0552 - Einer kam wieder
mich nicht feststellbar, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelte.« Sie hatte schnell gesprochen und stand hastig auf. »Bitte, ich muß mich entschuldigen.«
»Natürlich.«
Hastig lief sie durch den Raum und öffnete eine Tür neben dem weißen Regal. Erst als sie zugedrückt worden war, sprach Wladimir Golenkow mich an.
»Ist dir etwas aufgefallen, John?«
»Natürlich. Der Anruf. Und ich frage mich, seit wann lebende Wasserleichen sprechen können?«
»Eben.«
»Wir können davon ausgehen, daß der Zombie nicht allein ist. Er muß zumindest einen Helfer haben.«
»Ja, das stimmt.« Nickend blickte der Russe gegen die große Fensterscheibe. »Aber wer, zum Teufel, ist dieser Helfer, John?«
»Keine Ahnung. Du hast den Namen Teufel erwähnt. Vielleicht ist es Asmodis.«
Golenkow lachte nicht. Er wußte selbst, welch harte Kämpfe es schon zwischen dem Teufel und mir gegeben hatte. Er dachte weiter und auch wie ein Abwehrmann. »Verrat, John. Es muß einfach einen Verräter geben. Leider habe ich nicht die Spur eines Verdachts.«
»Vier Schläfer. Einer ist tot, der zweite oder die zweite befindet sich in der Nähe. Was ist mit den anderen beiden?«
»Die müssen wir nicht aufsuchen.«
»Und Coleen allein lassen?«
»Willst du sie mitnehmen?«
»Es wäre nicht die schlechteste Möglichkeit.«
Ich hob die Schultern und stand auf, weil ich das Telefon entdeckt hatte. Mir war zudem eingefallen, daß ich Suko noch sprechen mußte. Als ich im Büro anrief, meldete sich Glenda. Sie war froh, meine Stimme zu hören und berichtete, was Suko widerfahren war.
Obwohl ich den Zeugen persönlich nicht gekannt hatte, erschütterte mich sein Tod doch sehr. Glenda erklärte mir auch, daß es Suko nicht gelungen war, den Mörder zu stellen.
»Was hat er denn vor?«
»Das kann ich dir auch nicht sagen. Jedenfalls ist er noch nicht zurück. Vielleicht hält er sich noch unten am Fluß auf.«
»Das ist möglich.«
»Was willst du machen?«
»Ich kann es nicht sagen, aber ich werde mich wieder melden.«
»Ich bleibe im Büro.«
Coleen war mittlerweile zurückgekehrt. Make-up hatte die Blässe ihres Gesichts vertuscht. Sie schaute mich an. Auf den Augenpartien glitzerte Silberpuder. »Ihnen ist sicherlich klar, daß sie sich in Gefahr befinden!«
»Jetzt schon.«
»Dann kommen Sie besser mit uns.«
Sie erschrak und trat einen Schritt zurück. »Wo… wohin denn?«
»Wir müssen die anderen Schläfer noch warnen. Sie sind erst die zweite auf der Liste.«
Coleen überlegte und zwinkerte mit den Augenlidern. »Ich weiß nicht«, flüsterte sie, »ob ich das möchte.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich möchte doch lieber hier in meiner Wohnung bleiben. Es ist Tag, und ich glaube nicht, daß der Mörder kommen wird. Anders sieht es bei Dunkelheit aus. Da hätte ich nichts dagegen, wenn ich beschützt werde.«
»Erwartest du noch einen Kunden?« fragte Wladimir.
»Auch das. Aber erst gegen Nachmittag.« Sie lächelte etwas verlegen. »Er ist ein Gast, auf den ich eigentlich nicht verzichten möchte. Schließlich hat er einen Teil der Miete hier übernommen.«
»Das Geld arbeitest du ab«, fügte Wladimir sarkastisch hinzu.
»Nun ja, es ist dein Bier.« Er stand auf. »Jedenfalls weißt du Bescheid. Paß höllisch auf, Mädchen.«
Coleen lächelte wieder. »Der Kunde ist bestimmt nicht der Killer. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
»Willst du einen Namen sagen?«
»Nur unter Druck.«
»Okay, das verstehe ich. Gib auf dich acht, Mädchen.«
»Moment noch«, sagte sie. »Ist meine Tarnung jetzt aufgehoben?«
»Wie kommst du darauf?«
»Schon gut.«
Wir verließen die Wohnung. Im Hausflur, ich hatte noch immer den Duft des Parfüms in der Nase, fragte mich Wladimir. »Was hältst du von ihr?«
»Ein Luxusgirl, das irgendwann das große Jammern bekommen wird, wenn es älter wird.«
»Das sehe ich auch so.«
»Wer ist der nächste auf der Liste?«
»Ein Mann namens Doug List.«
»Hört sich auch nicht russisch an.«
Golenkow lächelte. »Wir haben den Leuten eben eine gute Tarnung gegeben. Das gehört schließlich zum Job.«
Da hatte er recht. Wir machten es nicht anders. Als wir wieder im Wagen saßen, stand Coleen am Fenster und schaute hinab. Sie bewegte sich nicht und wirkte dort, als sei sie eingefroren. Da ich nicht startete, wurde Wladimir mißtrauisch.
»Hast du was?«
»Kann sein. Mir gefällt sie irgendwie nicht.«
»Der Geschmack ist verschieden…«
»So
Weitere Kostenlose Bücher