0559 - Kapitän Sensenmann
Gürtel gesteckt. Ein Schlachtplan lag auch schon vor. Wenn eben möglich, wollte er sich Käpt’n Sensenmann als ersten vornehmen.
Sehr schwungvoll glitt er über die Reling, landete auf den alten, ihm weich vorkommenden Planken und orientierte sich in Richtung Bug, weil er dort den Rädelsführer entdeckt hatte.
Nebel umgab ihn, die Sicht war verdammt schlecht. Wenn etwas passierte, war es mehr zu ahnen.
Er sah seinen Hauptgegner nicht, dafür hörte er ihn. Immer wenn die Holzprothese des Kapitäns das Deck traf, hörte Suko einen dumpfen Laut.
Leider verzerrte der Nebel die Richtung der Geräusche. Sensenmann konnte sich am Bug aufhalten, ebensogut auch an der Steuerbordseite des Schiffes.
Kam er näher?
Etwas anderes geschah. Suko besaß zwar im Rücken keine Augen, er spürte jedoch den Luftzug und drehte sich gedankenschnell, wobei er gleichzeitig zur Seite tauchte.
Aus den alten Segelfetzen fiel eine mit einem Entermesser bewaffnete Gestalt auf ihn herab. Ein widerliches, lebendes Skelett, das Suko mit einem Streich den Hals durchtrennen wollte.
Der Inspektor trat zu. Er traf den Knochenmann, schleuderte ihn zu Boden und hämmerte mit der Peitsche zu.
Das Skelett löste sich auf.
Wieder einer weniger!
Jetzt aber kamen sie von allen Seiten. Sie griffen auch nicht an, denn sie waren nach der Vernichtung ihres Artgenossen viel vorsichtiger geworden.
Suko ließ sie eiskalt kommen. Es machte ihm auch nichts aus, als sie den Ring um ihn enger zogen. Wenn es soweit war, würde er ihn schon sprengen.
Leider wußte Suko noch immer nicht, wie viele Feinde er gegen sich hatte. Das konnten fünf sein, aber auch zehn oder noch mehr.
Ohne den Anführer versteht sich.
Sie alle waren mit Säbeln oder Degen bewaffnet. In manch lippenlosen Mäulern klemmten auch die Breitseiten scharfer Messer, mit denen sie auch hervorragend umgehen konnten.
Suko merkte nicht, daß sich das Schiff bewegte. Ihm kam es vor, als würde es auf einer Stelle verharren. Dabei trieb es der Nebel weiter, seinem nächsten schrecklichen Ziel entgegen.
Zu zweit griffen sie an.
Suko schlug mit der Peitsche zu, erwischte den ersten, teilte ihn, und der zweite lief in das geweihte Silbergeschoß, denn der Inspektor hatte auch seine Waffe gezogen.
Die Gestalten sanken innerhalb einer Staubfahne zusammen, die Waffen aber blieben.
Da erwischte Suko ein Schlag in den Nacken. Er hörte das Lachen, fiel nach vorn, prallte auf, drehte sich und sah Käpt’n Sensenmann wie ein Phantom im Nebel.
Er hatte mit einem Stück Holz geworfen und Suko ebenso getroffen, wie Mrs. Bowman seinen Freund John Sinclair, aber davon wußte der Chinese nichts.
Die anderen sahen ihre Chance.
Blitzschnell waren sie da. Suko rollte sich über die Planken. Er kam sich vor wie Burt Lancaster in seinen besten Tagen, als er einen Freibeuter gespielt hatte.
Aber Suko war nicht der Rote Korsar, und er befand sich auch nicht in einem Film.
Plötzlich spürte er den Schmerz in der linken Wade. Eine Säbelklinge hatte ihn dort erwischt.
Blitzschnell zog er das Bein an, der zweite Stich verfehlte ihn, der Säbel rammte in das Holz, und Suko bekam Gelegenheit, aufzuspringen.
Fast wäre er mit dem linken Bein wieder zusammengeknickt, doch er war hart im nehmen.
Mit einem Schuß holte er den nächsten von den Beinen, dann klammerte sich eine Knochenklaue an seinen linken Arm und zog ihn nach unten. Ein anderer lief auf ihn zu, schwang seinen Säbel, und Suko rammte trotz der Schmerzen seinen linken Fuß gegen die halbverweste Gestalt, so daß diese zurückflog.
Mit einer Drehbewegung befreite er sich endlich vom Klammergriff an seinem Arm und schleuderte die Gestalt zwei anderen entgegen. Sie gerieten in ein Durcheinander aus Knochen und Schädeln.
Suko feuerte.
Drei Kugeln benötigte er, da hatte er die nächsten drei Gestalten zu Staub zerfallen lassen.
Einer war noch da. Er schwang an einem Tau heran, ein Entermesser zwischen den nicht mehr vorhandenen Lippen, den Degen in der rechten Knochenhand. Mit ihm wollte er Suko den Schädel spalten.
Der Inspektor wich aus und griff dann mit der Dämonenpeitsche an.
Sie klatschten voll ins Ziel. Der Zombie-Pirat hing noch am Tau, als er sich bereits auflöste. Sein Säbel fiel dem Inspektor buchstäblich vor die Füße.
Die Beretta steckte Suko weg, nahm statt dessen den Säbel an sich und drehte sich auf der Stelle.
Niemand griff ihn mehr an.
Hatte er alle erledigt?
Das wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Aber
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