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0553 - Geisterstunde

0553 - Geisterstunde

Titel: 0553 - Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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also mußt du auch einen Namen für mich finden.«
    »Für einen Traum ganz schön frech«, sagte er und sah sie für einen Augenblick überlegend an. Dann schnipste er mit dem Finger.
    »Anjushca«, sagte er. »Ich werde dich Anjushca nennen. Komm mit in die Küche, du kannst mir beim Frühstückmachen helfen.«
    ***
    Zeit verrann. Lautlos tickte die Uhr.
    Anjushca achtete nicht auf das Vergehen der Zeit. Zeit ist unwichtig für einen Traum, Träume sind nicht von Zeit abhängig.
    Sie dachte an Stepan und an den Kuß, mit dem er sich von ihr verabschiedet hatte. Innerhalb der letzten halben Stunde hatten sie sich aneinander gewöhnt.
    Seine anfängliche Unsicherheit war gewichen.
    Nach dem Frühstück.
    Sie hatten sich geküßt, sie hatten sich gestreichelt. Seine Finger hatten ihren Körper erforscht. Zärtliche Finger. Sie hatte die Berührungen genossen, sie sehnte sieh nach mehr. Viel mehr.
    Bin ich verliebt? fragte sie sich. Können sich Träume verlieben?
    Die Zeit verrann. Stepan kam bald zurück.
    ***
    Idiot! »brüllte der Genosse Funktionär! «
    »Wo sind Sie mit Ihren Gedanken, Karpatoff? Konzentrieren Sie sich auf Ihre Arbeit!«
    Stepan konnte sich nicht konzentrieren. Er dachte an Anjushca.
    ***
    Wie könnte ein Leben ohne Stepan wohl aussehen? fragte sich das Mädchen.
    Sicherlich leer, aber eines Tages würde es soweit sein.
    Träume sind unsterblich, sie altern nicht, Menschen aber sterben.
    ***
    Die Schläferin hörte nicht das leise Ticken der Uhr. Monoton, gleichmäßig. Ruhig drehte sie sich auf den Rücken, ohne dabei aufzuwachen. Ihre Lippen öffneten sich rhythmisch…
    Fantasie wurde zur Wirklichkeit.
    Zum realistischen Farbtraum.
    Stepan schritt über eine Wiese, seine Füße berührten tiefgrünes Gras, noch feucht vom Morgentau. Die schwarze heiße Sonne stand hoch am Himmel, fast im Zenit, warf bunte Schatten. Schatten, die in allen Farben des Regenbogenspektrums schimmerten.
    Stepans Gesicht, dann sein ganzer Körper wurden undeutlich und verschwanden in der Unendlichkeit einer schwarzer Sonne…
    Als Anjushca erwachte, waf das Bett neben ihr leer.
    ***
    »Kannst du dir vorstellen«, fragte Teri, »daß mir bei einer solchen Geschichte ein wenig bange wird? Vielleicht träume ich, daß einer von euch verschwindet, und wenn ich erwache, gibt es ihn wirklich nicht mehr? Oder einer von euch träumt, daß ich verschwinde, und danach gibt es mich nicht mehr?«
    Zamorra nickte. »Kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich meine, daß dir dabei bange wird. Aber keiner von uns ist entsprechend medial begabt. Ich weiß selbst nicht, was ich von diesem Fall halten soll. Auch Saranow hat keine endgültige Klarheit gewinnen können.«
    »Wie hat er davon erfahren?« wollte Teri wissen. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Anjushca zu ihm gekommen ist und ihm gesagt hat: Ich bin ein Traum, aber der mich geträumt hat, den habe ich weggeträumt!«
    »Was mich zusätzlich wundert«, sagte Nicole, die zusammen mit Fooly und Fenrir lautlos hinzugekommen war, »ist, daß sie nicht versucht hat, diesen Stepan Karpatoff wieder in die Wirklichkeit zurückzuträumen.«
    Die drei waren durch die Regenbogenblumen hergekommen. Zamorra hob bei Nicoles Äußerung die Brauen.
    »Vielleicht konnte sie das nicht«, sagte sie. »Vielleicht waren sie beide zu unterschiedlich, vielleicht teilte sich das Erträumen und das Zerträumen, um diese beiden Vorgänge mal auf recht holperige Weise zu formulieren, auf beide auf. Vielleicht waren sie nur eine Person in zwei Körpern… beziehungsweise zwei Träumen.«
    »Hat Boris nicht weitergeforscht?« fragte Teri.
    »Ich weiß es nicht, er hat uns die Geschichte nur so erzählt«, gestand Zamorra.
    Er wechselte einen schnellen Blick mit Gryf, der nur mit den Schultern zuckte.
    »Glaubst du«, fuhr Zamorra fort, »daß dieses Etwas aus Cardiff - dieses Was-auch-immer - tatsächlich andere Menschen beziehungsweise ihre Träume entsprechend manipulieren kann? Dieser Gregor hat schließlich nur eine Art erotischen Traum in die Wirklichkeit umgesetzt, und das auch nur für sich allein. Sein Pech, daß der Traum ihn dann in einer schwachen Stunde verschwinden ließ. Wie bei einem Computer, wenn du auf die Sicherheitsabfrage verzichtest und versehentlich eine Datei löschst und sie dann hinterher nicht wiederherstellen kannst. Vermutlich war Karpatoffs Verschwinden eher ein Versehen seines Traumgeschöpfes, weil das einfach nicht genug Erfahrung damit hatte. Das, womit wir es in

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