0552 - Einer kam wieder
Strom und den Uferregionen.
Aus dem Wasser war der Unheimliche gekommen. Gab es ein besseres Versteck für ihn, als wieder ins Wasser hineinzugehen?
Der Gedanke daran beschäftigte Suko sehr. Er dachte auch daran, daß ihm Putnam kurz vor seinem Ableben die Stelle gezeigt hatte, wo der Zombie an die Oberfläche gekommen war.
»Vielleicht sollte man dort einmal tauchen?« sprach der Inspektor zu sich selbst.
Da er ein Mensch schneller Entschlüsse war, setzte er den Vorsatz gleich in die Tat um. Das heißt, er traf die entsprechenden Vorbereitungen für eine solche Aktion…
***
Ich hatte die Hände in die Seiten gestützt und schaute an der Fassade des Hauses hoch. Wer dieses Haus errichtet hatte, war den kreativen Ausführungen und Konstruktionen eines Architekten voll ins Messer gelaufen. Ein avantgardistischer Bau in Londons vernehmen Wohnort Belgravia.
Glas und Metall bildeten eine Harmonie bei dieser Häusergruppe.
Zudem lag es wie eine Insel auf einer Grünfläche. Die Parkplätze vor dem Gebäude wirkten deplaziert.
»Hier also wohnt der zweite Schläfer!« stellte ich fest und nickte.
»Sauber, sauber.«
Wladimir hob die Schultern. »Es tut mir leid, John, aber es ist eine Schläferin.«
»Eine Frau also?«
»Ja. Sie hat eine Aufgabe übernommen. Ihr Vater war der Schläfer. Er starb vor zwei Jahren. Coleen Ashley war seine Nachfolgerin. Er hat sie praktisch angeworben.«
»Alle Achtung. Sie muß gut bei euch verdienen.«
»Nicht bei uns, John.«
»Hat sie einen so tollen Job?«
»Ja, sie ist selbständig.«
»Was macht sie denn?«
Der Russe grinste etwas verzerrt. »Es ist ein Job, den man vornehm umschreiben kann…«
»Meine Güte, stell dich doch nicht so an! Rück schon raus mit der Sprache!« Mir kam es vor, als wolle der Russe einen Rückzieher machen.
»Coleen Ashley ist ein Callgirl.«
Ich schluckte. Das war in der Tat eine Überraschung. Mir fielen sofort die alten Skandale ein. Wer als Callgirl den richtigen Kundenkreis besaß, konnte verdammt viele Informationen erlangen. Ich blickte noch einmal an der Fassade hoch und sagte dann: »Nun ja, schlecht scheint sie nicht zu verdienen. Weißt du etwas über ihren Kundenstamm?«
Wladimir nickte zögernd. »Ich hatte mich zuvor informiert. Die Kunden gehören ja nicht gerade zu den ärmsten.«
»Sind auch Politiker darunter?«
»Möglich. Man sagt, bei ihr sei die halbe Welt zu Gast. Das ist sicherlich übertrieben, aber…«
»Dann ist diese Dame kein Schläfer oder keine Schläferin!« hielt ich ihm sofort vor.
»Nein, nicht direkt«, gab er zu. »Sie ist aktiv, gibt Meldungen durch. Aber du brauchst keine Sorge zu haben. Hohe Politiker dieses Landes gehören wohl nicht zu ihren Kunden.«
Ich legte meinem Freund eine Hand auf die Schulter. »Weißt du, Wladimir, du bist so herrlich menschlich, denn auch du kannst nicht über deinen eigenen Schatten springen.«
»Glaubst du mir nicht.«
Ich bekam große Augen. »Doch, mein Lieber, doch. Allerdings nur die Hälfte.«
»Das ist dein Problem.«
»Aber ich möchte mir die Dame trotzdem anschauen.«
»Dagegen habe ich nichts.«
Etwas unwohl war ihm schon, als wir den Wagen verlassen hatten und auf den Eingang dieses außergewöhnlichen Hauses zuschritten.
Der breite Glaseingang bestand aus einem spitzwinklig zusammenlaufenden, erkerartigen Glasvorbau. Die Tür an der rechten der beiden Seiten war verschlossen. Ein Klingelbrett aus Aluminium wies eine Liste der Bewohner auf. Coleen Ashley wohnte in der ersten Etage. Unter den aufgeführten Namen schimmerten die Rillen eines Lautsprechers.
Wladimir schellte. Wie mußten einige Momente warten, bevor sich die Stimme meldete. Selbst die Lautsprecherrillen konnten den etwas lockenden und leicht rauchigen Klang nicht verdecken.
»Ja bitte.«
Wladimir Golenkow sprach ein Codewort. Er sagte es sehr schnell, zudem auf Russisch, und ich konnte nichts verstehen. Noch immer kam er mir sehr verlegen vor.
Eine Antwort gab Coleen nicht. Statt dessen ertönte der Summer, wir konnten die Tür öffnen.
Der Hausflur war auch etwas Besonderes. Heller Marmor herrschte vor, hinzu kamen die ebenfalls hellen Wände. Als Kontrast schimmerten die Türen der Wohnungen in einem warmen Rot. Wir mußten hoch in die erste Etage.
Auf den Lift verzichteten wir. Durch einen gläsernen Schacht fuhr er in die oberen Etagen.
Die Stufen glänzten. Die Bewohner dieses Hauses mußten eine zuverlässige Putzfrau beschäftigen. In der ersten Etage sahen wir
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