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0552 - Einer kam wieder

0552 - Einer kam wieder

Titel: 0552 - Einer kam wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen breiten, verwinkelten Flur, so daß die beiden Wohnungsinhaber sich nicht in die Zimmer schauen konnten, wenn die Türen offenstanden.
    Wir mußten zur rechten Tür. Auch sie war in einem warmen Rotton gehalten, nicht glatt an der Außenfläche. Ein vorstehender Leisten zeichnete ein hochkant stehendes Rechteck nach.
    Ich hatte Wladimir Golenkow vorgehen lassen. Als er abermals schellen wollte, wurde die Tür geöffnet. Eine flüsternde Stimme sprach ihn in seiner Heimatsprache an.
    Er gab die Antwort ebenfalls in Russisch. Dann betrat er die Wohnung, ich ging hinter ihm her.
    Die Frau erschrak. Für einen Moment verlor sie die Gesichtsfarbe.
    Der Arm kam in die Höhe. Es sah so aus, als wollte sie die Hand gegen den Mund pressen, auf halber Strecke aber verharrte sie.
    Coleen Ashly sah gut aus. Gut und wild. Ein silberblond gefärbter Tiger mit einer unordentlich gekämmten Mähne. Das Gesicht zeigte eine blasse Schminke. Die Nägel der langen, beringten Finger waren mit dünnem Lack in den unterschiedlichsten Farben angestrichen worden, stets jedoch herrschte ein silbriger Grundton vor.
    Coleen trug einen Hausanzug der schwarze und silbrige Streifen zeigte. Er saß so eng, als wäre er ihr direkt auf die Haut gemalt worden. Ihre schlanken Füße steckten in hochhackigen Pumps, deren Leder auch silbrig schimmerte.
    Sie starrte uns an. Die Angst verging nur allmählich, als mich Wladimir als einen englischen Freund vorgestellt hatte.
    »Dann, bitte, kommt herein…«
    »Nach dir, Mädchen.«
    Coleen ging vor. Ihr Schritt hatte etwas Raubtierhaftes an sich.
    Wenn sie ein Bein vorsetzte, bewegte sich der gesamte Körper. Diese Frau strahlte einen klassischen Sex aus. Durch den Flur erreichten wir den Wohnraum. Mir fiel das runde Bett auf, auf dem sich zahlreiche bunte Kissen verteilten. Auf einem lag eine Tigerkatze, die müde miaute, als sie uns sah und dann weiterschlief. Mir gefiel das Bett nicht besonders. Vielleicht lag es auch an dem gestreiften Bezug, dessen Muster der Hosenanzug wiederholte.
    Die Sitzgarnitur bestand aus weißem Stoff. Als wir unsere Plätze eingenommen hatten, schob Coleen einen Barwagen heran. Ich nahm keinen Whisky, sondern einen Bitter Lemon. Sie brauchte einen Schluck. Gelenkow wollte nichts.
    Mit beiden Händen umklammerte sie das Glas. Ihr Blick flackerte.
    Meiner glitt durch die Wohnung, dessen Wände mit hellem Holz getäfelt waren. An einigen Stellen hingen farbige Grafiken und lockerten das doch strenge Weiß auf.
    »Mit euch habe ich wirklich nicht gerechnet«, flüsterte sie. »Es… es tut mir leid.«
    »Wir mußten kommen«, sagte Wladimir. Dann nickte er und sprach über ein anderes Thema. »Du hast eine tolle Wohnung.«
    »Ja, sie war teuer.«
    »Wohnst du zur Miete?«
    »Sicher.«
    »Und die Kundschaft?«
    »Du weißt, ich habe meine Stammgaste, aber es gibt nichts Neues. Alles ist ruhig.«
    »Wie viele Zimmer gehören noch zu der Wohnung?«
    Sie nickte. »Ein Bad, dann eine Dusche und die kleine Küche. Ach ja, der Schlafraum ist auch getrennt.«
    »Gehört hast du noch nichts?«
    Coleen nahm einen Schluck, bevor sie den Kopf senkte. »Möglicherweise schon.«
    »Hat man dich angerufen?«
    »So ist es. Eine Stimme sagte, daß die Zeit reif sei. Es ist nach zwanzig Jahren endlich Zeit, aufzuräumen.«
    »Wer war der Anrufer?«
    »Ich kannte ihn nicht.« Sie stellte das fast leere Glas weg. »Außerdem habe ich ihn nicht ernst genommen.«
    »Das wissen wir, sonst hättest du dich in der Zentrale gemeldet. Ivan Siebel tat es.«
    »Ja und?«
    »Jetzt ist er tot!«
    Das mußte sie verkraften. Coleen wurde bleich. Gespielt war dieses Gefühl bestimmt nicht. Sie hatte angst, das sah ich ihr deutlich an. Die Nachricht hatte sie überrascht. Hastig trank sie den Rest Whisky und schaute mich an.
    »Er wurde erschossen!« fügte ich hinzu.
    Coleen schaute gegen das große Fenster. »Heißt das, daß die vier Schläfer auf der Liste stehen?«
    »Es sieht danach aus«, gab Golenkow zu. »Deshalb sind wir auch gekommen. Wir wollen dich und die beiden anderen schützen.«
    Sie lachte, lehnte sich zurück, und zwei gespreizte Hände strichen von unten nach oben durch die Mähne. »Schützen ist gut, wirklich. Ihr könnt nicht überall sein.«
    »Das stimmt«, gab der Russe zu. »Vielleicht weißt du trotzdem mehr. Erinnere dich an die Stimme.«
    »Die klang fremd.«
    »Mehr nicht?«
    Sie hob die Schultern und schaute dann auf ihre bunten Nägel. »Irgendwie auch neutral. Es war für

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