0552 - Einer kam wieder
Aufbauten, die hier in der Tiefe ungewöhnlich verfremdet und auch kompakt wirkten, als würden die einzelnen Teile ineinanderfließen.
Suko schwamm über das Boot hinweg. Es war relativ groß, kein kleiner Flitzer. Ein Niedergang führte in seinen Bauch hinein. Dem folgte Suko nicht, denn etwas anderes war in den Strahl seiner Lampe geraten.
Ein Loch im Deck.
Sehr groß, keine Luke oder Öffnung, sondern herausgefetzt, kraterartig, wie bei einer Explosion.
Dieser unnatürliche Zugang erregte Sukos Mißtrauen. Er wollte sich nicht als Fachmann für Explosionen ansehen, aber dieses im Metall steckende Loch mit den gezackten Rändern erweckte sein Mißtrauen.
Er leuchtete die Innenränder ab, wo es keine blanken Stellen mehr gab. Dafür konnte er den dicken Rost und die fettig wirkende Algenschmiere mit den Fingern abwischen.
Wie lange lag der Kahn auf dem Grund?
Zehn Jahre, zwanzig oder mehr?
Dieser versunkene Kahn interessierte den Inspektor ungemein. Er konnte den Grund selbst nicht sagen, jedenfalls hatte er das Gefühl, als stünde dieses Schiff in einem unmittelbaren Zusammenhang mit seinem Zombie-Fall, obgleich er die Gestalt der lebenden Wasserleiche bisher noch nicht gesehen hatte.
Suko schwamm zunächst das Deck ab. Er suchte nach weiteren Spuren, die auf die Existenz der lebenden Wasserleiche hindeuteten, aber da war nichts zu machen.
Vor dem Niedergang trat er Wasser. Zunächst leuchtete er hinein.
Trotz seiner Lichtstärke erreichte der Strahl nicht den Grund. Das Wasser verschluckte ihn zwischendurch und ließ nur mehr eine schaukelnde, helle Insel zurück.
Bevor er in die Tiefe des Bootskörpers stieß, schaute er sich noch um. Von einem oder mehreren Gegnern war nichts zu sehen. Suko kam sich hier unten vor wie der einsamste Mensch auf der Welt, obwohl über ihm der Schatten eines Schiffes hinwegglitt.
Mit einer Rolle vorwärts brachte er sich in die richtige Position.
Über die Stufen des Niedergangs hinweg glitt er in den Bauch des alten Schiffes.
Zum erstenmal merkte er, daß sich Strudel gebildet hatten. Sie wirbelten durch die Öffnungen und drehten sich in den wassergefüllten Kabinen unterhalb des Decks.
Der Kahn war relativ groß und bot nicht nur einer Person Platz.
Fünf Menschen hätten sich bequem auf ihm wohl fühlen können.
Suko befand sich am Beginn eines nicht allzu langen, jedoch breiten Kabinengangs, von dem einige Kajütentüren abzweigten.
Zwei standen offen. Das heißt, sie hingen schief in den Angeln und waren gekippt. Das Wasser hatte das Holz längst morsch werden lassen. Es war nicht härter als durchweichte Pappe.
Suko leuchtete in die erste Kabine hinein, entdeckte noch den kleinen festgeschraubten Tisch, auch die beiden stuhlartigen Hocker und die schmale Sitzbank.
Kein Skelett, keine aufgedunsene Wasserleiche.
In der zweiten Kabine – sie war noch enger als die erste – erging es ihm ebenso.
Blieb die dritte.
Deren Tür war verschlossen. Sie bestand auch aus einem anderen Material. Das merkte Suko, als er mit der Hand über sie hinwegstrich. Sie mußte aus Metall sein.
Es war nicht einfach, sie aufzuziehen. Suko setzte viel Kraft ein, stemmte sich mit beiden Beinen gegen den Boden und bekam sie zur Hälfte auf.
Um in die Kabine zu gelangen, mußte er einen kleinen Bogen schwimmen.
Dazu kam es nicht.
Das Wasser, das auch die andere Kabine gefüllt hatte und jetzt in Bewegung geraten war, schwemmte etwas hervor.
Zuerst dachte Suko an ein Stück Holz, bis er genauer hinsah.
Das war kein Holz, es war ein Unterarm mit Hand!
***
Ivan Siebel hatte in einer trostlosen Gegend gewohnt. Coleen Ashley lebte im Luxus, und ich war gespannt, wie der dritte im Bunde, Doug List, sein Zuhause eingerichtet hatte.
Wir waren nicht auf direktem Wege zu ihm gefahren. Wladimir Golenkow hatte einen wahren Heißhunger auf Hamburger verspürt.
Die bekam er in Moskau nicht.
Also hatten wir angehalten. Drei waren in Golenkows Magen verschwunden.
Während er aß und trank, hatte ich mit dem Büro telefoniert und von Glenda erfahren, daß mein Freund und Kollege Suko zu einer Tauchstation gestartet war. Suko besaß die Hoffnung, die lebende Wasserleiche an einer bestimmten Stelle der Themse finden zu können.
Vielleicht hatte er mehr Glück als wir.
Gesättigt hatte Wladimir wieder neben mir Platz genommen. Auf seinen Lippen lag zudem ein glückliches Lächeln.
»Bist du wirklich so scharf auf Hamburger?« fragte ich noch einmal bei ihm nach.
»Und wie.«
»Wenn
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