0553 - Geisterstunde
behagte.
Es schränkte seine Aktivitäten ein. Wenn es immer wieder ausweichen mußte, konnte es nicht richtig nachdenken.
Töte!
Die Forderung wurde immer drängender.
Doch es wollte nichts überstürzen. Zu schnelles Handeln führt zu Fehlern, und Fehler hatte es in Cardiff zur Genüge gemacht, weil es zu übereilt vorgegangen war. Dadurch war es selbst überrascht worden und als Teil des Ganzen mit in die andere Welt gezogen worden.
Nicht noch einmal…!
Aber der Drang zum Töten und Vernichten wurde immer stärker, ließ sich immer weniger unter Kontrolle halten…
***
Gryf und Teri genossen das älteste Spiel der Welt und schienen dabei ihre Umgebung völlig vergessen zu haben.
Nicole konnte nicht umhin, immer wieder einen Blick in die Richtung der beiden zu werfen, und das nun um so öfter, je heftiger ihr heißes Spiel wurde. Die Sträucher verbargen nur wenig von dem anreaenden Geschehen, entweder hatten die beiden ganz vergessen, daß sie beobachtet werden konnten, oder zumindest Teri zog eine provozierende Show ab.
Nicole, selbst kein Kind von Traurigkeit, schüttelte über soviel Freizügigkeit mit dem Kopf. Aber merkwürdig, irgendwie stand jetzt dauernd Zamorra vor ihrem geistigen Auge…
Versonnen würzte sie anstelle des Grillfleisches den Salat kräftig mit Pfeffer und Paprika.
Endlich kam Teri wieder zum Vorschein und zog Gryf an der Hand hinter sich her. »Komm, müder Krieger. Wir erfrischen uns ein wenig.«
Sie zog ihn mit sich zum Wasser, wo sie für eine Weile wie die Kinder herumplanschten, während Nicole ein paar der fertig gegrillten Steaks gegen rohe austauschte.
Zwischenzeitlich tauchten die Holzsucher wieder auf. Sie waren fündig geworden; Fenrir zerrte einen ziemlich langen, trockenen Ast mit sich, und Zamorra und Fooly hatten beide Arme voll mit kürzerem Holz und Astwerk, das die Bäume im letzten Frühsommersturm verloren hatten.
Zamorra entdeckte die Druiden ein paar Dutzend Meter flußabwärts im Wasser. Er gab Nicole einen Wiedersehenskuß und stellte fest, daß sie wesentlich herausfordernder zurückküßte als vorhin.
Da begann er zu ahnen, was Teri vorhin so Dringendes mit Gryf beabsichtigt hatte.
Es kostete ihn fast Mühe, sich aus Nicoles inniger Umarmung zu lösen, und erst als das Grillfleisch verbrannt zu riechen begann, widmete sich Nicole wieder ihrer Tätigkeit als Küchenchefin.
Zamorra schickte Fooly los, weiteres Holz zu holen, während er damit begann, das vorhandene Brennholz nach Indianer-Art aufzuschichten.
Ein paar Minuten später kehrten die beiden Druiden zurück. Gryf fahndete nach seiner von Teri weit verstreuten Kleidung, um sich wieder anzuziehen.
Aus Richtung der Regenbogenblumen bewegte sich etwas, und Ted Ewigk und seine Freundin Carlotta tauchten auf.
»William sagte uns, daß wir euch hier finden würden. Da sind wir also! Herzliches Beileid zum Ältergewordensein, ihr Geburtstagskindlein.«
Ted griff in einen mitgebrachten Beutel und warf Gryf eine Packung Pfeifentabak und dem Wolf einen Batzen Fleisch zu. Dann sah er Teri eingehender an und registrierte deren absolut mangelhaften Bekleidungszustand. »Warst du beim Finanzamt und mußtest dein letztes Hemd verpfänden?«
»Sieht eher so aus, als würde das schon wieder eine von diesen Feten werden«, seufzte Carlotta.
»Natürlich«, stellten Zamorra und Ted unisono fest.
Carlotta deutete auf Gryf, der gerade wieder in die Jeans schlüpfte. »Und wieso ist der auch ausgezogen? Ich meine, nicht, daß ich was dagegen hätte, wir Frauen wollen ja schließlich auch mal was Hübsches sehen.«
»Ich bin Opfer eines sexistischen Komplotts«, behauptete der Druide.
Derweil erhielt dieses »Komplott« lachende und laut rufende Verstärkung, die zwischen den Regenbogenblumen hervortrat; die telepathischen Zwillinge Monica und Uschi Peters, in einigem Abstand und würdigeren Schritts gefolgt von Robert Tendyke, der wie immer seine Lederkleidung im Western-Look trug.
***
Immer mehr Menschen trafen ein. Das körperlose Etwas verfiel allmählich in Panik. Es war sich nicht sicher, ob es ihm gelingen würde, tatsächlich alle Gegner und Mitwisser auf einen Schlag zu töten. Jeder, der hinzukam, kostete weitere Energie.
Und diese Energie begann auch langsam zu schwinden.
Es war an der Zeit, dem Drang nachzugeben, statt weiter analysieren zu wollen.
Es war an der Zeit, sich körperlich zu manifestieren und mit Hilfe dieses Körpers überraschend und tödlich zuzuschlagen.
Es
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