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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem Kinn hatte ich ihn getroffen. Sein Körper streckte sich, als er vom Boden abhob und auf die Pferde zuflog.
    Er rollte sich über den Boden und geriet dabei noch unter die Bäuche der Schimmel, die allerdings ruhig auf dem Fleck standen, als wären sie so etwas gewohnt.
    Paul Camrum stützte sich auf seiner Klinge ab. Etwas mühsam stemmte er sich hoch. Dann schleuderte er die Waffe. Ich hatte die Beretta gezogen, zielte und schoß, noch bevor er die Mordwaffe loslassen konnte.
    Die geweihte Silberkugel erwischte seinen häßlichen Schädel, spaltete ihn, und grüne Trümmer flogen zu allen Seiten hinweg. Grün als Zeichen des Landes Aibon, in dem wir uns befanden.
    Die Wucht, des Treffers hatte den Mann zu Boden geschleudert, wo er durch einen feinen Staubfilm rollte, der sein Ende fast noch verdeckte. Ich sah nur für einen Moment sein wahres Gesicht wie eine Projektion über der Stelle schweben, wo einmal der Skelettschädel seinen Platz gefunden hatte.
    Dann war auch dieses Bild verschwunden. Dieser Mann würde nie mehr aus dem Jenseits zurückkehren.
    Ich ließ die Waffe sinken, drehte mich und konnte erkennen, daß sich niemand aus der Schlange gerührt hatte. Die Veränderten schauten nur zu, ruhig brannten die Flammen ihrer Kerzen.
    Ich steckte in einem Bild, das dem Betrachter einen gewissen Ausschnitt der aibonschen Welt zeigte. Man konnte mich sehen, nur wußte man nicht, wie ich wieder aus dem Bild herauskommen sollte. Ich mußte mich also in die Szene einfügen und sie vielleicht auch verändern.
    Wobei sich natürlich die Frage stellte, ob es sich überhaupt um ein normales Gemälde handelte oder nicht etwa um ein magisches Werk, ähnlich einem Hologramm, das Dreidimensionalität vorgaukelte. Gleichzeitig war dieses Bild ein Dimensionstor für Aibon.
    Langsam bewegte ich mich auf die Kutsche zu. Die vier Laternen schaukelten sanft. Ihr Schein schwebte als zittriges Weißgelb über die lackierten Flächen.
    Der Sarg stand dort, wo ich ihn auch zuvor gesehen hatte. Noch immer lag Jarveena darin.
    Ich kletterte auf die Ladefläche. Diesmal würde mich wohl kaum jemand stören.
    Neben dem gläsernen Sarg blieb ich knien. Von oben hier fiel mein Blick in das Gesicht der Frau. Diesmal hatte ich es mit umgekehrten Vorzeichen zu tun, ich lag nicht im Sarg.
    Jarveenas Gesicht hatte sich verändert. Von der ursprünglichen Feinheit der Züge war nicht mehr viel vorhanden. Ihre Haut wirkte alt und auch grau. Das ehemals goldene Haar wirkte stumpf und alt.
    Noch immer trug sie das lange Kleid, das ich kannte. Auch da hatte sich der Stoff verändert. Er zeigte zahlreiche Flecken, dicht oberhalb der bloßen Füße war der Saum eingerissen.
    Ich konzentrierte mich auf ihr Gesicht und wurde den Eindruck nicht los, daß Jarveena genau wußte, wer sie anschaute. Der Beweis dafür war das Grinsen, das über ihre Lippen huschte.
    Es zeigte einen wissenden und gleichzeitig hinterhältigen, teuflischen Ausdruck.
    Mir gefiel es überhaupt nicht. Ich dachte auch über das Stilleben, in das ich hineingeraten war, nach. Was sollte ich unternehmen?
    Versuchen, die Frau aus ihrer gläsernen Totenkiste zu holen? Wohl kaum, dann würde möglicherweise alles wieder von vorn beginnen.
    Dieses gesamte Motiv mußte etwas zu bedeuten haben. Was war der Grund für das Vorhandensein der schwarzen Kutsche und der Personen mit den bleichen Totenköpfen?
    Ich fing damit an, den Sarg zu untersuchen. Vielleicht gab es irgendwo Schlösser, die beide Hälften zusammenhielten? Nein, sie saßen aufeinander wie festgeklebt.
    Plötzlich hörte ich eine Stimme. Sie klang nicht laut, eher wie das Säuseln des Windes, und sie erreichte mein Gehirn, nicht die Ohren.
    Jemand nahm auf telepathischem Weg Kontakt mit mir auf.
    »Ich grüße dich, John Sinclair…«
    »Hallo, Jarveena«, entgegnete ich.
    »Da sind wir wieder zusammen.«
    »Richtig. Nur wundere ich mich darüber, daß du noch existierst. Ich kann mich daran erinnern, daß die Trooping Faries kamen, dich packten und mitnahmen. Das haben als Zeugen auch Suko und der rote Ryan gesehen. Weißt du es noch?«
    »Ja, ich weiß es.«
    »Und?«
    »Du siehst, daß ich noch lebe.«
    »Dann hat man dich nicht weggeschafft und getötet? Ich frage mich natürlich nach dem Grund…«
    »So einfach ist es nicht, eine Person wie mich zu vernichten. Ich bin etwas Besonderes. Das müßtest du doch auch damals schon bemerkt haben, Sinclair…«
    Ich wollte ihre Arroganz nicht noch weiter verstärken. Deshalb

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