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0559 - Kapitän Sensenmann

0559 - Kapitän Sensenmann

Titel: 0559 - Kapitän Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kreis.
    Die drei Riemen glitten in dem Moment hervor, als sich der Papagei niederstürzte.
    Ob Suko sein Ziel war, konnte er nicht genau erkennen. Er wollte es auch nicht darauf ankommen lassen und handelte sofort. Zusammen mit seinem rechten Arm schwang auch die Peitsche hoch, wobei sich die drei Riemen entfalteten wie zuckende Finger einer weit gespreizten Hand. Der Vogel spürte die Gefahr nicht. Er schrie noch immer, dann jaulte er auf, als ihn die Riemen erwischten.
    Sie hatten ihn dabei nur gestreift, das jedoch reichte voll und ganz.
    Er flatterte wild mit den Flügeln, schraubte sich noch einmal in die Höhe und gab ein Geräusch von sich, das an eine verstimmte Sirene erinnerte.
    Noch einmal bewegte er kraftvoll beide Flügel. Genau bis zu dem Moment, als sie sich auflösten und als Staub zu Boden rieselten.
    Ebenso wie der andere Körper des Papageis. Zum Schluß fiel der Kopf in die Asche. Er zerbrach wie dünnes Geschirr.
    Also doch. Kein normales Tier, ein magisch beeinflußtes. Und es hatte in den Nebel fliegen wollen.
    Suko starrte die Wand an.
    Sie war wieder gewandert. Ihm kam es so vor, als hätte sie an Breite zugenommen, aber auch an Höhe. Ein Gebirge aus Nebel, in dem sich möglicherweise der Schrecken verbarg.
    Selbst Suko bekam eine Gänsehaut, als er in diese unnatürliche Wand hineinschritt.
    Feuchte Tücher umwehten sein Gesicht. Sie waren wie streichelnde Totenfinger, glitten an seiner Haut entlang, wehten vorbei oder rollten sich hinter ihm zu Wolken zusammen.
    Noch konnte Suko nichts erkennen. Er wußte auch nicht, wie weit er vom Rand der Klippen entfernt war. Die nächsten Schritte konnten schon lebensgefährlich werden.
    Aus Sicherheitsgründen blieb er stehen und brauchte nicht einmal lange zu warten.
    In dem Nebel erschien so etwas wie ein Fleck. Sehr groß und breit, auch heller. Ein Fleck, der allmählich nun Konturen bekam und zu einem Gebilde heranwuchs, das dem Inspektor nicht unbekannt war. Vor ihm ragte der gewaltige Bug eines alten Seglers in die Höhe. Er kannte das Schiff, es hatte sich nicht verändert. Es sah die Segelfetzen, die Reste der Takelage, die Knoten, die Taue, die halbverwesten Zombies, die sich an den Leinen hoch über dem Deck festklammerten.
    Er sah auch noch mehr.
    Käpt’n Sensenmann. Er stand wie ein Feldherr auf der Gräting, dabei seinen Säbel als fürchterliche Waffe schwingend…
    ***
    Ich hatte die Frau vorgehen lassen und die Tür mit einem harten Schlag wieder geschlossen.
    Ich konnte diesen Besuch als zweiten bezeichnen, nur war die Atmosphäre diesmal eine andere.
    Sie stand eisig zwischen uns.
    Harriet Bowman setzte sich nicht hin. Sie blieb stehen, das Kreuz gegen das vorspringende Unterteil eines Holzschranks gelehnt. Die Lippen zusammengekniffen, die Augen zu Schlitzen verengt, so schaute sie mir ins Gesicht.
    In ihrem Blick stand keine Freundlichkeit, kein Entgegenkommen, dafür Feindschaft.
    Auch ich blieb stehen. Wir taxierten uns. »Haben Sie es sich überlegt, Mrs. Bowman?«
    »Was sollte ich mir überlegt haben?«
    »Die Wahrheit zu sagen.«
    Sie lachte mich schallend an. »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt, Sinclair.«
    »Möglich. Ich glaube Ihnen sogar, daß Sie beim Erscheinen des Kapitäns ohnmächtig geworden sind, aber es ist nicht die volle Wahrheit. Sie sind derart verstockt, Mrs. Bowman, daß Sie sogar den Tod Ihrer Tochter in Kauf nehmen.«
    »Den Tod!«
    »Sie haben sich nicht verhört.«
    »Woher, Sinclair«, blaffte sie mich an, »wollen Sie wissen, daß meine Tochter tot ist?«
    »Dann lebt sie vielleicht?«
    Sie breitete die Arme aus, als würde sie hier in ihrem eigenen Haus eine Rolle spielen. »Es ist alles möglich.«
    »Und Emily Cartwright?«
    »Sie war hier.«
    »Das weiß ich. Aber was haben Sie ihr angetan? Oder was haben Sie mit ihr gemacht? Sie weggeschickt? In den Tod?«
    Harriet Bowman lachte böse. »Ich habe niemanden weggeschickt, Mr. Sinclair.«
    Ich blieb bei dem Thema. »Sie lebt nicht mehr – oder?«
    »Wie kann ich das wissen?«
    »Wohin ist sie gefahren?«
    »Ich habe sie nicht gefragt.« Diese Frau stellte sich verstockt an.
    Ich würde aus ihr kein Wort mehr herausbekommen. Sie kam mir auch vor, als wäre sie auf irgendwelche Aussagen festgelegt worden. Eine eigene Meinung besaß sie nicht mehr. Mit einer ruckartig angesetzten Bewegung löste sich Harriet Bowman vom Schrank und nahm die Whiskyflasche von der Konsole. Den Korken zog sie rasch heraus, setzte die Flasche an den Mund und trank

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