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0555 - Verrat der Götter

0555 - Verrat der Götter

Titel: 0555 - Verrat der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Meisterwerk aus Silber und funkelnden Diamanten. Filigran gearbeitet, kunstvoll geformt. Winzige, feine Symbole der Liebe, Freundschaft und Fruchtbarkeit.
    Allein diese Krone mußte ein Vermögen gekostet haben. Tiana kannte den Handelswert von Schmuckstücken dieser Art durch ihren Vater, den Handelsherrn Joscan. Wenigstens zwei Auren mußte diese Krone gekostet haben, der Lohn eines Staatsbeamten für vier Jahre.
    Nun, Cantho konnte es sich leisten, solche Geschenke zu machen. Als Sohn eines Moguls war er mit Reichtum gesegnet. Eigentlich bedrückte es Tiana ein wenig. Ein sorgloses Leben stand ihr bevor. Aber war es das, was sie wollte?
    Sie dachte an ihren Vater. Auch Joscan war reich, gehörte zur Oberschicht von Salassar und zum Rat der Zehn. Aber ihm wurde nichts geschenkt. Er war Kaufmann. Wenn er mehrmals hintereinander eine Karawane durch die Überfälle von Räubern verlor, wenn seine Schiffe im Sooystmeer oder auf der khysalischen See sanken, dann war sein Reichtum dahin, verloren für immer…
    Hier aber war alles anders. Hier herrschte nicht der tägliche Kampf um die eigene Existenz. Sicher, Khysal wurde immer wieder von Kämpfen und Schlachtgetümmel erschüttert, wenn die Heere aus Grex und Rhonacon gegeneinander zogen und gezwungenermaßen durch dieses Land marschierten. Aber hin und wieder gelang es sogar, ihnen Wegezoll für freien Durchmarsch abzuhandeln. Es wurden Steuern eingezogen, am Hofe eines Moguls oder gar des Großmoguls würde es niemals Armut geben. Und Revolutionen hatte es in Khysal nicht mehr gegeben, seit Tiana denken konnte.
    Aber vielleicht würde sie sich an das sorgenfreie, abgesicherte Leben gewohnen. Hier, innerhalb der schützenden Mauern von Sestempe, gab es keinen Krieg, keine Verheerungen. Niemand wagte es, die Hauptstadt anzugreifen. Und wenn der viele Reichtum sie allzu sehr belastete, konnte sie vielleicht versuchen, die Not der Armen in Stadt und Land ein wenig zu lindern…
    Doch das war Zukunftsmusik. Erst einmal kam ihr Ehrentag. Ihre Vermählung mit Cantho, dem Sohn eines Moguls. Und die Göttin Vitana selbst würde erscheinen und ihren Segen geben! Was konnte einem jungen Mädchen Schöneres widerfahren?
    Sie freute sich darauf, konnte es kaum noch erwarten.
    Und die warnende Stimme, die Angst tief in ihr, war verdrängt.
    ***
    Im Land Grex, im Norden der Hauptstadt Aronyx und unweit des Tal der Trolle, lag in einer Felsenhöhle des Gebirgsmassivs der Regenbogenkristallpalast des ORTHOS. Hier war der Hort der Götter des Krieges und der Finsternis. Von hier aus lenkten die dunklen Götter die Geschicke der Welt - sofern sie in diesem Unterfangen nicht von ihren Gegenspielern aus dem OLYMPOS behindert wurden.
    Zuweilen erreichten auch die Rufe der Menschen den ORTHOS. So wie in diesem Moment, als die dunklen Priester in Sestempe Wokat anriefen, den Gott des Verrats. Er vernahm die wispernden Worte der. Sterblichen, die leise hallend an sein Ohr drangen, wieder und wieder.
    Im ersten Augenblick war er verärgert, hatte er doch längst dem Sterblichen Cantho sein Erscheinen zugesichert. Weshalb also jetzt noch dieser zusätzliche Aufruhr?
    Dann jedoch erfuhr er, daß man ihm ein weiteres Opfer darbieten wollte - ein einmaliges Opfer, wie es noch nie dargebracht worden war! Und wie es auch nie wieder dargebracht werden konnte!
    Sollte etwa jene Byanca gemeint sein, die sich mit dem halbwegs abtrünnigen Damon zusammengetan hatte? Nur sie war etwas, das einmalig war in der Straße der Götter. Sie und Damon…
    Niemals wieder würde es Geschöpfe wie diese beiden geben.
    Es erfreute Wokat. Byancas Tod würde Damon wieder an seine Bestimmung erinnern. Ein Sieg über den OLYMPOS rückte damit wieder in greifbare Nähe.
    Zumal Wokat an diesem Tag auch der Göttin Vitana einen Denkzettel verpassen würde.
    Er verließ den ORTHOS, stieg hinauf ins Licht des Tages und jagte als in grellem blauen Licht aufzuckender Blitz fauchend und heulend seinem Ziel entgegen.
    Das Ziel hieß Sestempe, mehr als fünf Tagesreisen vom ORTHOS entfernt. Wokat legte diese Entfernung innerhalb eines menschlichen Herzschlags zurück.
    ***
    Damon fuhr zusammen.
    »Was ist das?« stieß er hervor. Fragend sah er den Hohenpriester an, der neben ihm stand.
    »Was soll sein?« fragte er überrascht.
    »Ich spüre… die Nähe eines Gottes«, sagte Damon nachdenklich.
    Unwillkürlich glitt seine Hand an den Griff des Schwertes, das er ständig bei sich trug. Eigentlich brauchte er es hier im eroberten

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