0555 - Verrat der Götter
lassen. Ich verlange etwas dafür, und es wird nicht gering sein!«
Nacheinander sah er die fünf Priester an. Er sah ihre Kristalle, die er mit einem raschen Druck seiner Hand zerbersten lassen konnte, wenn er wollte. Doch wozu sollte er sich diese Mühe machen?
»Es gelang uns, die größte Feindin des ORTHOS zu fangen«, stieß einer der Priester schließlich hervor. »Byanca ist in unserer Gewalt! Sie bieten wir dir zum Opfer an!«
Also doch!
Wokat lachte hallend. »Ah, das höre ich gern. Doch wo ist sie? Bin ich blind geworden, oder versteckt ihr sie vor mir?«
»Nein, Herr…«
»Dann her mit ihr!«
»Werdet Ihr sie töten?«
Wokat grinste. »Was sonst?« fragte er spöttisch. »Doch lasset mich nicht zu lange warten. Meine Geduld ist begrenzt, und vielleicht ist es euch bekannt, daß ich hier und heute auch noch anderes zu tun habe. Glaubt nicht, daß es mich freut, fern vom ORTHOS zu sein. Also wartet nicht, bis mein Wohlwollen in Zorn umschlägt.«
Das war der Moment, in dem der Hohepriester hereinstürmte. Tief verneigte er sich vor dem Gott des Verrats.
»Spar dir deine Huldigungen«, beschied Wokat ihm frostig. »Ich will Byanca!«
»Du wirst mehr bekommen«, flüsterte der Hohepriester, »Wenn du willst, wirst du auch Vitana erschlagen können! Wir liefern sie dir völlig hilflos aus.«
»Ha!« fauchte Wokat. »Das weiß ich langst! Was glaubst du, weshaln ich hier bin? Nur eurer lächerlichen Beschwörung wegen?« Nachdenklich und eindringlich starrte er den Hohenpriester an. »Nun, reden könnt ihr Sterblichen alle gut. Doch warum sehe ich keine Taten? Wo ist Byanca nun? Gebt sie mir endlich, bei den Tiefen der Finsternis, oder ich werde mich an euch schadlos halten, ihr sterblichen Würmer!«
»Wir holen sie…«
Der Gott hob die Hand. »Warte! Hat dieser Tempel nicht einen Turm? Dort hinauf schafft sie. Von dort wird sie nicht fliehen können. Und ich werde sie in der Luft zerreißen… hahaha… so wird ein altes Sprichwort endlich wahr!«
Wieder lachte er.
Und löste sich auf.
Oben auf der Spitze des Tempelturms wartete er nun, um sein Opfer in Empfang zu nehmen…
***
Hier ist doch etwas faul, dachte Damon. Die Ausstrahlung des Gottes war plötzlich schwächer geworden! Das konnte nicht an den Schatten des Wahnsinns liegen. Da waren andere Dinge im Spiel.
» Will dieser Kerl von Hohenpriester mich etwa hereinlegen? « fragte sich Damon.
Er lachte lautlos, als ihm aufging, daß die Schatten ihn gar nicht beeinflussen konnten. Er hatte sie doch selbst erschaffen und geprägt! Wie sollten sie ihm also die Nähe eines Gottes vorgaukeln können?
Die Göttin Vitana konnte noch nicht anwesend sein. Ihre Beschwörung hatte ja noch nicht einmal begonnen.
Also mußte ein anderer Gott erschienen sein. Mit Sicherheit einer des ORTHOS. Doch warum hatte man ihn gerufen? Der Verdacht keimte in Damon, daß man ihn hinterging.
Aber warum?
Er stand doch ebenso auf der Seite des ORTHOS!
»Nein, mich hintergeht man nicht«, murmelte er »und ich will wissen, was gespielt wird!«
Plötzlich bedauerte er es, seine schwarze Rüstung nicht bei sich zu haben. Doch er hatte nicht mehr die Zeit, sie holen zu lassen. Er mußte die Sachlage jetzt klären. Sofort!
Er setzte sich in Bewegung. Dorthin, wo er den Gott spürte.
Zum Turm!
***
Es blieb den von Cantho beeinflußten Tempelsoldaten nicht verborgen, daß sich ein Fremder im Gebäude aufhielt, der zu den Kellerräumen schlich.
Wenn dort selbst Tempelangehörige nichts zu suchen hatten, dann erst recht nicht ein völlig Fremder. Die Männer, nach wie vor dem geheimen magischen Befehl Canthos gehorchend, setzten sich in Bewegung.
Sie fanden einen bewußtlosen Priester in dunkler Kutte. Einer der Männer untersuchte ihn rasch. »Er ist unverletzt, und er trägt keinen Sternenstein mehr bei sich. Derjenige, der ihn betäubt hat, muß den Dhyarra-Kristall an sich genommen haben.«
Die Männer sahen sich an.
Worum auch immer es Cantho gehen mochte, sie waren dem OLYMPOS verschworen. Aber dieser hier trug die dunkle Kutte eines ORTHOS-Priesters!
Wie kam ein Diener der Dunkelmächte hier herein? Und wer war der Fremde, der ihn niedergeschlagen hatte?
Unter anderen Umständen wären sie letzterem vielleicht sogar freundlich gesonnen gewesen, hatte er ihnen doch einen Gegner praktisch vor die Füße gelegt. Aber er war unterwegs nach unten zu dem verbotenen Raum, von dem sogar die Tempelangehörigen ferngehalten wurden!
»Fessele den
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