«, sagte Trainor und forderte ihn mit einer Handbewegung zum Einsteigen auf. »Aber Mr. Brown ist nicht die höchste Instanz.«
»Also gut«, sagte Frank und wandte sich an Beryl. »Sei tapfer, Beryl. Vielleicht klärt sich alles auf - hoffen wir es. Vergiß nicht festzustellen, was der kleine Mann eigentlich weiß. Wenn er vor Braymore House war, hat er möglicherweise auch den wirklichen Mörder gesehen.«
»Von wem reden Sie da?« fragte Trainor.
»Von einem Mann, den wir beide, Miss Martin und ich, gestern abend vor Braymore House sahen. Miss Martin weiß seine Adresse.«
Sie nickte. Plötzlich deutete sie zur nächsten Ecke.
»Dort - dort ist er!« rief sie. »Jetzt rennt er um die Ecke ...!«
Der Kriminalbeamte lief ihm nach, kehrte aber schon nach fünf Minuten wieder zurück. Der kleine Mann war wie vom Erdboden verschwunden.
»Nehmen Sie an, daß er irgend etwas über das Verbrechen weiß - oder etwa selbst damit zu tun hat?« fragte Trainor.
»Nein. Das kann ich keinesfalls behaupten. Ich weiß nur, daß er dort war und daß er mich in das Haus gehen sah. Da ist es doch durchaus möglich, daß er auch noch andere Leute gesehen hat.«
»Können Sie mir seine Adresse geben, Miss Martin?«
»Ich habe sie nicht bei mir, aber ich werde Sie sofort antelefonieren, wenn ich zu Hause bin«, antwortete sie. Dann winkte sie Frank noch einmal zu und biß sich auf die Lippen, als der Wagen fortfuhr.
Der Besuch Trainors in der winzigen Wohnung in Belham förderte jedoch nichts zutage. Niemand hatte auf sein Klingeln geöffnet, und die Tür war verschlossen. Der kleine Mann kehrte auch nicht zurück, obgleich man ihn mit einigem Interesse erwartete.
Auf den Wunsch Trainors öffnete der Hausmeister zwar die Wohnung, aber auch die Untersuchung der drei kleinen Zimmer förderte nichts zutage. Man fand keinerlei Anhaltspunkte, aus denen hervorging, was der Wohnungsinhaber eigentlich trieb. Nachforschungen ergaben nur, daß er ein ruhiger, freundlicher Mensch sei, der seine Miete prompt bezahlte.
»Wie wurden Sie eigentlich mit ihm bekannt, Miss Martin?« fragte Trainor, der sie am Abend noch einmal aufsuchte.
»Er kam heute morgen zu mir und erklärte, er würde Frank mit Freuden aus der Patsche helfen«, sagte sie.
»Hm — welcher Art sollte denn diese Hilfe sein?« forschte Trainor. »Sagte er das nicht?«
Sie hatte sich mittlerweile an das Verhörtwerden gewöhnt und behielt die Fassung.
»Nein«, erklärte sie ruhig.
Verraten wollte sie den Mann keinesfalls. Immerhin war er doch der einzige, der Frank einen Unterschlupf angeboten hatte.
»Wie erklärte er eigentlich seinen unvermittelten Besuch und sein Angebot?«
»Er hielt es für eine Schande, daß Loubas Tod einen unschuldigen Menschen ins Verderben stürzen sollte.«
»Er haßte also Louba?«
»Das sagte er nicht. Er ist ein sehr harmloser kleiner Mann, Mr. Trainor. Ich glaube keinesfalls, daß er auch seine Hand im Spiel hatte. Louba wäre doch mit ihm fertig geworden.«
»Immerhin stand er vor dem Haus . Es kann genauso gut sein, daß er dort Schmiere stand, während sein Komplice in die Wohnung eindrang.«
»Er versuchte aber bestimmt nicht jemanden im Haus zu warnen, während ich in der Nähe war. Ganz im Gegenteil - er sprach mich an und schien es auch keineswegs eilig zu haben.«
»Warum rannte er weg, als Sie ihn
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