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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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enthielt ich mich einer Antwort. Sie hielt die Augen offen. Ich konzentrierte mich auf ihren Blick, der mir ungewöhnlich vorkam. Ich fand einfach keine Erklärung dafür. Es war ein blasser, ein völlig leerer Blick, der keinerlei Gefühle zeigte.
    Da lag möglicherweise eine lebende Tote vor mir, ein Zombie, der bereits seine Strafe erhalten hatte.
    Trotzdem, der Gedanke daran wollte mir nicht gefallen. Hätte sie tatsächlich ihre Strafe erhalten, wäre sie vernichtet worden. Guywano, der die dunkle Seite des Landes regierte, kannte darin keine Gnade.
    Jarveenas Hände lagen gefaltet dicht unter ihrer Brust. Nun bewegte sie die Finger. Sie kamen mir länger vor als bei der ersten Begegnung. Vielleicht lag es auch an den Nägeln, die gewachsen waren. Krank sahen sie aus, ohne irgendwelche Farbe. »Ich weiß, daß zahlreiche Gedanken in deinem Kopf umherschwirren. Du willst sicherlich eine Erklärung haben.«
    »Genau.«
    »Du hast einiges zerstört.«
    »Weshalb?«
    »Du hättest einfach nicht kommen und den Kutscher vernichten dürfen. Denn du kannst das Schicksal nicht verändern, John Sinclair. Es ist vorgeschrieben. Dieses Land hat seine eigenen Gesetze, denen du dich fügen mußt. Begreifst du das?«
    »Immer, Jarveena. Aber komm zur Sache. Bisher hast du mir zu allgemein gesprochen. Was soll oder muß ich tun?«
    »Da der Kutscher nicht mehr existiert, wirst du seine Aufgabe übernehmen.«
    Ich bewegte mich nicht. Damit hätte ich nicht gerechnet. Jarveena sah meinen mißtrauischen Gesichtsausdruck und lächelte noch breiter. Dann richtete sie sich auf, stieß aber sehr bald schon mit dem Kopf gegen die Unterkante des Sargdeckels.
    »Wir fahren also weg. Darf ich fragen, wohin ich dich bringen soll?«
    »Natürlich, John Sinclair. Ich will dich zuvor noch an gewisse Dinge erinnern.«
    »Tu das.«
    »Erinnere dich daran, wie du es geschafft hast, mich aus dem Verkehr zu ziehen. Man hat mich geholt, man hat mich in den anderen Teil des Landes geschafft, in die Welt des Guywano. Ich hatte versagt, deshalb mußte ich meine Strafe bekommen. Man saß über mich Gericht, und Guywano beschloß, mich langsam sterben zu lassen. Er wollte meine Qualen auskosten. Über eine gewisse Zeit hinweg, sogar bis heute, bin ich nicht tot und nicht lebendig. Ich lebe in einem Zwischenstadium. Dieses Stadium hört erst auf, wenn ich endgültig den Tod gefunden habe. Ich soll in Aibon vernichtet und begraben werden. Der Kutscher hatte die Aufgabe, mich zu meiner Grabstätte zu bringen. Ihn gibt es nicht mehr, deshalb mußt du mich dorthin schaffen.«
    »Wie schön. Nur kenne ich sie nicht.«
    »Die Schimmel wissen den Weg. Die Tiere kennen die Grabstätten in Aibon. Es ist alles sehr simpel. Schaffe mich dorthin und gib mir den endgültigen Tod.«
    »Wo ist der Trick?«
    »Ich kenne keinen.«
    Mein Lachen mußte ihr rauh in den Ohren klingen. »Ich habe noch nie erlebt, daß meine Feinde ohne Tricks arbeiten. Da wirst auch du keine Ausnahme machen, Jarveena.«
    »Muß ich dir noch sagen, daß hier in Aibon alles anders ist, John Sinclair?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Dann verliere keine Zeit mehr – bitte. Auch ich möchte endlich erlöst werden.«
    »Schön. Nehmen wir an, ich komme deinem Wunsch nach. Da wäre noch etwas zu klären.«
    »Was denn?«
    »Es geht mir um deine Begleiter. Was haben sie hier verloren? Weshalb mußten sie ihre Welt verlassen, um in das Reich zwischen Gut und Böse zu gelangen?«
    »Sie hörten von Aibon. Sie sind sensible Geschöpfe, von vielen anderen verstoßen und ausgestoßen. Deshalb wandten sie sich anderen Dingen zu. Sie versuchten, hinter gewisse Geheimnisse zu gelangen, und sie fanden auch die Verbindung zu Aibon.«
    »Durch wen?«
    »Guywano und ich taten es gemeinsam. Ich wollte eine prunkvolle Beerdigung bekommen, mit einer großen Begleitung, einer Kutsche und einem Kutscher, dessen Aufgabe nun du übernommen hast, John Sinclair.«
    »Das kann ich sogar verstehen. Nur begreife ich nicht, aus welch einem Grund sich die Menschen verändern und mit Totenschädeln herumlaufen. Das ist mir ein Rätsel.«
    »Es ist einfach der Preis des Landes Aibon, mehr nicht. Jeder von ihnen besitzt noch die alte Vorstellung vom Jenseits und vom Tod. Und die wollten wir ihnen nicht rauben. Sie haben immer das Gefühl, das Jenseits zu sehen. In ihre Träume griffen wir ein, wir vermischten Traum und Wahrheit, die Ströme aus dem Totenreich erfaßten auch sie. Das ist alles, John Sinclair. Aibon kennen sie nicht,

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